To Be Hated By Her

16 - Der Hass in ihren Augen

Die Augen des Balladeers ruhen auf seiner Assistentin. Ihre Ausstrahlung ist bemerkenswert ruhig. Grade zu fokussiert. Und das obwohl sie nun dem Mann gegenüber tritt, welcher sie wenige Momente zuvor noch gefoltert hatte. Man würde es nicht erwarten... doch auch ihre Erscheinung kann hin und wieder angsteinflößend wirken. Der Ausdruck in ihren Augen so kalt, dass es die Mundwinkel des Dunkelhaarigen nach oben wandern lässt.

Es ist unverkennbar. Ein Merkmal, mit dem er sich gleichermaßen identifizieren kann.

Der Verband um Luanas Schulter ist blutdurchdrängt. Dies hält sie allerdings nicht davon ab ihre geballte Faust mit Anemo Energie aufzuladen und sie ihrem Gegenüber mit voller Kraft in den Bauch zu schlagen. Das Brechen seiner Rippen ist regelrecht zuhören, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.

Der blanke Horror. Die pure Verzweiflung. Emotionen, die Scaramouche mit Freude in den Augen eines Menschen beobachtet. Viel spannender ist es jedoch die Genugtuung in ihren Augen zu sehen, während der Elektro Plänkler vor ihr auf die Knie fällt. Auf Luanas Lippen bildet sich ein Grinsen. Dann tritt sie ihm ohne zu zögern ins Gesicht. Erst nachdem der weißhaarige Mann sich nicht mehr rührt und sein Blut langsam in den Boden sickert, wendet sie sich von ihm ab.

,,Ich bin fertig, Master," teilt sie dem Harbinger mit. Ihre Miene ist ausdruckslos, die Augen leer.

Der Dunkelhaarige tritt auf Luana zu. Als er die Hand anhebt, weiten sich ihre Augen erschrocken. Jedoch hat der Balladeer nicht vor sie zu bestrafen. Ganz im Gegenteil. In der nächsten Sekunde senkt sich seine Hand herunter auf ihren Kopf.

,,Gut gemacht."

Mit einem Lächeln streicht er Luana über das Haar. Ihr erschrockener Blick wandelt sich zu einem überraschten Ausdruck.

,,D-danke... Master," entweicht es ein wenig verlegen ihren Lippen. Das Lächeln ihres Gegenübers wird breiter. Es amüsiert ihn jedes mal aufs neue sie aus der Fassung zu bringen. Der Anflug von Panik in ihren Augen, gepaart mit der leichten Röte ihrer Wangen, könnten ihre Wirkung niemals verfehlen. Es ist einfach zu verlockend.

,,Folge mir," weist Scaramouche seine Assistentin kurzerhand an und setzt sich in Bewegung. Sie durchqueren gemeinsam das Camp. Und natürlich folgen ihnen einige aufmerksame Blicke. Das Geschehene blieb mit Sicherheit nicht vollkommen unbemerkt. Doch dem Harbinger sollte es bloß Recht sein. Keiner von ihnen wird es wagen nochmals einen Finger gegen sie zu erheben. Während er so in die dämlichen Gesichter der Fatui Soldaten blickt, hätte er fast laut aufgelacht. Es ist doch immer wieder unterhaltsam diesen Haufen Idioten ein wenig aufzumischen.

Letztendlich kommen die beiden bei einem recht großen Zelt an, das ein Stück vom Zentrum des Camps entfernt liegt. Im Gegensatz zu allen anderen besitzt es zwei abgetrennte Räume, wovon der vordere Teil hoch genug ist, um darin zu stehen.

,,Du schläfst heute hier," erklärt der Balladeer seinem leicht verwirrten Gegenüber. Luana beobachtet bloß ein wenig unbehaglich, wie er den Eingang öffnet und ihr bedeutet einzutreten. Dann scheint es in ihrem Kopf endlich 'Klick' zu machen.

,,Ist das... dein Zelt?"

Im Inneren befindet sich ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Eine Lampe mit brennender Kerze spendet genügend Licht, um den Raum in warme Farben zu hüllen. Weiter hinten ist eine Abtrennung, welche zum Schlafbereich führt.

,,Heute Nacht kannst du es ebenfalls als deines betrachten," zuckt der Dunkelhaarige lediglich mit den Schultern. Als sie kurzzeitig still bleibt, wandert sein Blick erneut zu der zierlichen Gestalt neben ihm. Luana wirkt beunruhigt, während sie ihren Blick durch das geräumige Zelt schweifen lässt. Man sollte annehmen, dass sie sich inzwischen daran gewöhnt hätte in seiner Nähe zu sein. Immerhin ist es auch nicht das erste mal, dass sie mit ihm in einem Raum schlafen würde. Diese Situation scheint ihr jedoch aus irgendeinem Grund unangenehm zu sein.