Kapitel 30

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Unser gemeinsamer Urlaub ist zu Ende, wir sind wieder in München und auch der Sommer neigt sich dem Ende zu.
Die Blätter der Bäume färben sich Orange und die Temperaturen werden kühler.
Ich bin auf den Weg von der Arbeit nach Hause, wo Serge und Leon schon auf mich warten. Ich habe versprochen etwas zu essen mit zu bringen. Deswegen bin ich jetzt auf dem Weg in Richtung Hauptbahnhof. Dort in der Nähe gibt es ein Restaurant, wo man frische Bowls bekommt.

Ich habe großen Hunger und will mich beeilen, nach Hause zu kommen.
Allerdings bringt der Feierabend Verkehr in München meinen Zeitplan ziemlich durcheinander.
Nervös tippe ich auf das Lenkrad und starre auf die rote Ampel.
„Mach schon verdammt!".

Als ich nach einigen verlorenen Nerven endlich mit dem Essen in der Tiefgarage des Wohnhauses ankomme, atme ich erleichtert aus.
München ist schön, aber manchmal kann es einem wirklich die Nerven kosten.

„Ich bin wieder da!" schnell ziehe ich meine Schuhe aus und gehe in die Küche, wo die beiden Jungs schon auf mich warten.
„Na endlich! Ich hab rießen Hunger!" Gnabry nimmt mir die Tüte aus der Hand und packt unser Essen aus.
„Was hat so lange gedauert?"
„Der Feierabendverkehr" seufze ich und lasse mich auf einen Stuhl fallen.
Leon nickt verständlich und nimmt sein Essen, das sein Kumpel ihm in die Hand drückt, dankend entgegen.

„Was steht am Wochenende an?" fragend sehe ich in die Runde.
„Hoffenheim" antwortet Serge, bevor er sich eine weitere Ladung in den Mund schiebt.
„Sind die gut?"
Leon zuckt mit den Schultern. „Man kann über keinen Gegner sagen, ob er gut oder schlecht ist. Für die meisten ist das Spiel gegen Bayern eines der wichtigsten in der Saison. Da gibt jeder 120 Prozent!" mit einem nicken bestätigt Serge das gesagte.
„Mhm" nachdenklich stehe ich auf, um die Teller in die Spülmaschine zu räumen.
Seit die neue Bundesliga Saison angefangen hat, habe ich immer mehr Interesse für den Fußball entwickelt. Mit Lina war ich zu fast jedem Heimspiel im Stadion. Und das schönste daran ist, zu sehen, wie sehr Leon sich freut, wenn ich da bin, um ihn zu unterstützen.
Ich hoffe das sie auch das Spiel in Hoffenheim für sich entscheiden können.

„Ich geh mich etwas ausruhen!" bemerke ich und husche in mein Zimmer.
Die Arbeit war anstrengend und heute Nacht hatte ich nicht gut geschlafen.
Gerade ziehe ich mir einen Pulli von Leon über, als dieser im Türrahmen auftaucht.
„Ich mag es wen du die trägst!" grinsend mustert er mich.
Ich trage einen Pulli von ihm und eine kurze Hose.
„Ich mag, das sie so gut nach dir riechen" bemerke ich und umarme meinen Freund.
Er drückt mir einen sanften Kuss auf die Stirn und streicht mir über die Wangen.
„Geht es dir gut?" sein besorgter Blick lässt mein Herz schmelzen.
Es tut gut, zu wissen, das er sich um mich sorgt.
„Ja. Ich bin nur etwas müde!".
Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und schließe meine Augen.
Ich merke, wie auch Leon unter meine Decke kommt.
Sofort kuschele ich mich an ihn und genieße das angenehme Gefühl.
Vorsichtig streicht Leon mir über den Bauch und mit der anderen Hand hält er meine ganz fest.
„Ich liebe dich" ist das letzte was ich von ihm höre, bevor ich ins Land der Träume verfalle.

„Ja ich weiß, aber Sie wird das sicher nicht toll finden!".
Die aufgebrachte Stimme von meinem Freund weckt mich auf. Man hört, das er sich anstrengen muss leise zu reden, weil er mich nicht wecken will.
Schon passiert.
Draußen ist es schon dunkel.
Die Tür meines Zimmers ist einen Spalt geöffnet und die Stimmen kommen wahrscheinlich aus der Küche.
Gähnend stehe ich auf, um herauszufinden über was hier  diskutiert wird.
Vor der Tür bleibe ich stehen, um zu lauschen.
„Serge. Ich weiß, es könnten schwierige Zeiten auf uns zu kommen. Aber-" mein Freund macht eine Pause.
„Linnea ist die richtige. Mit ihr will ich meine Zukunft planen. Sie soll die Mutter meiner Kinder sein. Mit ihr will ich zusammen bleiben. Für immer!".
Mein Herz bebt mir bis zum Hals. Das sind die schönsten Worte, die ich je gehört habe.
„Das ist was besonderes zwischen euch!" bemerkt Serge nach einer kurzen Stille zwischen den beiden.
Mit leisen Schritten entferne ich mich von der Küche und gehe nach draußen auf die Dachterrasse.
Ein bisschen frische Luft wird mir sicher gut tun.

Ich lasse mich auf die gepolsterte Couch fallen und atme die frische Nachtluft ein.
Mit einem Lächeln auf den Lippen sehe ich in den klaren Sternenhimmel über München.
Leon liebt mich. Er tut es wirklich.
Es fühlt sich so an, als wüsste ich die letzten Monate nicht genau, was zwischen uns läuft.
Aber jetzt habe ich Klarheit. Er will seine Zukunft mit mir verbringen.
Und ich will das auch. Mehr als alles andere.

„Ist es nicht kalt hier draußen?" Mein Freund taucht auf und setzt sich neben mich.
„es geht eigentlich" bemerke ich und lehne mich an Leons Schulter.
Kurz überlege ich, ob ich erzählen soll, das ich sein Gespräch mit Serge etwas belauscht habe, lasse es aber schlussendlich.
Leon streicht mir durch die Haare uns stößt einen tiefen Seufzer aus.
„Du stellst mein komplettes Leben auf den Kopf Linnea!".
„Tu ich das?" grinsend sehe ich zu ihm auf.
Direkt in seine wunderschönen Augen.
Er nickt. „Und wie.".

Eine Weile bleiben wir still sitzen und sehen uns gemeinsam den Sternenhimmel an.
„Jetzt wird es langsam echt frisch!" mein Freund nickt und gemeinsam gehen wir nach drinnen.

„Hier!" Leon stellt mir eine Tasse Tee auf den Nachttisch.
„Danke".
Als ich einen Schluck nehme, wärmt mich der Kräutertee sofort.
„Ich muss noch schnell etwas erledigen." bemerkt mein Freund mit einen Blick auf die Uhr.

„Kannst du heute Nacht hier schlafen?"
Leon seufzt. „Wofür zahle ich eigentlich noch Miete, wenn ich praktisch hier wohne" grinsend gibt er mir noch einen Kuss, bevor er mit schnellen Schritten aus meinem Zimmer verschwindet.
Lange dauert es nicht, bis ich wieder eingeschlafen bin.
Ich bekomme noch leicht mit, wie Leon sich neben mich legt.
Ich spüre seinen Blick eine ganze Weile auf mir, bevor er sich zur Seite dreht und auch bald von ihm ein leises, regelmäßiges Atmen zu vernehmen ist.

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