Kapitel 41

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Mittwoch, 23.09.

Wie allzu oft in letzter Zeit hatte Matthias nicht wirklich gut geschlafen. Er quälte sich mühsam aus dem Bett und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser prickelte angenehm auf seiner Haut und er fühlte sich wie betäubt. Immer wieder musste er daran denken, was Esra ihm gestern Abend eröffnet hatte. Krampfhaft versuchte er sich daran zu erinnern, ob sie an einem Tag unachtsam gewesen waren, doch ihm fiel kein Tag ein. Gerade weil er schon einmal ungeplant Vater geworden war, achtete er penibel darauf, dass das nicht noch einmal passierte.

Langsam ging er in die Küche, um sich etwas zum Frühstück zu machen. Sein Vater lehnte schon an der Arbeitsfläche, eine Tasse Kaffee in der Hand. Skeptisch sah er ihn an. 

„Gut geschlafen?", fragte er ihn, doch Matthias zuckte nur die Schultern. Sein Vater seufzte, nahm noch einen Schluck Kaffee und sah ihn dann eindringlich an. 

„Esra behauptet steif und fest, dass nur du als Vater in Frage kommst", sagte er, woraufhin Matthias die Hände in die Hosentaschen schob. 

„Das kann nicht sein. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie trotz Pille und Kondom schwanger wird? Ich würde sagen, das ist unmöglich", sagte er leise und spürte, dass er rot wurde. 

„Auch wenn es unwahrscheinlich ist, passieren kann es immer", erwiderte er und stellte seine Tasse auf die Arbeitsfläche. 

„Vielleicht fällt ihr ja noch ein, wer es noch sein könnte", sagte er mürrisch und machte sich dann ohne Frühstück auf den Weg zur Arbeit. Er hatte seit langer Zeit wieder Kopfschmerzen. 

Nach einigen Minuten parkte er seinen Wagen vor dem Caritas-Gebäude, blieb jedoch noch eine Weile im Auto sitzen. Er kramte sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick darauf. 

„Ich muss mit dir reden. Ich hole dich von der Arbeit ab, keine Ausreden", schrieb Esra. Es war klar, dass sie mit ihm reden wollte, denn offensichtlich war sie der Meinung, dass er der Vater ihres ungeborenen Kindes war. Er schnaubte, schob das Handy ohne ihr zu antworten in die Hosentasche und stieg aus dem Auto. 

Als er sich der Tür näherte, sah er Diana, die gerade hinein ging. Sie trug wieder dieses merkwürdige pinke Kleid, das ihr überhaupt nicht stand. Auch die schwarze Strickjacke, die sie darüber gezogen hatte, machte es nicht wirklich besser. 

„Dein Kleid sieht immer noch ziemlich kacke aus", rief er ihr zu und erschrocken drehte sie sich um. Als sie ihn erkannte, schnitt sie eine Grimasse, doch dann hielt sie ihm die Tür auf. 

„Wie ich sehe hast du heute wieder eine super Laune!", sagte sie, als er an ihr vorbei ging. 

„Wenn ich dich sehe immer", scherzte er und boxte ihr leicht gegen den Arm.

Den Vormittag verbrachten sie damit, sich gegenseitig zu ärgern. Wenigstens konnte er sich so ein wenig ablenken. Doch unweigerlich rückte sein Feierabend näher und er musste sich wohl oder übel mit Esra unterhalten. Doch egal was sie sagte, er war der Meinung, dass er nicht der Vater des Kindes sein konnte. Obwohl er sich sicher war, dass er sie nicht mehr liebte, war er doch ein wenig verletzt, dass sie ihn betrogen hatte. Er dachte daran zurück, als er ihr von dem Kuss mit Felicia erzählt hatte. Sie hatte geweint und ihn rausgeschmissen, dabei hatte sie ihn betrogen. Dass sie dabei kein schlechtes Gewissen hatte, wunderte ihn.

Um kurz nach vier Uhr fuhr er seinen Computer herunter, dann machte er sich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend auf den Weg zu seinem Auto. Schon als er aus dem Gebäude trat, sah er sie an seinem Auto stehen. Der Wind zerzauste ihre Locken und sie sah ziemlich mitgenommen aus. Am liebsten würde er einfach an ihr vorbei gehen, doch sie hob kurz die Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. 

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