Kapitel 56

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Donnerstag, 08.10.

Der Wecker riss Matthias aus einem traumlosen Schlaf. Er tastete umher, bis er endlich die Schlummertaste fand und den Wecker zehn Minuten weiterstellte. Neben ihm raschelte Jonas Bettdecke und er drehte sich zu ihm um. 

Obwohl es draußen noch dunkel war, schien helles Mondlicht herein. Matthias drehte sich zu Jonas und kroch unter seine Decke. Vorsichtig tastete er nach ihm, dann legte er seine Arme um ihn. Genüsslich schloss er die Augen und schmiegte sich an seinen Freund. 

Doch viel zu schnell klingelte sein Wecker wieder und erinnerte ihn daran, dass er zur Arbeit musste. Schnell schaltete er ihn aus, dann strich er Jonas durchs Haar und küsste ihn auf den Kopf. 

„Ich meld mich spätestens heute Nachmittag, okay?", flüsterte er, doch Jonas murmelte nur etwas Unverständliches. Möglichst leise zog er sich an und schlich nach unten. Er schlüpfte in seine Schuhe und machte sich auf den Weg in seine Wohnung.

Knapp eine Stunde später parkte er seinen Wagen auf dem Parkplatz vor dem Caritas-Gebäude. Erst dort schaute er auf sein Handy. Noch nichts von Jonas, also nahm er an, dass er noch schlief. Doch sein Vater hatte ihm geschrieben. 

„Wann kommst du noch mal vorbei? Esra hat gestern Abend etwas von deinem neuen Freund erzählt?! Kannst ihn ja mal mitbringen", schrieb er und sein Griff um das Handy wurde fester. Esra sollte sich einfach aus seinen Angelegenheiten raushalten und aufhören, seinem Vater ständig alles zu erzählen. Er warf einen Blick auf die Uhr und beschloss dann, ihn kurz anzurufen. 

„Hallo!", begrüßte er ihn gut gelaunt, doch Matthias hatte ganz und gar keine gute Laune mehr. 

„Hi", sagte er trotzdem möglichst unbekümmert, doch es gelang ihm nicht ganz. 

„Wie geht es dir?", fuhr Darren fort, doch es war keine Floskel. Matthias überlegte einen Moment, was er sagen sollte. 

„Bisher eigentlich ganz gut. Aber anscheinend flippt Esra in letzter Zeit irgendwie aus."

Darren seufzte. 

„Stimmt es denn, was sie gesagt hat?"

„Was hat sie denn genau gesagt?", fragte er, doch sein Vater zögerte. 

„Sie hat gesagt, du hast sie einfach stehen lassen und dass du nur noch Augen für deinen neuen Freund hast. Und... das klingt eigentlich ziemlich nach dir."

Super. Sein Vater glaubte seiner Ex mehr als ihm. 

„So war es doch gar nicht. Ich habe sie stehen lassen, aber ich sollte sie nur hinfahren und sie hat die ganze Fahrt über nur schlechte Laune gehabt. Ich glaube, sie ist eifersüchtig," verteidigte er sich, doch sein Vater seufzte. 

„Wieso hört man immer zwei gegensätzliche Geschichten, wenn man euch beide fragt?", stöhnt er, doch anscheinend wollte er das Thema nicht weiter vertiefen. 

„Und das Andere? Hast du jemanden kennengelernt?", fragte er und klang diesmal deutlich freundlicher. Augenblicklich musste Matthias lächeln. 

„Ja, kann schon sein", sagte er nur, doch sein Vater wollte mehr wissen. 

„Und... ist es ein Er?", fragte er, doch es klang nicht abwertend, sondern einfach nur neugierig. 

„Ja, er heißt Jonas", sagte er, doch eigentlich wollte er so am Telefon nicht seinen neuen Freund vorstellen. 

„Bring ihn doch mit, wenn du kommst! Vielleicht heute oder morgen?", schlug Darren vor. 

„Ich überlege es mir, okay? Ich muss jetzt zur Arbeit", sagte er, dann verabschiedeten sie sich. Schnell tippte er noch eine Nachricht an Jonas, ob er heute nicht Lust hätte, mit zu seinem Vater zu kommen, dann stieg er aus.

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