35 - Ein Geschenk ihres Masters

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,,I-ich... Mai, es tut mir so leid, das ist alles bloß meine Schuld," schluchzt das junge Mädchen bestürzt. Ihre Schwester schenkt ihr jedoch ein aufmunterndes Lächeln.

,,Ist schon gut, mach dir keinen Kopf," beschwichtigt Mai sie und versucht ihre Schmerzen damit zu überspielen, ,,lass uns bloß schnell nach Hause gehen, dort kann ich meine Verletzungen behandeln."

Luana betrachtet ihre Schwester skeptisch, während weiterhin eine Träne nach der anderen über ihre Wange nach unten kullert. Die Kleidung an ihrer Taille ist völlig verbrannt und auch die Haut darunter weist deutliche Verletzungen auf. Der Abgrundmagier war so plötzlich aufgetaucht, dass sie keine Chance hatte darauf zu reagieren.

,,Aber wäre ich nicht alleine in den Wald gelaufen, dann hättest du dich auch nicht verletzt."

,,Ich sagte doch, gib dir nicht die Schuld dafür, Lu," seufzt die junge Frau daraufhin. Und sie meint es auch so. Insgeheim hat sie ein schlechtes Gewissen nicht genügend für ihre kleine Schwester da zu sein. Immerhin war Luana bloß so weit alleine in Wald hineingelaufen, um nach ihr zu suchen.

,,Komm, wir gehen zurück," fordert sie das Mädchen nochmals auf und streckt ihr eine Hand entgegen. Ein wenig widerwillig, ergreift sie diese letztlich und die beiden setzen sich in Bewegung.

Mit gesenktem Kopf starrt Luana vor sich auf den Boden, während sie den Wald durchqueren.

,,Wieso bin ich bloß so schwach?"

Mai sieht leicht überrascht auf ihre kleine Schwester herab. Es ist verwunderlich, dass sie sich in einem solch jungen Alter bereits Gedanken über diese Dinge machte.

,,Es kommt nicht darauf an wie stark du bist," stellt die junge Frau schließlich schmunzelnd fest, ,,sondern wie du deine Stärke einsetzt."

Luana sieht lediglich mit großen Augen zu ihr auf. Zumindest scheinen ihre Tränen allmählich zu versiegen. Endlich beruhigte das Mädchen sich ein wenig von dem Schock, den sie zuvor erlitten hatte, als der Abgrundmagier sie angriff. Plötzlich fällt Mai etwas ein. Sie zieht einen kleinen, schimmernden Gegenstand aus ihrer Tasche hervor.

,,Außerdem hatte dieser Zwischenfall auch etwas Gutes, denn ich habe das hier erhalten."

Die Augen des Mädchens werden nun von Neugierde erfüllt.

,,Was ist das?"

Ihre Schwester grinst sie breit an.

,,Ich denke, das ist es, was die Menschen, als einen Segen der Sieben bezeichnen, ein göttliches Auge," erklärt sie Luana.

Und tatsächlich. Sie erinnert sich daran, dass etwas Seltsames geschehen war. In dem Augenblick als sich Mai vor ihre Schwester stellte, um sie vor den Flammen des Abgrundmagiers zu schützen, da umgab sie plötzlich eine Art Schutzschild aus Wasser. Hing dieses Phänomen etwa mit dem seltsamen, dunkelblau leuchtenden Anhänger zusammen?

,,Und was bewirkt dieses 'göttliche Auge'?" fragt das junge Mädchen interessiert. Der Ausdruck Mais erhellt sich nun, während sie vor sich auf die ersten sichtbaren Häuser des Qingce-Dorfes blickt.

,,Na, es wird mir natürlich dabei helfen dich noch besser zu beschützen."

Luana schüttelt zur Antwort bloß den Kopf und sieht nachdenklich zu ihr auf.

,,Nein," spricht sie entschlossen und zieht somit die Aufmerksamkeit ihrer Schwester auf sich, ,,ich will nicht, dass du dich immerzu in Gefahr begibst, um auf mich aufzupassen. Ich muss endlich genauso stark werden wie du."

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt