42 - Der Verlust seines Herzens

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Schweren Atems setzt Luana sich auf.

Während die Gedanken in ihrem Kopf sich bereits zu überschlagen beginnen, fühlen ihre Bewegungen sich hingegen noch immer träge und unnatürlich an.

Luanas Hände wandern nach oben zu ihrem Gesicht, als sie plötzlich einen leichten Widerstand an ihrem Unterarm spürt. Eine Nadel steckt darin. Sie führt zu einem Infusionsbeutel neben dem harten Metalltisch, auf dem sie sich befindet.

Die sterile Umgebung ist für Luana jedoch alles andere als unbekannt.

Es handelt sich um das Labor des Doktors.

Als sie ihre Beine über die Tischplatte schwingt, wird ihr Kopf von einem starkem Schwindel gepackt. Es waren sicherlich nicht bloß ein paar Stunden, in denen sie geschlafen hatte. Nein, jemand entschied sich ganz bewusst dazu Luana am Leben zuhalten, nachdem sie in Kontakt mit den göttlichen Wissenskapseln gelangte.

Doch ihr eigenes Leben ist im Augenblick kaum das, worum Luana sich tatsächlich sorgte.

Denn, was sie im Schlaf gesehen hatte, waren ohne Zweifel keine normalen Eindrücke, die einem Traum entsprechen. Immerhin ist es unmöglich von einer realen Person zu träumen, der sie zuvor noch nie begegnet war. Der Dendro Archon hatte sie aus einem bestimmten Grund darin einbezogen. Nämlich um Daten über Scaramouche zu sammeln.

War ihr Einmischen somit alles, was sie hatte erreichen wollen, um zu sehen wie der Balladeer handeln würde?

Doch woher besaß sie all dieses Wissen? Vielleicht spürte Kusanali die Verbindung zu seinem Bewusstsein, welche Il Dottore schuf und bezog sie daher in ihre Analyse mit ein?

Luana schüttelt ihren schmerzenden Kopf. 

Die Details darüber, was sie gesehen hatte, sind letzten Endes nebensächlich. Viel wichtiger ist das, was augenblicklich in der Realität geschieht.

Denn wenn der Dendro Archon dieses gesamte Geschehen lediglich als Traum in die Köpfe der anwesenden Personen projizierte, um genügend Daten über die Kampftechniken des falschen Gottes zu erlangen...

Dann kann dies bloß eines bedeuten.

Der wahre Kampf findet erst in eben dieser Sekunde statt.

Von ihrer neuen Erkenntnis angetrieben, reißt Luana die Nadel aus ihrem Unterarm heraus und springt von dem Metalltisch herunter. Ihre Beine geben aufgrund der plötzlichen Belastung nach. Mit einem dumpfen Poltern prallt Luanas Körper auf den kalten Steinboden. Angestrengt stützt sie sich auf ihre zitternden Unterarme und starrt verbissen geradeaus. Warmes Blut rinnt aus der offenen Vene, in der zuvor die Nadel gesteckt hatte, ihre Haut hinab.

Luana kann sich ihren plötzlichen Tatendrang selbst nicht wirklich erklären. Irgendetwas in ihr treibt sie jedoch an. Zwingt sie dazu zurück auf die Beine zu kommen und endlich ihr Gleichgewicht zu erlangen. 

Es zieht sie zu dem Ort des Geschehens.

Sie stolpert den dunklen Flur hinab, welcher sie zu der Werkstatt im Kern des Gebäudes führt. 

Und mit jedem Schritt, den Luana sich ihr nähert, fühlt es sich an als würde die Anziehungskraft zum Boden stärker werden. Das Atmen fällt ihr zunehmend schwerer. Jegliche ihrer Energiereserven werden benötigt, um auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. 

Es ist kaum zu übersehen, dass irgendetwas absolut nicht mit ihr stimmen kann. Waren die Folgen des Kontakts mit den Wissenskapseln doch größer als gedacht? Kann ihr Körper der unglaublichen Last nicht länger standhalten?

Und plötzlich trifft es sie, wie ein Schlag. Es ist ein Schmerz, den Luana noch nie zuvor in ihrem Leben verspürte. 

Ihre Hand wandert nach oben.

To Be Hated By HerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt