37 - Die Kontrolle ihres Verstandes

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Die Augen des Balladeers richten sich auf seine Assistentin. In ihrem Blick schwingt ein Hauch von Trübsinn mit, als sie ihn ansieht. Doch dies lässt seine Gesichtszüge nicht weniger hart wirken.

Es handelt sich um diese Art von Blickkontakt, welcher bloß für den Bruchteil von Sekunden anhält und der dennoch sehr viel mehr an Informationen vermittelt, als Worte alleine es jemals könnten.

Eine junge Frau, die bereit ist alles zu tun, um ihren Master von seinem Vorhaben abzuhalten.

Und ein Mann, dessen selbst auferlegte Bestimmung ihm jegliche Chance darauf nimmt das zu sehen, was direkt vor ihm liegt.

Beide sind sie zu stur, um zu erkennen, dass die wahre Lösung für all ihre Probleme nicht darin liegt den jeweils anderen als Feind zu betrachten.

Scaramouche tritt an Luana vorbei und auf die Tür hinter ihr zu. Auch Il Dottore setzt sich nun in Bewegung. Ehe die beiden den Raum verlassen, wendet der Dunkelhaarige sich jedoch nochmals an seine Assistentin.

,,Du begleitest Azar zur Akademie und holst alle göttlichen Wissenskapseln, die dort sind. Danach kommst du sofort wieder hierher zurück, verstanden?"

Luana schenkt ihm zur Antwort bloß ein schwaches Nicken. Ihre Gedanken zu ordnen fällt ihr in diesem Augenblick nicht sonderlich leicht, nachdem sie zuvor für einige Minuten von dem gesamten Geschehen um sie herum abgedriftet war. Es dauert ein paar Sekunden bis sie in der Lage ist seine Worte vollständig aufzunehmen.

,,Hältst du es wirklich für eine gute Idee, ihr diese wichtige Aufgabe anzuvertrauen?" wirft der Doktor daraufhin spöttisch von der Seite ein. Der sechste Harbinger unterdrückt ein Seufzen, als er zu dem Blauhaarigen herüber sieht.

,,Das klingt fast so als zweifelst du an deinen eigenen Fähigkeiten," schmunzelt er lediglich unbeeindruckt, jedoch nicht ohne, dass seine Stimme dabei ein wenig wie eine versteckte Drohung klingt.

,,Es ist eher dein Urteilsvermögen, an dem ich zweifle."

Er spricht sicher über die Kontrolle ihres Verstandes, welche Scaramouche inzwischen über Luana besitzt.

Kann es sein, dass der Doktor sich über die Schwächen seiner eigenen Kreation im Klaren ist?

,,Verlegen wir diese Unterhaltung doch auf später und gehen endlich in dein Labor," entgegnet der Dunkelhaarige schließlich, die scharfen Worte des zweiten Harbingers ignorierend, ,,wir haben immerhin noch einiges vor uns."

,,Endlich mal ein sinnvoller Vorschlag aus deinem Mund."

Mit diesen Worten verlässt Il Dottore den Raum. Ein letzter prüfenden Blick in die Augen seiner Assistentin, dann verschwindet auch der Balladeer aus dem Blickfeld der noch Anwesenden. Als wolle er sich versichern, dass sie seinen Befehl auch zuverlässig ausführen würde. Dabei hat Luana doch sowieso keine andere Wahl, als ihm zu gehorchen. Zumindest solange sie nicht in der Lage ist seine Kontrolle auf irgendeine Weise zu umgehen.

,,Komm, ich bringe dich in die Stadt," erklingt die Stimme des Weisen nun hinter ihr.

,,Ja," murmelt Luana nachdenklich. Sie tritt hinaus in den Flur und starrt hinunter in den dunklen Gang. Die beiden Harbinger bewegen sich weiter in das Herz des riesigen unterirdischen Gebäudes hinein. Dort muss sich also das Labor des Doktors befinden.

Bilder, in denen der Blauhaarige sich über ihren gefesselten Körper beugt, flackern erneut vor ihrem Inneren Auge auf. Wie maßlos grausam die Experimente an dem künstlichen Körper ihres Masters wohl ausfallen müssen, will Luana sich gar nicht ausmalen. Ob er überhaupt in der Lage ist diese körperlichen Schmerzen zu spüren? Doch welches empfindungsfähige Wesen, das noch halbwegs bei klarem Verstand ist, würde sich diese Qualen freiwillig antun?

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt