Die vergangene Nacht hatte eine Seite des Balladeers hervor gebracht, welche Luana bislang fremd war. Gewöhnliche Menschen werden sicher keine Gelegenheit haben ihn auf diese Weise kennenzulernen. Vielleicht ist dies der entscheidende Vorteil, den Luana benötigte... denn nun weiß sie, was sie tatsächlich zu tun hat.
Trotz des neu gewonnenen Verständnis über das Wesen ihres Masters, verliefen die darauffolgenden Tage relativ ereignislos.
Zum ersten Mal hatte Luana das Gefühl sich als seine Assistentin wirklich nützlich machen zu können. Sie erledigte einfache Nebenaufgaben, bearbeitete einige Dokumente und leitete Nachrichten sowie Befehle weiter. Inzwischen senkt auch der letzte Fatui Soldat in ihrer Anwesenheit ehrfürchtig den Kopf. Diese Reaktion resultiert zwar lediglich aus ihrer Angst vor Scaramouche, daran stört sie sich allerdings nicht. Immerhin kann sie somit leichter mit ihnen umgehen und ihre Aufgaben effizienter erfüllen.
Und so gab es auch keine weiteren Zwischenfälle, welche Luana hätten daran hindern können wieder in ihrem eigenen Zelt zu schlafen. Der Harbinger verlor kein Wort über die vergangene Nacht, in der sie sich näher kamen. Ob er absichtlich seinen Arm um sie gelegt hatte, erfuhr Luana nicht. Aber danach fragen würde sie noch weniger. Kaum zu erwarten war allerdings die positive Stimmung, mit der er sie am nächsten Morgen aufweckte.
,,Wach auf, Schlafmütze, raus aus den Federn."
Als seine Assistentin verschlafen die Augen öffnete und ihn im Eingang des Schlafbereichs erblickte, schüttelte der Dunkelhaarige bloß lachend den Kopf.
,,Sag mir nicht, du hast wirklich gedacht, dass ich dich so aufwecken würde," grinste er daraufhin und verschwand wieder im Innenraum des Zeltes. In den darauffolgenden Sekunden kam sie nicht umher ein wenig perplex auf die Stelle zu starren, an der er kurz zuvor noch gestanden hatte.
Und seine Laune verschlechterte sich seitdem allem Anschein nicht mehr. Es ist beinahe unheimlich. Grade als Luana glaubte, ihn ein klein wenig besser durchschauen zu können, verhielt er sich plötzlich noch unvorhersehbarer als sonst.
Neben der seltsam guten Stimmung des Balladeers in dieser Zeit, gewährte sie Luana jedoch auch ein paar Tage der Erholung. Die Wunde an ihrer Schulter verheilte gut. Inzwischen zieren zwei große Narben ihre Arme. Das Messer des Schuldeneintreibers gegen den sie in der letzten Prüfung des Harbinger gekämpft hatte, hinterließ ebenfalls eine tiefes Mal in ihrer Haut. Für Luana sind diese Narben jedoch weniger störend, sondern viel mehr eine Erinnerung daran, weshalb sie dies alles auf sich nimmt.
Sie würde ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Und eben deswegen will sie an diesem Morgen eine besondere Bitte an ihren Master richten. Nachdem sie ihre Arbeit in den vergangenen drei Tagen vorbildlich erledigte hatte, erhofft Luana sich eine kleine Belohnung von ihm. So könnte man es zumindest ausdrücken. Und solange er ihr positiv gesonnen ist, sollte sie diese Gelegenheit möglicherweise für sich nutzen.
Als sie das große Zelt betritt, in dem Scaramouche in den letzten Tagen seinen eigenen Verpflichtungen als Harbinger nachging, findet sie diesen über einige Pläne gebeugt vor, die auf einem großen Tisch verteilt sind. Neben ihm eine Spiegeljungfrau und zwei Fatui Plänkler. Sobald er Luana erblickt unterbricht der Dunkelhaarige jedoch seine Anweisungen, welche er den anderen Anwesenden gab und sieht fragend zu ihr auf.
,,Du bist heute früher hier als sonst," stellt er lediglich fest, ,,gibt es irgendetwas wichtiges?"
,,Entschuldige, Master, wenn ich störe, kann ich auch wann anders wiederkommen."
Der Balladeer schüttelt allerdings mit dem Kopf.
,,Sag mir lieber direkt was du willst und ich werde sehen, ob ich in der Stimmung bin, dir weiterzuhelfen. Wie wäre das?"
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To Be Hated By Her
FanfictionDer Grad zwischen Liebe und Hass ist sehr schmal, so sagt man... Doch in Luanas Fall kann davon nicht die Rede sein. Sie hasst den Mörder ihrer großen Schwester mit jeder Faser ihres Körpers. Dies könnte ihr allerdings früher oder später zum Verhäng...