Kapitel 15

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Freitag, 28.08.

„Du siehst zufrieden aus", stellte Diana in einer kurzen Kaffeepause fest. Matthias grinste sie nur an. 

„Ein Mann genießt und schweigt", sagte er verschwörerisch, woraufhin sie stöhnte und sich abwandte. 

„So genau wollte ich es gar nicht wissen!" sagte sie mit einem gespielt angewiderten Gesichtsausdruck.

Einige Stunden später saß er in seinem Auto und steckte in einem Stau fest. Auf der Landstraße hatte es einen Unfall gegeben und den Verkehr lahmgelegt. Er fühlte sich noch immer wie elektrisiert, wenn er an die vergangene Nacht dachte. Niemals hätte er gedacht, dass er von einem Mann auf diese Weise erregt wurde, doch Oskar hatte ihm das Gegenteil bewiesen.

Seit gefühlt zehn Minuten hatte er sich keinen Millimeter fortbewegt, sodass er beschloss, einen kurzen Blick auf sein Handy zu werfen. Als er sah, wer ihm eine Nachricht geschrieben hatte, bereute er es.

„Deine Tochter will dich sehen", schrieb Esra. Heute nicht, dachte er sich und warf das Handy auf den Beifahrersitz. 

Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis er endlich zu Hause angekommen war. Er ging für ein schnelles Essen zu seinem Vater, quatschte eine Weile über Belangloses mit ihm und verschwand dann zu Oskar. 

Als er die Tür öffnete, hörte er seine Stimme. Leise ging er ins Wohnzimmer, wo er am Esstisch saß und mit Johnny skypte. Er saß mit angezogenen Beinen auf dem Stuhl und hatte den Kopf auf die Knie gelegt. Ohne dass Johnny ihn sehen konnte setzte er sich aufs Sofa und beobachtete Oskar. Er trug Kopfhörer, doch Matthias wusste, dass er ihn bemerkt hatte. Anscheinend erzählte Johnny irgendetwas, denn er sagte nichts. Nach knapp zwei Minuten murmelte Oskar irgendetwas, dann beendete er das Gespräch und klappte den Laptop zu. 

Mit einem Seufzen zog er sich die Kopfhörer aus den Ohren und legte sie auf den Tisch. Matthias ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. 

„Was ist los?", fragte er und setzte sich auf einen Stuhl. 

„Es ist schwierig, ihn anzulügen. Er sieht so glücklich aus und ich betrüge ihn", erklärte er sich. Seine Hand wanderte über den Tisch zu ihm herüber und er ergriff sie. 

„Willst du denn damit aufhören, ihn zu betrügen?", fragte Matthias und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein wenig zitterte. Oskar sah ihm in die Augen. 

„Solange du nicht willst, dass es aufhört, will ich es auch nicht", sagte er und strich ihm mit dem Daumen über den Handrücken. Matthias lächelte verlegen zurück. 

„Du musst dich ja nicht heute entscheiden", beschwichtigte er ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Hand. 

„Du hast recht."

Noch einen kurzen Augenblick starrte Oskar ins Leere, dann schüttelte er unmerklich den Kopf und sah ihn an. 

„Ich hab uns schon mal was vorbereitet", sagte mit einem Grinsen auf dem Gesicht und stand auf. Er hob den Zeigefinger in die Luft und bedeutete ihm so, hier zu warten. Neugierig beobachtete Matthias, wie er in die Küche ging und kurz darauf ertönte das Klappern von Gläsern. Keine Minute später kam er mit zwei randvoll gefüllten Gläsern zurück. Darin unverkennbar ein selbstgemachter Cocktail. Bemüht, nicht zu schlabbern stellte Oskar ihm vorsichtig ein Glas vor die Nase. Nachdem er sein eigenes Glas abgestellt hatte, ging er noch einmal in die Küche und holte eine ganze Karaffe voll mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, in der Minzblätter herumwirbelten. 

„Mh, Mojito?", fragte Matthias und rührte seinen Cocktail mit dem Strohhalm um. 

„Ja", bestätigte sein Freund und nahm einen kräftigen Schluck. 

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