Kapitel 48

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Mittwoch, 30.09.

Matthias wachte am nächsten Morgen schon vor dem Wecker auf. Obwohl er die Augen weit aufgerissen hatte, dauerte es einige Momente, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. 

Auch wenn Oskar gestern Abend mit ziemlich schlechter Laune zu ihm gekommen war und sie sich kurz gestritten hatten, war es ein schöner Abend gewesen. Er hatte es geschafft, dass er mit besserer Laune gegangen als gekommen war. Damit hatte er eindeutig seine Aufgabe als Freund erfüllt. Zwar konnte er ihm bei Johnny nicht weiterhelfen, aber immerhin hatte er ihn ein bisschen ablenken können. 

Doch etwas war anders. Er konnte an den Abend zurückdenken, ohne dass sein Herz wehtat. Anscheinend hatte er endgültig keine Gefühle mehr für Oskar. Vielleicht trug Jonas auch ein wenig dazu bei, aber Matthias wollte sich nicht wieder in irgendetwas verrennen. Er würde ihn erst einmal besser kennenlernen müssen und dann würde man sehen, was sich entwickelte. 

Noch während er an Jonas dachte, klingelte sein Wecker. Schnell schaltete er ihn aus, dann warf er einen Blick auf sein Handy. Er hatte nur eine Nachricht. Sein Vater wollte wissen, ob er nicht heute zum Abendessen vorbei kommen wollte. Er antwortete, dass er nach der Arbeit vorbeikommen würde, dann stand er auf und schaltete die Kaffeemaschine ein.

Als er eine Stunde später seinen Wagen vor dem Caritas-Gebäude parkte, sah er Diana an der Eingangstür. Er legte die Hand auf die Hupe und lachte in sich hinein, als sie vor Schreck zusammenzuckte und ihm anschließend zuwinkte. Sie wartete an der Tür auf ihn und strahlte ihn an. 

„Guten Morgen!", lachte sie und er erwiderte ihren Gruß. Gemeinsam gingen sie nach drinnen und wurden schon von Franziska erwartet, die mit verschränkten Armen am Empfangstresen gelehnt stand. 

„Da seid ihr ja! Kurze Besprechung in meinem Büro", sagte sie in einem mürrischen Ton und ging davon. Matthias warf Diana einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Eilig gingen sie ihrer Chefin hinterher, die sich seufzend auf ihren Stuhl fallen ließ. Etwas unschlüssig blieben er und Diana davor stehen und sahen sie erwartungsvoll an. Doch Franziska presste die Finger an die Schläfen und schloss für einen Moment die Augen. 

„Zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?", wollte sie wissen, doch als keiner von ihnen etwas sagte, seufzte sie. 

„Dann zuerst die Gute. Ich habe Philipp erreicht. Er hatte gestern einen Autounfall und liegt noch im Krankenhaus", erklärte sie, doch Matthias lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das sollte die gute Nachricht gewesen sein? 

„Und wie geht es ihm jetzt? Wann kommt er wieder?", fragte Diana besorgt, doch wieder seufzte Franziska nur. 

„Er wurde gestern operiert. Was genau er hat, weiß ich nicht und es wird wohl mindestens sechs Wochen dauern, bis er wieder im Dienst ist. Das heißt mehr Arbeit für uns alle. Womit wir auch schon zur schlechten Nachricht kommen. Der Techniker hat einen Virus oder so etwas gefunden. Sämtliche IT muss ausgetauscht werden. Allerdings bekommen wir die erst heute Nachmittag geliefert und es dauert wahrscheinlich bis morgen, bis alles läuft. Das heißt, wir müssen heute alles auf Papier schreiben und in das System übertragen, sobald alles wieder läuft", erklärte sie, dann ließ sie sich in ihrem Stuhl zurückfallen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Matthias warf wieder einen Blick zu Diana, doch die starrte nur Franziska an. 

Matthias brauchte eine Weile, bis er begriff, dass ein ziemlich stressiger Tag vor ihnen lag. Nicht nur, dass sie doppelte Arbeit durch die fehlenden Computer hatten, sie mussten sich auch noch um Philipps Betreute kümmern. 

„Ich gehe davon aus, dass ihr beide es allein hinkriegt, Philipps Betreute unter euch aufzuteilen. Und jetzt an die Arbeit!", sagte sie dann und scheuchte sie mit einer genervten Handbewegung aus ihrem Büro.

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