Kapitel 50

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Freitag, 02.10.

„Ich bin so aufgeregt! Was soll ich anziehen? Und... ich konnte gar nicht schlafen", plapperte Matthias drauf los, sobald Diana sich auf ihren Stuhl gesetzt hatte. Er war auf seinem Stuhl zu ihr herangefahren und klopfte nervös auf ihre Schulter. 

Genervt sah sie ihn an, doch er ließ sich nicht vertreiben. Er wollte, dass sie seine Freude teilte, doch heute schien einer der seltenen Tage zu sein, an dem sie schlechte Laune hatte. Sie seufzte, rieb sich die Augen, dann schlug sie seine Hand weg. 

„Hör auf damit, das nervt!", fauchte sie ihn an, doch dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. 

„Ich bin ziemlich müde heute, tut mir leid. Was ist heute noch mal?", fragte sie. Matthias sah sie gespielt entrüstet an und stemmte die Hände in die Hüfte. 

„Heute treffe ich mich mit meinem Techniker", spielte er auf ihre Bemerkung an, als Jonas bei ihnen war, um die Computer wieder ans Laufen zu bekommen. Diana formte ein „Oh" mit dem Mund und riss die Augen auf. 

„Stimmt! Wie konnte ich das nur vergessen!", sagte sie und lachte. 

„Und? Sag irgendetwas, das mich beruhigt!", forderte er, doch er meinte es durchaus ernst. Sie drehte sich nun zu ihm um und sah ihn ernster als erwartet an. 

„Das klingt jetzt wie eine Floskel, aber sei einfach ganz normal. Er mag dich, das hat man gemerkt, wie er mit dir geredet hat", sagte sie, doch es hatte nicht den Effekt, dass er ruhiger wurde. 

„Meinst du wirklich, er mag mich?", wollte er wissen, doch Diana verdrehte die Augen. 

„Wenn es nicht so wäre, hätte er sich nicht mit dir verabredet. So, und jetzt versuch dich ein bisschen abzulenken und arbeite!", sagte sie, dann drehte sie sich wieder ihrem Bildschirm zu. Seufzend fuhr er wieder an seinen eigenen Platz, doch wie er es schon geahnt hatte, war er unkonzentriert. Ständig wanderten seine Gedanken zu Jonas und ein paar Mal erwischte er sich, wie er dämlich da saß und vor sich hin grinste.

Obwohl er es kaum erwarten konnte, Jonas heute Abend zu treffen und alle fünf Minuten auf die Uhr guckte, war der Tag schnell vorbei gegangen. Nachdem er sich eine Packung Miracoli gekocht und die Überweisung für Esra fertig gemacht hatte, war er duschen gegangen. 

Bis er los musste, hatte er noch ziemlich viel Zeit, also beschloss er, Duygus Zimmer fertig einzurichten. Er rollte noch den Teppich aus, räumte die Spiele, die er von zu Hause mitgenommen hatte in den Schrank und bezog das Bett. 

Anschließend setzte er sich wieder aufs Sofa, ließ den Fernseher im Hintergrund laufen und nahm sein Handy vom Tisch. Er hatte eine neue Nachricht von Esra und kurz zögerte er, doch dann klickte er doch darauf. Es war eine Sprachnachricht und anstatt Esras Stimme hörte er die seiner Tochter. 

„Sollen wir am Samstag eine Fahrradtour machen? Ich kann mein Fahrrad morgen mitbringen, es passt ins Auto, das haben wir schon getestet."

Er lächelte. Duygu schien sich wirklich darauf zu freuen, Zeit mit ihm zu verbringen. Kurzentschlossen antwortete er auch per Sprachnachricht. 

„Klar, wenn du Lust drauf hättest. Auf was hättest du denn Hunger am Wochenende? Wir müssten dann noch was Leckeres einkaufen", sagte er, als ihm siedend heiß eingefallen war, dass er bei seinem Einkauf, der ohnehin langsam zuneige ging, gar nichts für Duygu eingekauft hatte. Sie war wohl eher nicht mit Miracoli und Kaffee zufrieden. Vielleicht würde er Esra fragen, ob sie zusammen einkaufen gehen könnten. Aber das würde er sie morgen fragen. 

Er war viel zu nervös, um einfach nur da zu sitzen, also ging er ins Schlafzimmer und sah seine T-Shirts durch. Eins normaler als das andere, aber wenn er Dianas Rat folgte, müsste er eigentlich das erstbeste anziehen, das ihm in die Finger kam. Denn das hätte er so gemacht, wenn er einfach so feiern gegangen wäre. Aber er wollte einen guten Eindruck machen, also entschied er sich für ein graues T-Shirt mit V-Ausschnitt, das noch relativ neu war. 

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