Kapitel 18

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„Bist du fertig?" Leon streckt seinen Kopf durch die Tür. Ich nicke.
„Danke noch mal das ich mit darf!"
Ich folge ihm durch die Haustür runter zu seinem Auto.
Die Jungs haben heute eigentlich Trainingsfrei, aber Leon hat einen Termin beim Physio wegen seinem Knie.
Er hat Angeboten, mich einmal mit zu nehmen und den Artzt über meinen Knöchel sehen zu lassen.
Also befinden wir uns jetzt beide auf dem Weg zum Traingsgelände.
„Und das macht auch wirklich keine Umstände?" unsicher sehe ich Leon noch einmal an.

Ich hätte natürlich auch zu einem 'normalen' Arzt gehen können, Allerdings hätte ich dort für einen Termin mindestens 2 Monate warten müssen. Bis dahin hätte das ganze auch keinen Sinn mehr gehabt. Außerdem hatten Leon, Serge und Jo darauf bestanden, das 'Profis' einmal über das verstaute Gelenk schauen sollten. Den sowas kann langwierige Folgen mit sich bringen.

Leon nickt „Ja klar! Matthias, unser Physio freut sich schon dich kennenzulernen! Du bist inzwischen im gesamten Team als "Serges Mitbewohnerin" bekannt.
Ich muss grinsen. „Na dann".
Kurz darauf biegen wir zum Tor einer Tiefgarage ein. Gespannt sehe ich aus dem Fenster. Ich war noch nie hier. Wenn ich beim Training dabei war, hat Serge immer draußen geparkt.

Alles sieht sehr modern aus und jeder Spieler hat einen zugewiesenen  Parkplatz.
Leon stellt seinen Wagen ab und hilft mir beim aussteigen.
Wir betreten ein Treppenhaus, das uns hoch, zu den Räumlichkeiten des Vereins führt.
Neugierg beobachte ich meine Umgebung, während Leon mir eine kleine Führung durch das Gebäude gibt.

„Und hier sind die Behandlungszimmer von den Physios."
Wir bleiben vor einer rot angestrichenen Tür auf der in großen, weißen Buchstaben "Physio" geschrieben ist, stehen.
Kurz klopft Leon an und schon ertönt eine männliche Stimme von innen.
„Kommt rein".
Leon öffnet die Tür, während mir das Herz bis zum Hals klopft. Ich fühle mich hier total fremd.
„Hey! Du musst Linnea sein! Ich hab schon viel über dich gehört! Natürlich nur positives!" lächelnd begrüßt mich der junge, schwarzhaarige Mann, der in der Mitte des. Raumes auf einem Bürostuhl sitzt mit einem Handschlag.
Sofort fühle ich mich gut aufgenommen und die Sorgen sind schnell verflogen.
„Na dann wollen wir mal" meint er und widmet sich meinem Knöchel.
Leon ist inzwischen für seine Behandlung in einen anderen Raum gegangen.
Eine dreiviertel Stunde später, habe ich eine Bandage, die an meinen Fuß angepasst wurde und Matthias hat mir ein paar Übungen gezeigt, mit denen ich mein Gelenk dehnen kann.
Ich bin gerade dabei meinen Schuh wieder an zu ziehen, als Leon wieder den Raum betritt.
„Und?" fragend sieht er in die Richtung des Physios.
„Die Sehnen waren stark überdehnt, allerdings ist das inzwischen schon etwas zurück gegangen. In ein paar Tagen sollte Sie wieder schmerzfrei laufen können." erklärt dieser dem besten Freund meines Mitbewohners.
Er nickt zufrieden. „Das klingt ja ganz gut!".
„und wie läuft es bei dir mit dem Knie?".
Die beiden unterhalten sich noch eine ganze Weile, bevor wir uns auf den Weg zu Manu nach Hause machen. Er hat heute Geburtstag und hat uns alle zum Essen eingeladen.

„Hey schön das ihr da seid!" Der Torwart zieht uns in eine Umarmung und bittet uns in sein Haus.
Die anderen sitzen alle schon im Wohnzimmer und unterhalten sich angeregt.
„Linnea! Schön das du da bist!" begeistert darüber, mich zu sehen kommen Lina und Annika, die Freundin von Manu auf mich zu.
„Die Freude ist ganz meinerseits! Danke für die Einladung!" meine ich an Annika gerichtet.
„Jetzt erzähl schon! Was ist mit deinem Knöchel?!" fordert mich Joshuas Freundin auf und hält mir ein Glas Prosecco hin, welches ich allerdings dankend ablehne. Ich habe mir ganz fest geschworen, heute keinen Alkohol zu trinken.

Wir unterhalten uns eine Weile und die Zeit geht schnell rum.
„Bist du am Mittwoch eigentlich auch im Stadion?" fragt Annika mich, als Lina sich kurz auf die Toilette verabschiedet hat. Ich schüttele den Kopf.
„Warum? Ist das ein wichtiges Spiel?" fragend sehe ich Annika an.
„Man merkt das du noch nicht viel mit Fußball am Hut hattest" bemerkt sie grinsend und nimmt einen Schluck von ihrem Cosmopolitan, bevor sie vortfährt.
„Die Jungs spielen im Achtelfinale das Rückspiel gegen Paris saint Germain, das wird ein verdammt wichtiges Spiel für alle!".
„Das klingt spannend" meine ich.
„um was geht's?" Lina taucht neben uns auf und sieht uns neugierig an.
„Um das Spiel am Mittwoch. Ich wollte nur wissen, ob Linnea auch im Stadion ist. Dann hätten wir ja alle gemeinsam gehen können!".
„Das klingt gut. Hast du denn Lust?".
Fragend sieht Lina mich an.
Ich nicke. „Schon, aber ich hab ja keine Karte. Das ist aber auch nicht so schlimm".
„Du könntest eine von mir haben! Joshuas Schwester wollte kommen, schafft es jetzt aber leider nicht, weil ihr Kind krank ist!"
„Echt jetzt?" begeistert sehe ich Lina an.
„Ja! Dann muss ich auch nicht den ganzen Abend alleine mit Ihr verbringen" meint Lina gespielt genervt und sieht zu Annika. Die Blondine versetzt ihr einen Freundschafichen Seitenhieb, bevor sie von ihrem Freund auf die Seite gezogen wird. „Entschuldigt mich" meint sie grinsend und verschwindet mit Manu.
„Tut mir leid das ich dich jetzt hier alleine lassen muss, aber ich habe unserer Babysitterin versprochen, bis 0 Uhr zuhause zu sein!" meint Lina mit einem Blick auf die Uhr, nachdem wir uns noch eine Weile unterhalten haben.
„Wir sehen uns dann also Mittwoch?" frage ich noch schnell und bekomme ein bestätigendes nicken von ihr, bevor sie mit Joshua nach draußen verschwindet.
Seufzend lasse ich mich auf einen der Bar hocker in der Küche sinken, als ich ein unsanftes Poltern im Flur vernehme.
Als ich aufstehe um nach zu sehen, entdecke ich einen betrunken Serge und seinen Besten Freund, der verzweifelt versucht ihn auf den Beinen zu halten.
Amüsiert sehe ich Ihnen zu, wie Sie Richtung Haustüre taumeln. „Warte Leon ich helfe dir!" meine ich und stütze die andere Seite von Serge.
Dankbar sieht Leon mich an und mit vereinten Kräften haben wir Serge auch schon ganz schnell nach draußen zu Leons Auto buxiert.
Wir verabschieden uns beide noch von den anderen, bevor wir Serge nach Hause fahren.
Ihn die Treppen zu unserer Wohnung herauf zu bekommen, war sogar für einen gut gebauten Fußballer wie Leon eine schwere Aufgabe.

„Endlich ist er im Bett" seufzend lässt Leon sich neben mich auf die Couch fallen.
Amüsiert sehe ich ihn an.
Wir reden eine Weile nicht miteinander und checken beide die Nachrichten auf unseren Handys.

„Ich brauch kurz frische Luft"  Ich stehe auf und gehe auf die Dachterrasse.
Für einen Moment stehe ich einfach nur da, genieße die Stille und sehe in den Nachthimmel.
Irgendwann merke ich, das Leon hinter mir auftaucht. Er lehnt sich locker an das Geländer und sieht mich von der Seite an.
„Ich hab immer gehofft das ich dich irgendwann durch einen Zufall wieder sehe" fängt er aus dem nichts an zu erzählen.
Verwirrt sehe ich ihn an. Bleibe aber still und höre ihm aufmerksam zu.
„Als du weg warst habe ich erst bemerkt, was ich angerichtet habe. Wie sehr ich dich eigentlich um mich gebraucht hätte. Lang hatte ich damit zu kämpfen. Auch als ich hier in München angefangen habe. Joshua und Serge haben mich von Anfang an unterstützt. Langsam habe ich angefangen das alles hinter mir zu lassen."
Er macht eine Pause.
„Aber ich würde immernoch mit allen Mitteln um dich kämpfen. Das solltest du wissen Linnea.".
Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, geht er zurück in die Wohnung und lässt mich alleine auf der Terrasse zurück.
Mir läuft eine Träne die Wange herunter. So sehr ich es auch noch einmal mit ihm versuchen möchte. Es geht nicht. Noch nicht jetzt. Ich weiß selbst nicht, wie viel Zeit ich noch brauche.
Ein bisschen bleibe ich noch draußen stehen, bevor mir kalt wird und ich wieder nach drinnen gehe.
Leon hat es sich inzwischen auf der Couch gemütlich gemacht und schläft schon tief und fest.
Kurz bleibe ich stehen und beobachte ihn beim Schlafen.
„Was haben wir nur angerichtet " flüstere ich leise, um ihn nicht aufzuwecken und decke ihn zu.
Auf Zehenspitzen schleiche ich ins Bad und anschließend in mein Zimmer, wo ich erschöpft ins Bett falle.
Der Tag hat mich erledigt.

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