Kapitel 34

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Mittwoch, 16.09.

Den vergangenen Abend hatte Matthias damit verbracht, sich Wohnungen in der Nähe im Internet anzusehen. Es gab tatsächlich einige Wohnungen, die ihm gefielen und auch in seinem Budget lagen. Doch er musste jemanden fragen, der sich damit auskannte. Er hatte keine Ahnung, worauf man achten sollte.

„Oh Diana! Du kennst dich doch bestimmt mit Wohnungssuchen aus, oder?", begrüßte er seine Kollegin einige Zeit später und erntete einen fragenden Blick. 

„Willst du etwa ausziehen oder was?", hakte sie nach und er nickte. 

„Mein Vater hat mich rausgeschmissen", antwortete er und sie sah ihn nun noch verwirrter an. „Willst du mir sagen, warum?", fragte sie und fuhr mit ihrem Stuhl an seinen Tisch heran. 

„Eher nicht. Es ist eigentlich auch ziemlich unfair, aber... ich habe dir ja erzählt, dass die Freundin von meinem Vater schwanger ist. Ich denke, mein Zimmer würde sich gut als Babyzimmer machen. Und... es wird allmählich auch mal Zeit, dass ich mir was eigenes suche", sagte er und er sah, dass sie noch weiter nachhaken wollte, ließ es dann aber doch sein. 

„Zufälligerweise vermietet mein Bruder Wohnungen hier in der Gegend", sagte sie. 

„Ach wirklich? Hätte er was frei?"

„Ich müsste ihn mal fragen. Wenn du willst, rufe ich ihn heute Abend mal an und sage dir morgen, ob er was für dich hätte. Gibt es ein preisliches Limit?", fragte Diana und schnappte sich einen Zettel aus ihrem Notizblock. Freudestrahlend sah er sie an. Nicht zum ersten Mal war er froh, dass sie seine Kollegin war. Doch er musste wohl oder übel mit seinem Vater reden. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, heute Abend zu ihm zu fahren.

„Hi", riss ihn eine leise Stimme aus seinen Gedanken. Etwas verwirrt blickte er auf und sah in Louisas Gesicht. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie hereingekommen war. 

„Oh hey! Wie geht's?", fragte er. Sie lächelte und sah nicht mehr ganz so heruntergekommen aus, wie beim letzten Mal. 

„Besser", sagte sie leise, dann lehnte sie sich an den Tresen. 

„Hast du die Nachricht von Pierre bekommen?", fragte sie. Matthias nickte. 

„Ja, hab ich. Das war wirklich anständig von ihm. Kannst du ihm ausrichten."

„Mach ich. Es gibt Neuigkeiten", erwiderte sie und kramte in einem Leinenbeutel, den sie über der Schulter trug. Sie holte eine Klarsichtfolie mit Papieren darin heraus. 

„Mein Mietvertrag", verkündete sie stolz und zeigte ihn ihm. Er betrachtete das Papier und lächelte sie an. 

„Das ist cool!", lachte er und reichte ihr den Vertrag. 

„Am 01.10. ziehe ich ein. Und wenn alles gut klappt, darf mein Kind wieder zu mir zurück!", erklärte sie ihm und sie strahlte über das ganze Gesicht. 

„Das wäre wirklich super! Ich weiß, dass du das hinbekommst", ermutigte er sie, doch dann senkte sie den Blick. 

„Kann ich dir noch mal was sagen? Unter vier Augen meine ich?", fragte sie und warf einen Blick zu Diana, die vorgab, in ihre Arbeit vertieft zu sein. 

„Klar", gab Matthias zurück und folgte ihr in den Aufenthaltsraum. Sie setzte sich an einen der Tische und sah ihn an. Es freute ihn, dass sie so selbstbewusst geworden war. 

„Was ist los?", wollte er wissen, doch sie schien nicht so recht mit der Sprache herausrücken zu wollen. Matthias betrachtete sie. Wie immer trug sie ihre Leopardenjacke, doch heute trug sie eine zerschlissene Jeans dazu. 

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