32 - Die Leere in seiner Brust

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,,Es war mir eine Freude Geschäfte mit dir zu machen."

Scaramouche dreht die kleine, lilastrahlende Figur mit einem unheilvollen Funkeln in den Augen zwischen den Fingern und wendet sich von seinem Gegenüber ab.

,,Früher oder später wirst auch du noch den tieferen Sinn deiner Existenz erkennen, mein lieber Kunikuzushi," schmunzelt die rosahaarige Kitsune mit verschränkten Armen. Im Hintergrund zieht eine besorgte Paimon an dem Ärmel des blondhaarigen Reisenden, in der Hoffnung, dass er endlich wieder zu Bewusstsein käme. Mit einem letzten finsteren Blick über die Schulter, verabschiedet der Harbinger sich von den drei Anwesenden.

,,Nimm dir, weshalb du hergekommen bist und verschwinde endlich, Yae Miko," weist er sie an und öffnet die Schiebetür. Nun, da der Dunkelhaarige erhalten hatte, was er wollte, haben alle Spielfiguren in seinem Plan ihre Rolle erfüllt. Ihr Handeln ist nun nicht mehr länger von belang.

Der Balladeer tritt hinaus in den Flur. Dann hält er jedoch inne. Er betrachtet grinsend das Resultat seiner Bemühungen.

Das göttliche Herz ist endlich in seinem Besitz.

Den Reisenden als Druckmittel einzusetzen, war ein wirklich kluger Schachzug gewesen. Man bringe ein paar teuflische Augen unter die Menschen und sehe zu, wie das Chaos seinen Lauf nimmt. Es war fast schon zu leicht. Denn im Endeffekt hatte Scaramouche kaum einen Finger rühren müssen. Nachdem Aether sich bereits in die Angelegenheiten des Anemo und Geo Archon einmischte, um Informationen über seine geliebte Schwester zu erhalten, war es bloß eine Frage der Zeit, bis er sich ebenfalls an den Elektro Archon wenden würde. Da ihr wahres ,Ich' sich allerdings schon lange nicht mehr in dieser Welt aufhält, erschien somit ihre treue Freundin und Dienerin Yae Miko als nächstes auf der Bildfläche, welche zufälligerweise inzwischen im Besitz des göttlichen Herzens ist.

Und so hatte der Harbinger sich ein perfektes Netz gesponnen.

Aus jeder Krise ließ sich nun mal eben ein Vorteil ziehen.

Und wo den Menschen Unrechtes geschah, war der Reisende niemals weit.

Wenn er also selbst für die Archonten solch ein wichtiger Faktor darstellte, dann könnte sein Leben sich kaum besser als Druckmittel für einen Tausch eignen.

,,Scaramouche... i-ich habe eine dringende Mitteilung für dich."

Ein Geo Bote nähert sich dem Balladeer humpelnden Schrittes. Genervt reißt der Dunkelhaarige seinen Blick von dem göttlichen Herzen los und verstaut es in seiner Tasche, ehe der Soldat vor ihm zum Stehen kommt.

,,Was gibt es denn so Wichtiges?" schnaubt Scaramouche lediglich und verschränkt die Arme vor der Brust. Sein Gegenüber wurde übel zugerichtet. Überall an seiner Kleidung klebt Blut und es fällt ihm sichtlich schwer sich auf den Beinen zu halten. Allerdings sollte es den anderen Soldaten nach einer Begegnung mit dem Reisenden nicht unbedingt besser ergehen.

,,Sie- sie ist weg...," stottert der Grauhaarige schwermütig, jedoch nicht ohne eine gewisse Panik in der Stimme. Als der Mann daraufhin zu Husten beginnt, erreicht die Geduld des Harbingers seine Grenzen. Er packt den Geo Plänkler wütend am Kragen und zieht ihn näher zu sich heran.

,,Was willst du mir damit sagen?"

Bereits während er die Worte aussprach, machte sich ein ungutes Gefühl in ihm breit. Eine Vorahnung. Allerdings werden jegliche anderen Emotionen, wie so oft, in seiner aufkommenden Wut ertränkt.

,,Deine Assistentin... s-sie ist geflohen. Wir haben versucht sie aufzuhalten, aber der Reisende-"

Weiter kommt der Grauhaarige mit seiner Erklärung nicht, denn Scaramouche holte bereits aus und stieß ihn in die gegenüberliegende Wand hinein. Aether. Dieser Kerl macht seinem Ruf als ,Held' wirklich alle Ehre. Sogar einem Feind ist er gewillt zu helfen. Doch eines Tages würde ihm seine Gutherzigkeit sicher noch zum Verhängnis werden.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt