,,Sag Mal, wer ist denn dieses zuckersüße Ding an deiner Seite?"
,,Meine Assistentin," seufzt Scaramouche lediglich genervt und verschränkt die Arme vor der Brust, ,,hör lieber auf mit diesem Getue und klär mich darüber auf was du hier tust, Signora."
Luana sieht bloß ein wenig unbehaglich zwischen den beiden hin und her. Sicherlich wird ihr nicht nur aufgrund ihrer Verletzung an der Schulter ein wenig flau im Magen. In der Anwesenheit von zwei Harbingern sollte sie sich besser kein falsches Wort erlauben. Bei dieser Frau handelt es sich nämlich um niemand geringeren, als die achte der Elf Fatui und sie besitzt eine nicht weniger starker Präsenz, als ein jeder von ihnen.
,,Da ist aber jemand schon wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden. Sag Liebes, wie hältst du es bloß den ganzen Tag mit dieser vorlauten Puppe aus?" fragt die Blondhaarige daraufhin direkt an Luana gewandt, den Balladeer ignorierend. Kurzzeitig hält sie die Luft an. Ihr gesamter Körper spannt sich nun an, als sie in die eisblauen Augen der großgewachsenen Frau hinauf sieht. Hatte sie das tatsächlich richtig verstanden? Nannte sie ihn wirklich eine 'Puppe'?
,,Äh ich-... ich bin froh zu jeder Zeit in der Nähe meines Masters sein zu dürfen."
Das klingt, wie eine angemessene Antwort. Nicht unbedingt einfallsreich, jedoch scheint Scaramouche sich sowieso nicht lange daran aufhalten zu wollen. Auch wenn Signoras Aussage Luana ein wenig aus der Fassung gebracht hatte, sollte sie ihre Verwirrung darüber besser verbergen.
,,Lenk nicht weiter vom Thema ab. Wir wissen beide weshalb du hier bist," schnaubt der Dunkelhaarige daraufhin genervt. Er lässt es sich nicht anmerken. Doch was keiner von ihnen sieht, ist die winzig kleine Regung in seinen Augen, als Signora ihn mit diesem Namen bezeichnete. Ein Aufflackern. Ein bitterer Ausdruck von Schmerz.
Bei dieser Bezeichnung kann es sich nicht um einen fiesen Spitznamen oder ähnliches handeln. Ist es eine Anspielung? Oder liegt etwas Wahres darin?
,,Wenn eine Aufgabe zuverlässig erledigt werden soll, bin ich wohl noch immer die sinnvollere Wahl von uns beiden," gibt die Frau schließlich von sich und blickt gelangweilt auf ihre Fingernägel.
,,Du hast es?"
Signora zieht einen kleinen Gegenstand aus ihrer Tasche hervor, welcher einer Schachfigur ähnelt.
,,Ich habe meine Gelegenheit gesehen und sie genutzt. Keine Ursache, Kleiner," lächelt sie spielerisch, während sie die Figur zwischen den Fingern hin und her dreht. Ein blaues Glühen geht davon aus. Ehe Luana allerdings länger darüber nachdenken kann, wird ihr Körper von einer Welle des Schwindelns gepackt. So langsam macht sich der Blutverlust doch bemerkbar. Schwarze Punkte tauchen vor ihrem Blickfeld auf. Und so sehr Luana sich auch darum bemüht dagegen anzukämpfen, sieht sie dennoch keinen Weg, wie es ihr gelingen könnte noch viel länger auf den Beinen zu bleiben.
,,Master, ich-"
,,Sei still," unterbricht Scaramouche sie harsch, ,,du hast kein Recht diese Unterhaltung zu unterbrechen."
Signora mustert die blasse Frau lediglich mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
,,Vielleicht solltest du dich besser um deine Assistentin kümmern. Sie ist offensichtlich verletzt."
Der Dunkelhaarige rollt bloß genervt mit den Augen ohne Luana eines Blickes zu würdigen.
,,Es geht ihr gut."
Allem Anschein nach gibt der Balladeer sich in Anwesenheit der anderen Harbinger sehr viel herzloser, als wenn sie mit ihm alleine ist. Zumindest wirkte es während ihrer bisherigen Reise ein klein wenig so, als wäre Luanas Leben ihm in Wahrheit nicht vollkommen egal. Wohingegen er sie nun nicht unbedingt netter, wie den Dreck unter seinen Schuhen behandelte.
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To Be Hated By Her
FanfictionDer Grad zwischen Liebe und Hass ist sehr schmal, so sagt man... Doch in Luanas Fall kann davon nicht die Rede sein. Sie hasst den Mörder ihrer großen Schwester mit jeder Faser ihres Körpers. Dies könnte ihr allerdings früher oder später zum Verhäng...