Kapitel 25

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Montag, 07.09.

„Gut, dass du da bist", sagte Matthias zu Louisa, als sie zu ihm an den Tresen trat. Ihr Mundwinkel zuckte, als er sie so direkt ansprach. Sie trug wie immer die Leopardenjacke, zusammen mit einem zerschlissenen Jeansrock, einer Netzstrumpfhose und schweren Lederstiefeln. Ihre Haare hingen in fettigen Strähnen in ihrem Gesicht. 

„Ich wollte duschen", sagte sie leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Matthias sah sie noch einmal an, dann ging er seufzend um den Tresen herum und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie ihm folgen sollte. Er ging mit ihr zu dem Duschraum, gab ihr die Marke und wartete mit verschränkten Armen, bis sie im Duschraum verschwunden war. 

Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, stellte sich den Wecker, damit er sie notfalls aus der Dusche zerren konnte und starrte auf den Bildschirm. 

„Du siehst so aus, als hättest du etwas mit ihr zu klären. War sie nicht beim Streetworker?", erkundigte sich Diana. Sie trug heute ein merkwürdiges, pinkes Kleid, das gar nicht zu ihr zu passen schien. 

„Dein Kleid ist... gewöhnungsbedürftig", lenkte er ab. Sie sah skeptisch an sich herunter. 

„Findest du? Meine Typberaterin meinte, das würde zu mir passen", erklärte sie und wirkte tatsächlich etwas gekränkt. Matthias verzog das Gesicht und zog scharf die Luft ein. 

„Ich glaube, du solltest über eine neue Typberaterin nachdenken. Sie scheint ihren Job verfehlt zu haben", sagte er schließlich, woraufhin Diana schnaubte und gleichzeitig lachte. 

„Ach, komm du erst mal in mein Alter!", erwiderte sie und stupste ihn an. 

„Aber sag mal, was ist los?", hakte sie nach. Matthias schluckte. 

„Du weißt doch noch, als mir jemand was ins Glas getan hat, oder?"

Sie nickte und sah ihn aufmerksam an. 

„Das war ihr Freund."

Diana runzelte die Stirn. 

„Bist du sicher?", fragte sie nach, doch sie schien ihm zu glauben. 

„Esra hat es rausgefunden. Sie hat mit einer Freundin geredet, die ich dort getroffen habe. Es gab ein Foto von uns, wo er im Hintergrund zu sehen war. Die Freundin, mit der ich da war meinte, dass er ihr aufgefallen ist. Er ist ja auch ziemlich auffällig", erklärte Matthias. Seine Kollegin sah ihn an. 

„Meinst du, er war eifersüchtig? Vielleicht hat Louisa irgendetwas gesagt, dass sie dich mag oder so."

Matthias zuckte die Schultern. 

„Ich habe sie doch ganz normal behandelt. Aber wer weiß, wie sie es interpretiert hat. Ich wollte sie drauf ansprechen."

Diana überlegte einen Moment. 

„Ich würde ihr nicht erzählen, dass du weißt, dass ihr Freund dir was ins Glas getan hat. Aber ich würde fragen, ob das Verhältnis zwischen euch klar ist."

„Ja, stimmt. Schon ein bisschen unheimlich. Er muss mir ja irgendwie nachgegangen sein."

Ein schrilles Geräusch ließ sie zusammenzucken. Schnell stellte er den Wecker aus und stellte ihn wieder auf seinen Platz. 

„Ich gehe sie mal holen", sagte er und verschwand, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ihm würde gleich ein unangenehmes Gespräch bevorstehen, doch auch das gehörte zu seiner Arbeit. Er klopfte drei Mal kräftig gegen die Tür, dann rief er ihren Namen. 

„Ja, ich bin fertig!", rief sie von drinnen und einen Augenblick später kam sie mit nassen Haaren und auf Socken zu ihm heraus. 

„Muss noch Schuhe anziehen", murmelte sie und setzte sich auf den Boden, um in ihre Stiefel zu schlüpfen. Langsam ging er in die Hocke, um mit ihr auf einer Höhe zu sein. 

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