Kapitel 13

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Geschockt sehe ich ihn an.
Ich spüre wie mir das Blut in den Kopf steigt und mir wird auf einmal ganz schwummrig.
„Du hast geweint. Wegen mir?"
Leon nickt noch einmal. Seinen Blick hat er starr auf den Tisch gerichtet.

„Warum?" fragend sehe ich ihn an.
„Du hattest im Auto so glücklich über Max erzählt. Und als ich gehört habe, wie glücklich du mit ihm bist, war ich mir sicher, das ich dir damals nicht das geben konnte, was du brauchst.

Aber ich hab auch gemerkt das-" er macht eine Pause.
Die Stille zwischen uns fühlt sich wie eine Ewigkeit an.
„das ich noch Gefühle für dich habe.".
Erschrocken sehe ich ihn an.
Ich bringe kein Wort heraus,aber als ich nach und nach seine Worte realisiere, stehe ich langsam auf.
„Leon, ich..." stotternd gehe ich einen Schritt rückwärts.
„Es ist besser wenn ich jetzt gehe. Serge wartet bestimmt schon auf mich." ich drehe mich um und gehe in den Flur, um meine Schuhe an zu ziehen.
Leon bleibt in der Küche sitzen, ohne noch ein Wort zu sagen.
Es scheint, als wüsste er selbst, das er gerade die Freundschaft, die wir uns Stück für Stück, mühevoll wieder aufgebaut haben, kaputt gemacht hat.
Ohne mich zu verabschieden gehe ich durch die Haustür nach draußen.
An der frischen Luft angekommen, atme ich erst einmal tief durch.
Dann hole ich mein Handy heraus, um Serge zu schreiben.
Ich habe 10 ungelesene Nachrichten von ihm und zwei verpasste Anrufe von Lina. Die beiden müssen sich Sorgen um mich gemacht haben, ich hab mich ja gar nicht von ihnen verabschiedet.
Ich öffne den Chat mit Serge und sehe die Nachrichten durch.

Linnea wo bist du?

Wir suchen dich!

Ist alles gut bei dir?

Max ist hier.

Warum hast du nicht erzählt das ihr Schluss gemacht habt?

Wo bist du verdammt noch mal?

Bist du schon Zuhause?

Ich komme jetzt auch gleich nach Hause!

Ich hoffe dir geht es gut, melde dich wenn du was brauchst! (zum Beispiel Hilfe!!!)

Guten Morgen Linnea, ich hoffe du lebst noch!

Er weiß also von der Sache mit Max. Als ich die Nachrichten durchgehe muss ich lächeln.
Süß, wie viele Sorgen er sich um mich gemacht hat.
Dabei war ich nur bei seinem besten Freund. Leon würde mich weder kidnappen, noch umbringen.
Glaube ich zumindest.
Ich tippe schnell eine Nachricht in mein Handy.

Guten Morgen Serge. Mir geht es gut. Kannst du mich bei Leon abholen?

Keine zwei Minuten später kommt auch schon seine Antwort.

Gott sei Dank! Ich bin auf dem Weg!

Nach 10 Minuten, in denen ich vor Leons Haustür immer wieder auf und ab gelaufen bin, parkt endlich das Auto meines Mitbewohners vor mir.
Schnell öffne ich die Beifahrertüre und lasse mich in den Sitz fallen.
„Danke Serge" murmele ich.
„Nichts zu danken. Ich hatte schon Angst, das ich deine Leiche aus der Isar ziehen muss, da ist das hier ein Stück angenehmer."sagt er mit einem sarkastischen Unterton und lacht dabei.
Grinsend sehe ich ihn an. Ich bin froh, das er immer so eine positive Stimmung mit bringt.

„Aber jetzt musst du mir schon erzählen, wie du zu Leon gekommen bist und was er von dir wollte."
Mein Mitbewohner stellt mir eine Tasse Tee hin und sieht mich neugierig an.
Wir sind inzwischen Zuhause angekommen und sitzen gemeinsam auf der Couch.
Ich seufzte und beginne alles von Anfang an zu erzählen. Serge bleibt still und hört mir gespannt bis zum Ende zu.
„Und als ich ihn gefragt habe, warum er geweint hat, meinte er, daß er noch Gefühle für mich hat.".
Mein Mitbewohner sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an.
„Das hat er gesagt?!"
Ich nicke.
„Linnea, er hat es bestimmt irgendwie anders gemeint. Du hast es nur falsch verstanden."
Ich schüttele den Kopf. „Ich weiß, was ich gehört habe Serge.".
Eine Weile bleibt es still und ich überlege.
„Aber was wenn ich den Gedanken daran gar nicht mal so schlecht finde?".
Fragend sehe ich meinen Mitbewohner an.
„Hast du etwa auch noch Gefühle für ihn?! " Serge sieht mich erschrocken an.
„Ich weiß es nicht. Nur wenn ich ehrlich bin, finde ich den Gedanken an einen Neuanfang mit ihm wirklich gar nicht so abwegig. Nur eben noch nicht jetzt. Das ist mir alles zu frisch." meine ich schulterzuckend.
„Und warum hast du ihm das nicht gleich gesagt?!" Serge scheint sichtlich verwirrt.
„in dem Moment hat es sich falsch angefühlt. Max hat mich gerade betrogen. Ich fühle mich noch nicht bereit." meine ich und nehme einen Schluck von meinem Kräutertee.
Immernoch etwas perplex steht Serge auf.
„Ich mach uns jetzt erst einmal etwas zu essen." mit diesen Worten verschwindet er aus dem Wohnzimmer.
Eine Weile bleibe ich auf der Couch sitzen und starre an die Wand.
So viele Gedanken schwirren in meinem Kopf herum und ich weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll sie zu ordnen.

Als es an der Tür klingelt, werde ich aus meiner Trance geholt.
„Ich geh schon!" rufe ich Serge zu und mache mich auf den Weg zur Haustür.
Als ich diese öffne stehen Jo und Lina vor mir.
Sobald Lina mich sieht, nimmt sie mich sofort in den Arm.
„um Gottes Willen du lebst noch! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!".
„Jetzt kommt doch erstmal rein ihr beiden" grinsend bitte ich sie in die Wohnung, nach dem Lina sich wieder von mir gelöst hat.
„Aber jetzt mal ehrlich. Wo warst du?" neugierig sieht Joshua mich an, als ich ihm ein Glas Wasser hin stelle. Wir haben uns auf der Couch breit gemacht, damit wir Serge in der Küche nicht beim kochen stören.

Ich fange noch einmal an, die Geschichte von ganz vorne zu erzählen. Allerdings lasse ich den Teil mit Leons Gefühlen für mich aus.
Ich weiß selbst noch nicht, wie ich das ganze einordnen soll und es wäre falsch, es allen seinen Freunden zu erzählen.
Bei Serge weiß ich, daß er es für sich behalten kann, aber Jo kenne ich dafür noch nicht lang genug. Was nicht heißen soll, ich würde die beiden nicht mögen oder ihnen nicht vertrauen.
„Es ist schön, das er sich um dich gekümmert hat " meint Lina und legt einen Arm um meine Schulter.
„Auf Leon kann man sich immer verlassen." meint Joshua nickend.

Wir essen noch alle gemeinsam zu Abend, bevor sich Lina und Joshua gegen 20 Uhr verabschieden.
„Es war schön das ihr da wart." dankend sehe ich die beiden an, bevor ich die Tür hinter ihnen schließe.
„das war ein anstrengender Tag. Ich gehe ins Bett" sage ich zu Serge, als ich wieder zurück in die Küche gehe.
Dieser nickt „Ruh dich aus. Das hast du dir wirklich verdient".

Ich liege schon im Bett und starre an die Decke, als es an der Tür klingelt.
Kurz darauf höre ich Serges Stimme.
Es ist bestimmt irgendwer von seinen Kumpels.
Ich drehe mich zur Seite und versuche zu schlafen.
Allerdings klopft es keine fünf Minuten später an meiner Zimmertür.
Verwirrt setzte ich mich auf und schalte meine Nachttischlampe ein.
„Herrein?" unsicher sehe ich in Richtung Tür.
Als sich diese öffnet und ein brauner Lockenschopf zum Vorschein kommt, entfährt mir ein Seufzer.
„Leon ich-" weiter komme ich nicht, den er setzt sich neben mich aufs Bett.
Unsicher rutsche ich zur Seite und sehe ihn an.
„Was willst du Leon?" ich blicke ihm tief in die Augen. In meinem ganzen Körper fängt es an zu kribbeln.
„Linnea. Ich weiß das ich damals einen riesen Fehler gemacht habe. Das ich dir verdammt weh getan habe. Ich habe alles versucht, doch die Art und Weise wie du lächelst, deine Harre, deine wunderschöne Stimme. Ich werde nie aufhören können dich zu lieben Lins.".
Seine Worte bereiten mir Gänsehaut. Sofort steigen mir Tränen in die Augen.
„Leon, das ist wirklich süß, aber ich weiß nicht-" weiter komme ich nicht.
„Linnea, du musst dich hier auf nichts einlassen. Es tut mir leid wenn das ganze etwas aufdringlich rüber kam." murmelt Leon und geht einen Schritt zur Tür.
Wenn ich jetzt nicht handele, dann wird das nie wieder was mit uns.
„Leon warte.".
Er dreht sich wieder zu mir um und sieht mir in die Augen.
Mein Herz schlägt mir bis zur Brust und mein Verstand weiß, das das ganze die falsche Entscheidung ist, nach dem was ich nach der Trennung durch machen musste.
Aber dieses eine mal höre ich auf mein Herz.
Ich trete ein Stück näher an ihn heran.
„Ich habe nie gesagt, daß ich nicht für einen Neuanfang offen wäre. Aber noch nicht jetzt Leon. Gib mir noch etwas Zeit."
Mein Gegenüber streicht sich durch die Haare.
„Nimm dir die Zeit, die du brauchst Linnea." er macht eine kurze Pause und es herrscht Stille zwischen uns. „Ich möchte nur das du weißt, das ich immer da bin." sagt er leise und wischt mir sanft eine Träne aus dem Gesicht. Da, wo sein Daumen meine Wange berührt hat, hinterlässt er ein kribbeln.
„Es ist besser wen du jetzt gehst Leon" meine ich leise aber bestimmt, als mir noch mehr Tränen die Wange herunter laufen.
Er mustert mich mit einem besorgten Blick und möchte noch etwas erwidern, entscheidet sich aber dann doch, mein Zimmer zu verlassen.

Als die Tür sich hinter ihm schließt, sacke ich zusammen.
Immer mehr warme Tränen bahnen sich den Weg über meine Wange.
An die Wand gelehnt vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen.
Die letzten beiden Tage haben mich echt fertig gemacht.
Mein Verstand sagt mir immer wieder, das alles was hier gerade passiert in die falsche Richtung geht. Und viel zu schnell läuft.
Ich habe Angst.
Angst, das er mir verdammt weh tut.
Allerdings sollte man vielleicht auch mal auf sein Herz hören.
Ich will mein bestes geben, Leon und mir noch eine Chance zu geben.
Eine zweite Chance.

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