Kapitel 13

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Mittwoch, 26.08.

Wieder hatte Matthias bei Oskar übernachtet, doch außer ein paar weiteren Küssen war nichts passiert. Er saß im Auto auf dem Parkplatz des Krankenhauses und starrte nach draußen. 

Er haderte mit sich. Sollte er mit Esra Schluss machen? Es wäre das Richtige, doch der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein. 

Seufzend stieg er aus und marschierte ins Krankenhaus. Gerade, als er das Zimmer betreten wollte, in dem Duygu lag, wurde ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Erschrocken drehte er sich um und blickte in Esras Gesicht. Sie sah ganz und gar nicht froh aus, ihn hier zu sehen. 

„Wir müssen uns mal unterhalten", verkündete sie unheilvoll und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Wie ein kleines Kind, das beim Klauen erwischt worden war, dackelte er ihr hinterher. Sie ging in die Parkanlage des Krankenhauses und setzte sich auf eine Bank. Hatte sie etwa mitbekommen, was zwischen Oskar und ihm lief? Das konnte doch eigentlich nicht sein. Seine Hände fingen an zu schwitzen und er wischte sie panisch an seiner Hose trocken. 

„Setz dich doch", forderte sie ihn auf und beobachtete ihn aufmerksam. Er fühlte sich wie in einer Inquisition. 

„Du bist nervös", stellte sie fest, den Blick starr auf ihn gerichtet. 

„Nein", lachte er nervöser als je zuvor und sah sie zerknirscht an. 

„Ich habe etwas rausgefunden", sagte sie und wartete seine Reaktion ab. Diese kam viel zu plötzlich und musste sie noch misstrauischer machen. Er kratzte sich am Hinterkopf. 

„Ach ja? Was denn?", fragte er und rutschte unruhig hin und her. 

„Über vorletzten Freitag."

Ihm wurde heiß. Was meinte sie, herausgefunden zu haben? Hatte jemand gesehen, wie er Oskar geküsst hatte? Und zählte sie nun eins und eins zusammen? 

„Willst du mir vielleicht noch etwas erzählen?", hakte sie nach. Für eine Sekunde war er versucht, ihr alles zu erzählen, doch er konnte sich gerade noch bremsen. 

„Du weißt schon alles, an was ich mich erinnern kann", sagte er mit zitternder Stimme. Es war keine Frage, dass sie wusste, dass er log. Sie seufzte. 

„Ich habe mit Felicia geredet."

Sein Herz sank ihm in die Hose. Was, wenn sie ihren Kuss ganz anders beschrieben hatte als er? 

„Wieso hast du mit ihr geredet? Glaubst du mir nicht, dass es nur ein kleiner, bedeutungsloser Kuss war?" blaffte er sie an. Erschrocken über sich selbst biss er sich auf die Zunge. 

„Bis jetzt habe ich dir eigentlich schon geglaubt. Aber so wie du dich verhältst, war da doch mehr", spuckte sie ihm entgegen und verschränkte die Arme. 

„Da war nicht mehr."

„Aber vielleicht könntest du jetzt mal deine Klappe halten und zuhören", giftete sie und funkelte ihn böse an. Er wandte den Blick ab. Am liebsten würde er sich davonmachen. 

„Sie hat eine Vermutung, woher du deinen Filmriss hast und wie du an die Drogen gekommen bist."

„Schwachsinn", entgegnete er, ohne sie anzusehen. Er konnte es gar nicht leiden, wenn sie sich in seine Angelegenheiten einmischte. Zwar wusste er nicht, wie er an die Drogen gekommen war, aber es spielte für ihn keine Rolle. Irgendwer musste ihm was ins Glas getan haben, so einfach war das. 

„Sie hatte auch einen Filmriss. Zwar nicht so wie du, aber sie konnte sich auch nicht mehr an alles erinnern."

„Vielleicht hat sie auch einfach zu viel getrunken."

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