Kapitel 38

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Sonntag, 20.09.

Matthias wachte auf und fühlte sich so fit wie schon lange nicht mehr. Er öffnete das Rollo und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Einen Augenblick lauschte er, doch er konnte die anderen nicht hören. Er warf einen Blick auf sein Handy und bemerkte, dass es erst sieben Uhr morgens war. Schon lange war er nicht mehr so früh am Wochenende aufgewacht. 

Zwei Nachrichten hatte er in der Nacht bekommen, eine von Esra und eine von Oskar. Eigentlich hatte er nicht große Lust, sich schon wieder mit Oskar auseinanderzusetzen, doch er klickte seine Nachricht als erstes an. 

„Weißt du wo Johnny ist? Er ist nicht nach Hause gekommen und er geht nicht ans Telefon", schrieb er und Matthias konnte spüren, dass er ziemlich verzweifelt sein musste. 

„Gib ihm ein paar Tage Zeit", antwortete er knapp, doch sein Herz zog sich unangenehm zusammen. Schnell wechselte er zu Esras Nachricht, die sich erkundigte, ob alles in Ordnung wäre. Er musste grinsen. Sie erwartete, dass er vollkommen überfordert sein würde. Und wenn er ehrlich war, hatte er selbst das auch erwartet, doch Duygu schien es im leicht machen zu wollen. 

„Alles in Ordnung. Sie benimmt sich wie ein kleiner Engel", schrieb er. Keine Minute später hatte sie schon geantwortet. 

„Das freut mich, wenn ihr Spaß habt. Auch wenn es mir schwerfällt, sie bei dir zu lassen", schrieb sie. 

„Ich passe gut auf sie auf", versicherte er ihr, doch sie antwortete nicht mehr. Er konnte es verstehen, dass sie noch immer misstrauisch war. Immerhin hatte er sich bisher nicht wirklich um sie bemüht. Doch irgendwie hatte er seit gestern das Gefühl, dass ab heute alles anders sein würde. Er würde ein richtiger Vater für Duygu sein, auch wenn es mit Esra nicht klappte.

Langsam wurde seine Zimmertür geöffnet und Duygu linste herein. Er legte sein Handy auf den Nachttisch und warf ihr einen Blick zu. 

„Gut geschlafen?", fragte er sie und sie nickte freudestrahlend, doch sie schien verunsichert, ob sie hereinkommen durfte oder nicht. 

„Komm schon her!", forderte er sie auf und sie gehorchte. Wie ein Blitz stürmte sie auf ihn zu und ließ sich zu ihm ins Bett fallen. Schnell breitete er die Decke über ihr aus und sie kuschelte sich an ihn. 

„Ich habe gut geschlafen, aber ich war so aufgeregt!", erzählte sie und sah ihn an. 

„Wieso warst du denn aufgeregt?", fragte er nach und strich ihr durch das schulterlange, dunkle Haar. 

„Weil ich doch das erste Mal bei dir übernachtet habe! Aber es war gar nicht schlimm. Erst dachte ich, dass ich bestimmt nicht einschlafen kann, aber dann hat es doch ganz schnell funktioniert!", plapperte sie drauf los. Matthias lachte. 

„Schön, dass du gut einschlafen konntest. Und auf was hast du heute Lust?", wollte er wissen und sie legte einen Finger ans Kinn, als würde sie überlegen. 

„Ich will ganz viele Spiele spielen und einen Film mit dir gucken!", sagte sie dann und sah ihn erwartungsvoll an. 

„Klingt doch lustig!", entgegnete er und sie drückte sich noch fester an ihn.

Obwohl er es anders befürchtet hatte, war der Tag schnell vorbei gegangen. Esra kam wie immer pünktlich, um sie abzuholen. Duygu hatte sich schon ins Auto gesetzt, doch Esra blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. 

„Und habt ihr euch gut verstanden?", wollte sie wissen und er nickte. 

„Ja, alles gut", bestätigte er sie und sie nickte kurz. 

„Das ist schön. Aber... ich habe nur Angst, dass du es dir in ein paar Monaten anders überlegst."

Innerlich stöhnte er. Wieso machte sie mal wieder aus allem ein Problem? Konnte sie nicht einfach zufrieden sein, dass er sich um seine Tochter kümmerte und sie beide ein schönes Wochenende hatten? 

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