Kapitel 53

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Montag, 05.10.

Matthias drückte die Tür des Caritas-Gebäudes auf und wurde direkt von Diana begrüßt. Sie winkte wie eine Irre, als müsste sie auf sich aufmerksam machen. Er ging zu seinem Platz und setzte sich, dann warf er ihr ein verschmitztes Grinsen zu. Wie eine Rakete kam sie zu ihm gerollt und stützte sich auf seinem Tisch auf. 

„Und? Wie war es am Freitag?", fragte sie und in ihren Augen blitzte die Neugier. Matthias lächelte, als er an letzten Freitag zurückdachte. 

„Wir haben uns ziemlich gut verstanden und... ich hab ihn geküsst", erzählte er und Diana hüpfte auf ihrem Stuhl herum. 

„Das heißt, ihr seht euch wieder?", fragte sie und er nickte. 

„Morgen", antwortete er und strahlte. 

„Das ist so süß", schwärmte sie, doch als sie von hinten Franziskas Schuhe hörten, fuhr sie schnell wieder an ihren Platz. Matthias fuhr den Computer hoch, als Franziska sich hinter ihnen aufbaute. Langsam drehte er sich zu ihr um und Diana tat das Gleiche. 

„Philipp wird nicht mehr wieder kommen. Heute Morgen kam seine Kündigung. Bis jemand neues eingestellt wird, werden wir viel zu tun haben. Kann sich einer von euch erklären, wieso er gekündigt hat? Vor allem jetzt, wo er noch lange krankgeschrieben ist?", fragte sie und sah auf einmal gar nicht mehr so streng aus wie sonst. Matthias warf Diana einen Blick zu. Matthias schluckte, denn es machte keinen Sinn, dass er kündigte. Aus dem Krankenhaus heraus würde er sich ja wohl kaum auf neue Stellen bewerben können. 

„Vielleicht hatte er die Kündigung schon früher fertig gemacht und der Unfall kam dazwischen", schlug Diana vor, doch Franziska schüttelte den Kopf. 

„Er hat zumindest im Briefkopf das Datum von Freitag reingeschrieben. Ich versuche nachher noch einmal, ihn telefonisch zu erreichen. Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als uns mit der Situation abzufinden und das Beste draus zu machen. Ich werde die Kündigung gleich nach oben weiterleiten, vermutlich wird dann bald die Stelle ausgeschrieben."

Sie seufzte. 

„An die Arbeit. Ich weiß, es ist anstrengend, aber wir schaffen das schon", sagte sie noch, dann ging sie wieder in ihr Büro. Matthias sah Diana fragend an, doch sie zuckte nur die Schultern.

Der Arbeitstag war wie im Flug vergangen, aber es war ziemlich stressig. Er hatte kaum Zeit gehabt, sich mit Diana zu unterhalten. 

„Bis morgen!", verabschiedete er sich auf dem Parkplatz von ihr. Sie war ebenso gestresst wie er und winkte ihm nur schwach zu. 

Auf dem Weg zum Bahnhof schaute er das erste Mal seit heute Morgen auf sein Handy. 

„Hey, ich wäre so gegen sechs da, ist das okay?", schrieb Louisa und schnell tippte er ein Okay. Gerade als er sein Handy wieder einstecken wollte, sah er, dass sein Vater ihn anrief. Er zog es wieder hervor und nahm das Gespräch an. 

„Hi", sagte er und sein Vater erwiderte den Gruß. 

„Ich habe gerade das Grundstück gekauft", verkündete er und Matthias konnte ihn förmlich vor sich sehen, wie er vor sich hin grinste. 

„Wow, das ist cool", sagte er und lachte. Er freute sich wirklich, dass sein Vater im Moment so glücklich war. 

„Ja! Am Wochenende gehen wir uns Häuser ansehen. Ich bin so aufgeregt", gestand er und kicherte wie ein Teenager. 

„Merkt man gar nicht", erwiderte er, doch dann musste er auch lachen. 

„Das wollte ich dir eigentlich nur sagen. Aber wenn du ja einmal dran bist, wie geht's dir?", fragte er, doch Matthias warf einen kurzen Blick auf die Uhr bevor er antwortete. Ein paar Minuten hatte er noch, bis seine Bahn kam, also schlenderte er gemütlich weiter. 

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