Kapitel 28

287 7 0
                                    

Überglücklich beobachte ich Leon beim schlafen.
Sein Gesicht sieht dabei so friedlich aus.
Immer wieder muss ich an den gestrigen Tag denken.
Alles war so wunderschön.
Das Frühstück mit meinen Eltern, meine Familie wieder zu sehen und vorallem die Party.
Aber das wichtigste war, das er dabei war.
„Guten Morgen!" hauche ich, als mein Freund langsam seine Augen öffnet.
Sofort huscht ein Lächeln über seine Lippen.
„Ich könnte mich daran gewöhnen, so auf zu wachen!" raunt er und küsst mich sanft.
„Ich definitiv auch!" grinsend nicke ich und stehe auf, um mich fertig zu machen.
Wir haben uns mit Serge verabredet, der gestern Abend in seinem Hotel angekommen ist.
Zuerst werden wir ihn etwas von der Gegend zeigen wo Leon und ich aufgewachsen sind und dann hat Leon noch versprochen, uns, insbesondere mir, weil Serge dort schon öfters gespielt hat, durch das Stadion des VFL zu führen.
Abends hat meine Familie, die heute morgen aus dem Kurzurlaub bei Oma zurück gekommen ist, Serge zum Essen eingeladen.

„10 Uhr. Das ist viel zu früh! Ich habe Urlaub!" meckert Serge, als er in Leons Auto einsteigt.
„Guten Morgen erstmal!" lachend drehe ich mich um und klatsche ihn ab. Ich hab meinen Mitbewohner schon lang nicht mehr gesehen und auch etwas vermisst.
Ohne ihn fehlt irgendetwas. Er ist immer für einen guten Ratschlag oder einen Witz zu haben. Wen er nicht da wäre, hätte ich an manchen Tagen nicht ansatzweise so gute Laune.
„musste sein Bro!" erklärt Leon und dreht sich auch zu seinem besten Freund, um ihn abzuklatschen.

„Linnea. Ich kann einfach nicht verstehen, wie du es mit dem nur aushalten kannst!" bemerkt Serge, mit einem frechen Grinsen in Richtung seines Kumpels.
Ich muss schmunzeln. „Oh das geht schon!".

Zu dritt machen wir uns auf den Weg in den Stadtteil von Bochum, wo Leon und ich aufgewachsen sind.
Wir zeigen unserem besten Freund unsere alte Schule und das Haus, wo Leons Eltern gewohnt haben, dort haben wir uns am Nachmittag oft getroffen.
„Oh und hier hab ich zum ersten mal in meinem Leben Fußball training gehabt!" stolz zeigt Leon auf den Fußballplatz vor uns.
Dort hat er in jungen Jahren angefangen zu kicken.
„Wow! Wie du dich noch so gut an alles erinnern kannst!" bemerkt Serge. Und da hat er Recht. Bei so vielen Geschichten, die Leon von früher erzählt, bin selbst ich erstaunt, wie viel er sich gemerkt hat.

Nachdem wir in unserer früheren Lieblingsbäckerei, in der wir uns immer unser Pausenbrot besorgt hatten, einen Kaffee genossen haben, zeigen wir Serge noch unseren Lieblingsplatz.
Den Berg, von dem aus man über ganz Bochum sehen kann.
„Ihr hattet Recht! Es ist verdammt schön hier!" bemerkt unser Kumpel und lässt seinen Blick über die Landschaft schweifen.
Wir bleiben noch eine Weile hier und genießen die Sonne, die uns ins Gesicht scheint. Wir hätten uns kein besseres Wetter für unsere private sight seeing Tour aussuchen können.

„jetzt müssen wir langsam weiter!" bemerkt Leon mit einem Blick auf die Uhr.
Wir gehen wieder zurück zum Auto und machen uns auf den Weg zur letzten Station unserer Route. Das Vfl Bochum Stadion.
Leon parkt sein Auto etwas abseits, so das wir noch ein paar Meter zum Stadion laufen können.
Auf dem Weg dorthin erstrecken sich viele Trainingsplätze. Einige kommen mir tatsächlich noch bekannt vor.

Auch wenn ich Fußball damals gehasst habe, habe ich Leon zu Liebe viele Nachmittage hier verbracht.
Während er Fußball gespielt hat, saß ich am Rand und habe meine Hausaufgaben erledigt.
Das waren Zeiten.
Am Stadion angekommen werden wir von Sicherheitsleuten reingewunken. Natürlich hatte Leon unseren Besuch angemeldet.
Auf dem Weg ins innere begegnen wir einigen Verantwortlichen des Vereins. Jeder von ihnen erkennt Leon und freut sich ihn zu sehen. Mit vielen von Ihnen unterhalten wir uns auch ein bisschen.
„Und du bist?" neugierig sieht ein Mitarbeiter, der Zeugwart des Vereins, mich an.
„Linnea" lächelnd strecke ich ihm die Hand hin.
„Da hast du einen guten Fang gemacht!" bemerkt er in Richtung Serge, neben dem ich grade stehe.
Verwirrt sieht mein Mitbewohner ihn an. Ich muss kichern.
„Nein, Gnabry ist nur mein Mitbewohner. Ich bin mit Leon hier!" erkläre ich schmunzelnd und stelle mich neben meinen Freund, der seine Hand um meine Tallie legt.
„Oh. Das tut mir Leid. Du standest jetzt nur die ganze Zeit neben ihm deswegen-"
„Ist alles gut. Wir hatten doch alle was zum lachen!" unterbricht Leon ihn und gibt ihm zum Abschied noch einmal die Hand.

