24 - Ein Vertrauen in ihre Stärke

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,,Du hast dir ja ganz schön viel Zeit gelassen."

Der elfte Fatui Harbinger sieht gelangweilt von dem Buch in seinen Händen auf. Dann bildet sich jedoch ein freundliches Lächeln auf seinen Lippen.

,,Sei froh, dass ich überhaupt hergekommen bin," seufzt Scaramouche lediglich abwertend, welcher nun gefolgt von seiner Assistentin den recht überschaubaren Büroraum in der Bank des Nordens betritt. Ohne auf die bissigen Worte des Dunkelhaarigen einzugehen, legt der Graf das Buch daraufhin zur Seite und springt von dem Tisch herunter, worauf er zuvor gesessen hatte. Seine Augen sind überraschenderweise ausschließlich Luanas Erscheinungsbild gewidmet.

,,Schön dich unversehrt wiederzusehen, meine Liebe," begrüßt er sie mit einem unschuldigen Grinsen im Gesicht, ,,ich hätte nicht erwartet, dass du so lange durchhalten würdest."

Die charmante Art des Rothaarigen dient sicherlich in den meisten Fällen dazu seine wahren Absichten zu verbergen. Allerdings sollte er inzwischen wissen, dass dieses Verhalten bei ihr keine Wirkung mehr zeigt. Mit seiner nächsten Bewegung hatte Luana jedoch kaum rechnen können. Denn plötzlich beugt der Harbinger sich zu ihrem Ohr herunter, um die nächsten Worte hinter seiner Hand vor dem Gehör des Balladeers zu schützen.

,,Hat dieser alte Grießkram dich auch gut behandelt?"

Unweigerlich spannt sich ihr Körper an. Mit dieser Frage schieben sich ungewollt Bilder der vergangenen Tage in den Vordergrund ihres Gedächtnisses. Momente zwischen ihr und Scaramouche, welche sie eigentlich hatte verdrängen wollen. Bei ihrer Begegnung mit Keqing. In der alten Scheune auf dem Weg nach Liyue. Oder in der Nacht, als die drei Fatui Soldaten sie angegriffen hatten.

In dem Versuch ihre Verlegenheit zu verstecken, senkt Luana hastig ihren Blick. Jedoch kann sie die aufsteigende Hitze in ihren Wangen nur allzu deutlich spüren. Die Augen Tartaglias wandern zwischen dem sechsten Harbinger und seiner Assistentin hin und her, ehe ihm ein Licht aufzugehen scheint. Nun könnte sein Grinsen breiter nicht sein.

,,Moment mal... ihr beide-"

,,Genug von diesem Schwachsinn. Sag mir endlich was du willst oder ich gehe wieder," unterbricht Scaramouche den Rothaarigen genervt und verschränkt die Arme vor der Brust. Luana hätte kaum mehr erleichtert darüber sein können, dass die Aufmerksamkeit des Grafen nun nicht länger auf ihr alleine ruht. Den Balladeer scheint es ohnehin nicht zu interessieren, was dieser hatte andeuten wollen.

Der elfte Harbinger mustert ihn kurzzeitig mit einem nachdenklich Gesichtsausdruck. Dann seufzt er jedoch und schüttelt nachgiebig den Kopf.

,,Also gut. Lassen wir die Scherze beiseite und widmen uns dem eigentlich Wesentlichen," spricht Tartaglia nun mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in der Stimme. Er durchquert erneut den Raum, bleibt letztlich aber wieder bei dem Schreibtisch nahe des Fensters stehen und lehnt sich rücklings mit den Händen dagegen.

,,Ich will dich bitten eine meiner Aufgaben zu übernehmen."

,,Das war ja kaum zu erwarten," rollt Scaramouche ironisch mit den Augen, ,,wenn ich dem zustimmen soll, musst du mir schon ein wenig mehr Informationen geben."

Für ihren Master scheint diese Bitte keines Falls ungewöhnlich zu sein. Hatte er ihn etwa schon öfter um Hilfe gebeten? Viel überraschender jedoch ist die Art wie sie miteinander umgehen. Irgendwie vertrauter, fast schon freundschaftlich. Luana wusste bislang gar nicht, dass die beiden noch mehr verband, als ihre Stellung bei den Fatui.

,,Es geht um das göttliche Herz des Geo Archons. Brauche ich noch viel mehr dazu zusagen?" lässt der Rothaarige ihn nun wissen. Seine Miene derweil genauso undurchdringlich, wie die des Balladeers. Ohnehin wirkt der Dunkelhaarige nicht besonders begeistert von seinem Vorschlag.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt