Kapitel 39

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„Kuck mal, die Spieler sind schon da!" Mias Bruder Tilo zieht aufgeregt auf das Spielfeld der Arena.
Suchend schweifen meine Augen durch die Menge der Fußballer, die sich vor uns warm machen, als mein Blick auf Leon fällt.
Ich habe ihn schon verdammt lang nicht mehr gesehen. Und eigentlich hatte ich das in naher Zukunft auch nicht vor.
Allerdings habe ich meinem Cousin versprochen, mit ihm ins Stadion zu gehen, wenn sie wieder hier in München sind.
Serge hat für mich Tickets besorgt, die sogar in der VIP Lounge sind. Damit Tilo auch ein ganz besonderes Erlebnis hat.
„Ist alles okay?" besorgt sieht Mia mich an.
„Ja es ist nur-"
„Ich weiß Linnea. Aber du hast das richtige gemacht!" aufmunternt legt sie einen Arm um mich und sieht ebenfalls in Leons Richtung.
„mal schauen wie er heute spielt!" meint sie lächelnd.
„Hoffentlich gut" murmele Ich und nehme einen Schluck von meinem Wasser.
Es ist ein komisches Gefühl Leon spielen zu sehen.
Es macht mich glücklich und traurig zur gleichen Zeit.
Um mich abzulenken schreibe ich noch mit Lina, die heute liebend gerne dabei gewesen wäre, aber leider ist sie krank geworden.
„Es geht los!" aufgeregt rutscht Tilo auf seinem Sitz hin und her.
Ich stecke schnell mein Handy in die Tasche und richte dann meinen Blick auf das Spielfeld, wo die Partie gegen Werder Bremen gerade angepfiffen wird.
Die ersten Minuten verlaufen ruhig.
Bayern lässt Bremen ins Spiel finden, gibt Ihnen aber keine Torchancen.
Doch ab der 10 Minute kommt Power in das Spiel.

Die Heimmanschaft dreht das Tempo auf. Werders Abwehr ist schnell ausgespielt und schon fällt das 1:0.
„Jaaaa!" jubelnd springe ich auf und nehme meinen Cousin hoch.
„Sie spielen gut!" meint dieser grinsend und schwenkt seine Fahne, die er mitgebracht hat.
„Ein wahrer Fan!" bemerkt Mia lachend mit einem Blick auf ihren Bruder.
„Wenn der nicht mal für Bayern spielt weiß ich auch nicht!" grinsend setzte ich Tilo, den ich bis jetzt auf meinen Schultern sitzen hatte wieder ab.
„Ja! Ich will mal Profi werden!" meint er mit einem breiten grinsen.
„Genau wie der Freund seiner Cousine!" bemerkt Mia mit einem frechen grinsen und sieht zu Leon, der gerade vor uns auf dem Spielfeld einen Zweikampf gewinnt.
„Komm schon Mia!" ich werfe ihr einen gespielt genervten Blick zu. Natürlich meint sie das nicht böse. Das weiß ich auch.

Das Spiel verläuft gut. Bayern ist klar die bessere Mannschaft und es kommt zu fast keinen Chancen für Bremen.
Nach der Halbzeit, in der 58. Minute fällt das 2:0.
Und natürlich, wie sollte es sein, hat Leon das Tor geschossen.
„Jaaaa! 2:0!" jubelnd springt Tilo wieder auf.
Auch ich stehe auf und klatsche.
Halte dabei aber den Torschützen im Blick.
Er jubelt in Richtung der Südkurve. Allerdings kann ich seinen suchenden Blick sehen. Mir wird schnell klar, was genau er gesucht hat, als sein Blick in meiner Richtung stehen bleibt.
Ich spüre seinen Blick direkt auf mir. Auch wenn so viele Menschen um mich herum sind, weiß ich ganz genau, das er mich gesucht hat.
Stolz lächelnd zeige ich ein Daumen hoch in seine Richtung.
Ob er das noch wahr genommen hat weiß ich nicht.

Die Bayern erhöhen ihren Vorsprung noch weiter. Am Ende des Spieles steht es 4:0 für die Bayern.
Wir stehen auf und klatschen, um der Mannschaft unseren Respekt zu zollen.
Die Jungs feiern ihren Sieg gemeinsam mit der Südkurve ausgiebig, bevor sie ihre Ehrenrunde fortsetzen.
Wir sitzen relativ nah am Spielertunnel. Deswegen dauert es auch eine Weile, bis die Spieler bei uns angekommen sind.
„Denkst du, die kommen noch zu uns? " etwas enttäuscht darüber, dass bis jetzt noch kein Spieler ihn gewunken hatte lässt Tilo seine Fahne, die er bis gerade eben eifrig geschwenkt hatte, sinken.
„Die sind alle müde und wollen auch nach Hause." bemerkt seine große Schwester.
„Genau so wie du nach deinen Fußballspielen!" füge ich hinzu und streiche ihm aufmunternt über die Schulter.
Doch sobald ich den Satz ausgesprochen hatte, sehe ich im Augenwinkel, wie ein Spieler sich von der Truppe, die nach und nach in der Kabine verschwindet, löst und auf uns zukommt.
Natürlich Leon.
Er hatte sich gemerkt, wo ich sitze.

„Hey kleiner!" lächelnd gibt er Tilo ein High Five, bevor sein Blick auf mich fällt.
Als sich unsere Blicke treffen, breitet sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus.
Eine Weile bleiben wir wie erstarrt stehen.
Es ist das erste mal seit Wochen, das Ich Leon wieder sehe.
Und immer wieder aufs neue verliere ich mich in seinen Augen.
Dieser Mann verdreht mir verdammt noch mal den Kopf.
Unsere Starre wird allerdings unterbrochen. Von Tilo.
Aufgeregt hält er Leon einen Stift und sein Trikot hin.
„Kannst du das für mich unterschreiben?" mit großen Augen sieht mein Cousin den Fußballer an.
„Klar!" grinsend nimmt Leon den Stift entgegen und kritzelt seine Unterschrift auf das Trikot.
Die beiden machen noch ein Foto für meine Tante.
Stolz hält Tilo sein unterschriebenes Trikot in die Kamera.
Gerade drehe ich mich um, um die Treppen in die Longe nach oben zu gehen, als Leons Stimme mich aufhält.
„Warte" er sieht flehend in meine Richtung.
„Wie wärs wenn wir beide den Ball mal bisschen hin und her kicken?" dabei sieht Leon meinen kleinen Cousin auffordernd an.
„Jaaaa!" aufgeregt schaut Tilo ihn an.
Genervt verdrehe ich die Augen. Ich weiß, das Leon das Angebot nicht nur gemacht hat, um Tilo eine Freude zu bereiten.
Er will mehr Zeit mit mir gewinnen.
Um mit mir zu reden.
„Bitte Linnea!" bettelt Tilo und zupft an meinem Jackenärmel.
„Na gut".
Leon hebt meinen Cousin triumphierend grinsend über die Bande.
Dann hilft er Mia und streckt auch mir die Hand als Hilfestellung hin.
Kurz zögere ich. Die Bande ist ziemlich hoch und ich könnte seine Hilfe gut gebrauchen.
Andererseits möchte ich seine Hilfe gar nicht annehmen.
Er soll sehen, daß ich das ganze nicht wegen ihm mit mache. Sondern nur, um Tilo eine Freude zu machen.
„Geht schon" murmele ich und nehme Schwung, um über die Absperrung zu kommen.
Allerdings habe ich die Höhe etwas verschätzt und viel zu viel Schwung genommen.
Als ich auf der anderen Seite lande, komme ich ins straucheln und drohe um zu fallen.
Doch ich werde aufgefangen.
„Hab ich dich!" flüstert Leon in mein Ohr.
Ich liege direkt in seinen Armen.
Seinen Atem kann ich in meinem Nacken spüren.
Sofort fängt alles in mir an zu kribbeln.
Aber es ist ein angenehmes Gefühl.

Sofort überkommt mich Panik.
Ich will nicht zulassen, das sich seine Nähe gut anfühlt.
Aber ich kann nichts dagegen tun.

Verdammt.
Ich liebe ihn immernoch.

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