Als wir endlich im Inneren des Stadions angekommen sind und auf das Spielfeld blicken, geht hinter den Rängen schon langsam die Sonne unter und taucht den Rasen in ein goldenes Licht. Das macht die Atmosphäre noch etwas schöner, als sie es eh schon ist.
Stolz führt Leon uns durch das Stadion.
Er zeigt uns die VIP Lounge, den Pressebereich, das Spielertunnel und die Kabinen.
Es ist schön, aber am meisten liebe ich das glitzern in seinen Augen, wenn er alte Geschichten erzählt.
Er hängt immernoch sehr an diesem Verein.

„Das war eine echt schöne sight seeing Tour!" grinsend sieht Serge uns beide an, als wir auf dem Weg zurück zu Leons Auto sind.
„Ja! Ich fand den Tag auch sehr schön!" füge ich hinzu.
Leon, der neben mir läuft und meine Hand hält, trägt ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

„Ich weiß wie wir den Tag noch perfekt beenden können" meint Serge auf einmal und wirft Leon einen Ball zu, der auf einem der Trainingsplätze lag.
Sofort springt Leon darauf an und die beiden fangen an zu kicken.
Zufrieden lehne ich mich an die Bande und sehe ihnen dabei zu.

Wenn Leon glücklich ist, dann bin ich es auch.

Als die Sonne fast verschwunden ist, machen wir uns auf den Weg nach Hause.
Meine Eltern warten sicher schon mit den Essen auf uns.

Dort angekommen werden wir schon von meiner Mutter empfangen.
„Da seid ihr ja!" glücklich nimmt sie mich in den Arm.
„Hattet ihr einen schönen Tag?"
Wir nicken. Auch wenn es nicht so oft vorkommt, sind wir uns in einem Punkt einig. Dieser Tag war perfekt.
Nachdem auch Serge herzlichst von meiner Mutter in Empfang genommen wurde, folgen wir ihr nach draußen auf die Terrasse.

Der Tisch ist schon gedeckt und mein Vater steht am Grill.
Gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Bruder lassen wir den Abend mit einem gemütlichen Abendessen ausklingen.

„Ich denke es wird Zeit für mich!" bemerkt Serge gähnend. „Der Tag war anstrengend!" fügt er hinzu.
„Das glaube ich. Mit den beiden ist alles anstrengend!" meine Mutter wirft grinsend einen Blick in meine und Leons Richtung.

„Danke für das gute Essen!" Serge bedankt sich noch bei meinen Eltern, bevor er und Leon, der ihn noch zum Hotel fährt durch die Haustür verschwinden.

„Und?"
„Was 'und'?" Verwirrt sehe ich meine Mutter an.
Mein Bruder ist inzwischen in seinem Zimmer verschwunden und mein Vater ist dabei den Grill aufzuräumen.
„Wie sieht es mit Leon aus? Könnt ihr euch eine gemeinsame Zukunft vorstellen?" fragt meine Mutter neugierig.
Ich zucke mit den Schultern.
„Ich glaube schon. Wir haben unsere Konflikte von früher begraben und noch einmal von ganz vorne angefangen.".
Meine Mutter nickt.
„Das ist schön. Aber das wichtigste ist, das er dich glücklich macht. Und das sehen wir alle Linnea. Du bist viel besser drauf, wenn er auch da ist!".

Sie hat Recht. Mit Leon fühlt sich alles so viel leichter an.
„Ich liebe ihn wirklich."
Stolz legt meine Mutter einen Arm um meine Schulter.
„Ich bin froh, daß du endlich jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht!".
Wir sitzen noch eine Weile da und trinken unseren Aperol, bis Leon wieder kommt.
„Wir gehen dann schlafen. Der Tag hat auch uns ziemlich mitgenommen! " wir verabschieden uns von meinen Eltern und gehen in mein Zimmer.
Als ich umgezogen in meinen Bett liege und auf Leon warte, lasse ich den Tag in meinen Kopf noch einmal Revue passieren.

„Wärst du zu Bayern gegangen, wenn wir uns nicht getrennt hätten?" frage ich, als Leon sich neben mich legt. Er überlegt kurz.
„Ja. Vielleicht hätte ich gezögert, aber ich wäre gegangen."
Diese Antwort beruhigt mich etwas. Es war schön zu sehen, wie Leon sich gefreut hatte, wieder in Bochum zu sein. Allerdings hat mich das auch zum Nachdenken gebracht. Serge hatte mir erzählt, er sei genau wie ich nach München gekommen, um mich zu vergessen.

„Warum?"
„ich hatte Angst, das du nur weg bist, um dich von der Trennung ab zu lenken." meine ich und drehe mich, so, dass ich ihm in die Augen sehen kann.
„Das auch. Aber das Vertragsangebot stand schon. Bayern ist ein Verein, mit dem ich viel erreichen kann. Mehr als mit Bochum. Schon damals wusste ich, das es der richtige Schritt ist. Auch wenn ich meine Heimat und-" er macht eine kurze Pause und streicht mit seinem Daumen über meine Wange.
„-dich hinter mir lassen musste.".
Ich muss lächeln.
„Das mit dem 'hinter uns lassen' hat bei uns beiden wohl nicht geklappt!" bemerke ich angesichts dessen, das wir gerade Arm in Arm in meinem Bett liegen.
Leon schüttelt den Kopf.

„Aber das ist auch gut so" flüstert er und legt seine Lippen auf meine.

second chance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt