Kapitel 51

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Samstag, 03.10.

Erst um kurz nach zwei hatten Jonas und Matthias gemeinsam den Club verlassen. Sie waren beide angetrunken, aber Matthias hatte bei Weitem nicht so viel getrunken, wie letzte Woche. Wie selbstverständlich griff Jonas nach seiner Hand, als sie zum Bahnhof gingen. 

„Wohin musst du?", fragte Matthias ihn, doch er lächelte ihn an. 

„Gleiche Richtung wie du. Ich muss in Werkshagen aussteigen und von da gehe ich zu Fuß nach Hause."

Jonas musste nur drei Stationen vor ihm aussteigen, sodass sie fast den ganzen Weg zusammen fahren konnten.

Als sie endlich aus der überfüllten U-Bahn stiegen und zum S-Bahn-Gleis gingen, stöhnte Jonas. 

„Was ist los?", fragte Matthias nach und warf ihm einen Blick von der Seite zu. 

„Nichts", sagte er und senkte den Blick auf den Boden. Matthias stupste ihm gegen den Arm. 

„Sag schon!", forderte er ihn auf, doch Jonas tat so, als würde er seinen Mund mit einem Schlüssel verschließen. 

„Dann nicht", sagte er betont lässig und zuckte die Schultern, doch eigentlich wollte er wissen, was ihm durch den Kopf ging. Sie setzten sich auf eine Metallbank am Gleis und Matthias warf einen Blick auf die Anzeige. In zehn Minuten würde die nächste Bahn kommen. Erst da bemerkte er, dass sich ihre Hände gelöst hatten, ohne dass er es gemerkt hatte. Fragend sah Matthias ihn an und stupste ihn noch einmal an Knie an. 

„Sag schon, was geht dir durch den Kopf?", fragte er und überlegte, ob er seine Hand auf sein Knie legen sollte, doch er wagte es nicht. Jonas wandte ihm den Blick zu, dann seufzte er. 

„Wie konntest du mir so schnell den Kopf verdrehen?", fragte er ihn schließlich und suchte seinen Blick. Matthias Herz pochte wie verrückt und kurz spürte er den Impuls, Jonas zu küssen. 

„Eigentlich bin ich nicht der Typ in den man sich verlieben sollte", hörte er sich sagen, doch sofort wollte er es zurücknehmen. Das klang doch nach einer Ausrede dafür, dass er Jonas Gefühle nicht erwiderte. Jonas sah ihn noch einen Moment an, dann nickte er, bevor Matthias sich retten konnte. Anscheinend hatte er es wirklich so gedeutet, wie er befürchtet hatte. Panisch versuchte er, zurückzurudern. 

„Ich meine... das ist das, was man mir bisher immer gesagt hat", sagte er und versuchte, wieder seinen Blick zu fangen, doch es gelang ihm nicht. 

Erst nach einigen Sekunden sah Jonas ihn wieder an und er konnte in seinen Augen lesen, dass er ihn küssen wollte. Und Matthias wollte es auch, doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Er konnte es nicht genau benennen, aber er konnte sich nicht überwinden. Stattdessen legte er ihm eine Hand an die Wange. Jonas schloss die Augen und schien die Berührung zu genießen, doch dann schob er seine Hand weg und stand auf. Er streckte sich, dann gähnte er. 

„Puh, ich werde langsam zu alt für so was", sagte er dann und lachte. 

„Ach ja? Ich dachte, wir könnten das bald wiederholen", hörte Matthias sich sagen und ruckartig hielt Jonas in seiner Bewegung inne. Er setzte sich wieder neben ihn und sah ihn aufmerksam an. 

„Du willst mich wiedersehen?", fragte er dann leise, doch er konnte seine Anspannung nicht verbergen. 

„Klar!", entgegnete Matthias und lächelte. 

„Und... meinst du, wir treffen uns wie Kumpel oder... zu einem Date?", fragte er nach und fing an, nervös seine Hände zu kneten. Bevor Matthias nachdachte, umfasste er sein Gesicht und küsste ihn. 

Jonas erwiderte den Kuss, doch sie wurden von der einfahrenden Bahn unterbrochen. Jonas löste sich von ihm, stand auf und hielt ihm die Hand hin. Schnell ergriff er sie und ließ sich von ihm hochziehen. 

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