22 - Die Bedeutung ihres Namens

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So langsam beschleicht Luana das ungute Gefühl, dass sie ein Talent dazu besitzt, sich immer wieder in unangenehme Situation wie diese zu bringen. Jedoch... in Anbetracht des schelmischen Grinsens auf den Lippen ihres Gegenübers, entspricht dies wohl nur der halben Wahrheit. Denn es ist unverkennbar, wie sehr der beschämte Gesichtsausdruck seiner Assistentin den Harbinger zu amüsieren vermag.

,,Keine Angst," schmunzelt Scaramouche nun und breitet seine Arme aus, ,,ich werde auch nicht beißen, versprochen."

Im Schutz der spärlichen Scheune könnte niemand sie sehen. Das wenige Licht, welches bloß vereinzelt seinen Weg durch die kaputten Holzdielen im Dach findet, verbirgt einen Großteil seiner Gestalt im Schatten.

Genau genommen war es ja ihre Bitte gewesen. Nachdem ihre Haut sich allmählich taub anfühlte und die nasse Kleidung ihren Körper immer mehr abkühlte, war Luana gezwungen eine Möglichkeit zu finden, um sich aufzuwärmen. Allerdings ist die Herangehensweise des Balladeers in diesem Fall doch wohl mehr als fragwürdig.

Die Sache könnte andererseits aber bloß noch schlimmer für sie enden, wenn sie es wagte seine Hilfe einfach so abzulehnen.

Somit geht Luana zögerlich ein paar Schritte auf den Dunkelhaarigen zu. Um nicht länger auf seinen Oberkörper starren zu müssen, sieht sie ihm direkt in die Augen. Finsternis getarnt hinter einem unheilvollen Lächeln. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen?

,,Du musst schon ein wenig näher kommen, wenn das hier funktionieren soll," fordert der Harbinger sie auf. Dass Luana nun diejenige sein soll, die den Körperkontakt zu ihm sucht, macht das Ganze nicht unbedingt leichter. Natürlich will er damit ihre Zwangslage bloß ausnutzen, sehen wie sie sich willentlich dazu entschied ihm näher zu kommen. Scaramouche weiß ganz sicher, wie er sie dazu bringen kann, nach seiner Nase zu tanzen.

Und so unratsam es auch sein mag, so wissen beide von ihnen, dass Luana einer direkten Aufforderung nicht ohne weiteres widersprechen würde.

Noch ein Stück näher. Die Grenzen zwischen einem Vorgesetzten und seiner Assistentin scheinen mit jedem Schritt ein wenig zu schwinden. Genau genommen wurden diese jedoch inzwischen mehr als nur einmal überschritten. Mit jedem weiteren Tag wird ihre Beziehung vertrauter, die Bande stärker. Womöglich sollte es sie beunruhigen. Allerdings hält Luana weiterhin an dem Gedanken fest, dass es sich eines Tages als Vorteil erweisen könnte sein Wesen besser zu verstehen. Und wenn dies ebenfalls bedeutete eine gewisse körperliche Nähe zu ihm aufzubauen, würde sie sich wohl damit abfinden müssen.

Ihre Gesichter trennen nun bloß noch wenige Zentimeter. In den Augen des Balladeers liegt ein zufriedenes Funkeln, während er den Blick über seine vor Kälte zitternde Assistentin wandern lässt. Der wenige Stoff, welcher nur noch ihre Haut bedeckt, ist vollkommen durchnässt und schmiegt sich an jede Kontur ihres Körpers heran. Luana bemüht sich ihre Verlegenheit zu verstecken, was diese gesamte Situation in den Augen des Dunkelhaarigen jedoch bloß noch interessanter macht.

,,Gut, jetzt leg deine Arme um mich," befiehlt er ohne den Blick von ihr abzuwenden.

Luana versucht ihren bebenden Körper unter Kontrolle zu bringen. Ob diese starke Reaktion lediglich von der Kälte oder ebenfalls ihrer Nähe zu dem Harbinger herrührt, ist wohl ungewiss. Aber diese Tatsache ist nun eher nebensächlich in Anbetracht der Augen Scaramouches, die abwartend auf ihr ruhen.

Also springt Luana über ihren eigenen Schatten. Sie streckt zögerlich ihre Hände nach ihm aus und schlingt die Arme um seinen Oberkörper.

Ohne einen Großteil ihrer Kleidung fühlt sich diese Berührung noch viel intimer an, als erwartet. Ihre Fingerspitzen auf seinem Rücken. Die Innenseite ihrer Arme an seiner Taille. Ihr Gesicht nahe seines Halses. Überall wo Luanas Haut die seine berührt, fühlt es sich an, als breiten sich tausende winzig kleine Nadelstiche über ihren Körper aus.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt