Kapitel 30

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Samstag, 12.09.

Am nächsten Morgen warf Matthias als erstes einen Blick auf sein Handy, das noch immer neben seinem Kopfkissen lag. Er hatte eine Reihe an Nachrichten, alle von Oskar. Eigentlich sollte er sie einfach löschen, doch er war zu neugierig. Was, wenn er wollte, dass er zu ihm kam um ihm zu sagen, dass er Johnny rausgeworfen hatte? Beziehungsweise dass Johnny gegangen war? Er klickte also auf die erste Nachricht und las sie dann alle der Reihe nach durch.

„Es war ein Fehler. Ich hätte dich nicht noch einmal küssen sollen", schrieb er. Augenblicklich bereute er, die Nachrichten zu lesen. Sie hatten sich nicht nur geküsst, sondern viel mehr gemacht. Aber was noch viel schlimmer war: Oskar hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte und Johnny verlassen würde. War das alles einfach nur eine Lüge gewesen? Er schluckte seinen Schmerz herunter und las weiter.

„Bitte, lass uns noch einmal reden. Ich will es dir erklären."

„Matthias, bitte! Ich dachte, dir wäre klar, dass es zu Ende sein würde, wenn Johnny wieder kommt."

Es schmerzte so sehr. Er schaffte es nicht, die anderen Nachrichten zu lesen. Als er aufstand, wollte er sich direkt wieder hinlegen. Doch obwohl er sich wie erschlagen fühlte, schaffte er es irgendwie, sich wieder etwas anzuziehen und auf die Terrasse zu gehen. 

Dort setzte er sich wieder auf die Bank und zündete sich eine Zigarette an. Gierig sog er den Rauch ein und spürte kurze Zeit später die beruhigende Wirkung des Nikotins. Gerade als er die Zigarette in den Aschenbecher auf dem kleinen Tisch vor ihm drückte, öffnete sich das Gartentor. 

Herein kamen sein Vater und Lisa. Sie schoben ihre Fahrräder in den Schuppen und holten aus den Körben auf ihren Gepäckträgern prall gefüllte Einkaufstüten. Sie kamen zu ihm und begrüßten ihn fröhlich, doch er zwang sich nur zu einem Versuch eines Lächelns. Sein Vater ging in die Küche und stellte dort eine Tasche ab, dann begann Lisa, die Taschen auszuräumen. Darren kam zu ihm und setzte sich neben ihn. 

„Du rauchst wieder?", fragte er mit einer Kopfbewegung auf den Aschenbecher. Matthias zuckte nur die Schultern. 

„Du denkst an morgen?", fragte er dann, doch es klang eher wie ein Vorwurf. Panisch riss er den Kopf herum. Wusste er doch etwas? 

„Du hast Esra versprochen, mit zu diesem Treffen zu gehen", fuhr er fort und sah ihn ziemlich ernst an. Oh nein! Das hatte er vollkommen vergessen. Sie wollte sich morgen mit diesem komischen Typen treffen, den sie heiraten sollte. 

„Ja, ich denke dran", erwiderte er, doch sein Vater hatte ihn durchschaut. 

„Du hast es vergessen", stellte er nüchtern fest und schüttelte dann den Kopf. 

„Mir wäre es schon wieder eingefallen. Aber... ich will da nicht hin. Was soll ich denn da? Es scheint doch sowieso schon alles abgemacht zu sein."

Sein Vater seufzte. 

„Sie möchte eben, dass du sie unterstützt. Sie hofft wahrscheinlich, dass ihr es so aussehen lassen könnt, als wäre zwischen euch alles in Ordnung", erklärte er und sah ihn eindringlich an. Matthias hasste es, wenn Esra hinter seinem Rücken mit seinem Vater redete. 

„Sie meinte das letzte Mal, als ich mit ihr darüber geredet habe, dass er ja vielleicht ganz nett ist. Klingt nicht so, als könnte ich sie davon abhalten."

„Sie hat das doch nur so gesagt. Sie hofft, dass du dich noch einmal zusammenreißen kannst und ihr ihren Vater überzeugen könnt, dass du ein guter Vater für Duygu bist und ihr euch am besten zusammen um sie kümmert. Sie will es noch einmal mit dir versuchen", sagte Darren ernst, doch Matthias schüttelte den Kopf. 

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