Als ich aufwache ist die andere Hälfte des Bettes schon leer.
Wir haben Samstag. Spieltag.
Die Jungs haben sich um sieben schon auf den Weg zum Trainingsgelände gemacht.
Ich werde das Spiel in Hoffenheim heute Abend zuhause vom Fernseher aus verfolgen.Um 10 Uhr raffe ich mich auf, endlich aufzustehen.
In der Küche liegt ein Zettel auf dem Tisch.
„Ich hab dir ein frisches Brötchen übrig gelassen. Liegt im Ofen. Hab ein schönen Tag!" grinsend nehme ich den Zettel und sehe in den Ofen.
Ausgiebig genieße ich mein Frühstück, bevor ich mich gegen 11 Uhr fertig für den Tag mache.An Samstagen gehe ich immer den Wocheneinkauf machen. Serge hasst es, verständlicher Weise, einkaufen zu gehen.
Er geht nur, wenn ich etwas wichtiges vergessen habe.
Aber ansonsten schreibt er mir die Woche über eine Liste, mit allen Sachen, die wir benötigen und ich gehe los, um sie zu holen.
Genau so auch heute.
Tatsächlich komme ich gut durch und nach 10 Minuten stehe ich auch schon am Parkplatz des Supermarktes.
Es gibt Tage, da brauche ich eine halbe Stunde hier her.
Allerdings bereitet mir die Einkaufsliste heute ganz schöne Probleme.
Manchmal ist ein Wort so hingeschmiert, das es schwer wird, es zu entziffern, oder ich irre im gesamten Supermarkt herum ohne das gesuchte zu finden.Nach einer dreiviertel Stunde und mindestens 100 Fragen an die inzwischen genervten Mitarbeiter, bin ich endlich mit allen Sachen von der Liste auf dem Weg nach Hause.
Ich räume die Lebensmittel ein und entscheide mich eine Runde joggen zu gehen.
Das Wetter ist heute gut und ich will die letzten Sonnenstunden genießen.
Ich ziehe mich um und mache mich auf den Weg zum englischen Garten.Als ich ein paar Kilometer an der Isar entlang gejoggt bin, entdecke ich Lina.
Sie sitzt auf einer Parkbank und genießt die Sonne, während Felix sich auf einem Spielplatz austobt.„Hey!" grinsend begrüße ich meine Freundin.
„Oh, hey! Schön dich zu sehen!" ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen.
„Wie geht's?"
„ganz gut. Felix und ich wollten das gute Wetter heute noch einmal ausnutzen!".
„Ja, es ist wirklich schön heute. Ich wollte auch noch genießen und bin eine Runde joggen gegangen.".
Wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis Felix nach Hause möchte.
Die beiden machen sich auf den Weg und auch ich trete den Heimweg an.
Das war ein schöner Nachmittag.Zuhause gönne ich mir erst einmal ein ausgiebiges Bad.
So kann ich runterkommen und entspannen.Gegen 17 Uhr mache ich mich dann fertig für das Spiel.
Als erstes ziehe ich eine Jogginghose an. Dazu einen Pulli aus Leons Hälfte meines Schrankes.
Ich fühle mich darin immer Pudelwohl.
Sie sind verdammt groß und gemütlich. Dazu kommt, wie gut sie nach ihm riechen. Es errinert mich immer an ihn. Auch wenn er mal nicht da ist.
Ich liebe diese Pullis.
In der Küche mache ich mir noch einen Salat, bevor ich ins Wohnzimmer gehe und den Fernseher einschalte.
Die Jungs sind schon dabei sich aufzuwärmen, während zwei Reporter sich über irgend welche Transfer Gerüchte unterhalten. Ich schenke den beiden keine Aufmerksamkeit und schreibe noch schnell Leon.
„Viel Glück! Ich liebe dich! <3" mit einem Lächeln auf den Lippen sende ich die Nachricht ab.Ich widme mich noch meinen Social Media Kanälen und schreibe mit meinen Freunden, bis das Spiel los geht.
Als der Anpfiff ertönt, lege ich mein Handy auf die Seite und konzentriere mich auf das Spiel.
Es läuft gut und Bayern gewinnt 2-0. Das freut mich.
Besonders, weil Leon dann besser drauf ist. Wenn sie verlieren, ist er zwei Tage lang sauer auf sich selbst. Das hasse ich.
Ich beobachte noch die Interviews nach dem Spiel. Auch das von Serge höre ich mir gespannt an.Nebenbei bin ich auf Instagram. Als ich auf einen Post stoße, der mir vorgeschlagen wurde, bleibt mir das Herz stehen.
„Nein." flüstere ich erst, bis mich die Panik überkommt. „Nein! Nein!" schreie ich inzwischen.Über meine Wange laufen warme Tränen, die nach und nach auf mein Handy Display Tropfen.
Noch einmal schaue ich auf den Post.
Es ist ein Bild von Leon.
Darunter steht, das der Wechsel von ihm zu Real Madrid schon durch ist. Es fehlt nur noch seine Unterschrift, dann könne er im Winter wechseln.„Verdammt Leon, du bist ein Arsch!" flüstere ich zu mir selbst und werfe mein Handy wütend auf die andere Seite des Sofas.
Wann hatte er mir vor das zu sagen? Gestern meinte er noch ich bin 'die richtige' und jetzt hintergeht er mich? Auf eine Fernbeziehung bis nach Spanien lasse ich mich sicher nicht ein. Und falls er dachte, ich ziehe mit ihm dort hin, kann er sich das abschminken!
Klar, hätte er mich in diese Entscheidung mit einbezogen, hätte ich es mir überlegt. Aber so kurzfristig und hinterhältig kommt er damit nicht durch.
Ich stehe auf und hole mein Handy, das ein paar Meter weiter weg von mir gelandet ist, wieder.
Mit zitrigen Händen wähle ich die Telefonnummer meiner Mutter.Ich will hier weg. Die nächste Woche habe ich Urlaub. Den wollte ich eigentlich bei Leon verbringen. Aber das hat sich wohl erledigt.
Als meine Mutter meine aufgelöste Stimme am Telefon hört, willigt sie sofort ein und ich buche die Zugtickets nach Bochum.
Zum Autofahren bin ich noch zu aufgebracht.
Ich schicke Leon einen Screenshot des Posts, mit den Worten:
„Wann genau wolltest du mir sagen, das du nach Spanien ziehst?!".
Serge gebe ich noch bescheid, das ich bei meinen Eltern bin. Sonst macht er sich noch Sorgen.
Aber er soll es nicht Leon erzählen. Den will ich in den nächsten Wochen nicht sehen.Immernoch aufgebracht packe ich ein paar Sachen, die ich brauche in meine Tasche. Das meiste habe ich ja auch zuhause.
In eine zweite Tasche packe ich Leons Sachen, die er bei mir untergebracht hat.
Die Tasche stelle ich in den Flur. Darauf lege ich noch einen Zettel „Hab schon mal vorgepackt. Für deinen Umzug!".
Wütend knalle ich die Haustüre hinter mir zu und mache mich auf den Weg in Richtung Hauptbahnhof.Die ganze Zufahrt über, denke ich nach.
Über Leon. Wie konnte er mir das nur antun? Er weiß ganz genau, wie empfindlich ich in dieser Sache bin.
Außerdem hat er sich in München doch so verdammt wohl gefühlt. Warum will er dann nach Madrid?
Ich verstehe das ganze nicht so recht.Nach einer langen, anstrengenden Zufahrt und 10 verpassten Anrufen von Leon, die ich alle ignoriert habe, komme ich endlich in Bochum an.
„Linnea! Alles wird gut!" meine Mutter wartet vor dem Banhofsgebäude auf mich und nimmt mich ganz fest in den Arm.
Sie drückt mir einen Thermosbecher in die Hand.
„Dein Lieblingstee!" meint sie und hält mir die Autotüre auf.
Ein leichtes Lächeln huscht über meine Lippen. Man wird nirgends besser umsorgt als zuhause.
„Willst du darüber reden?" fragt meine Mutter, als wir auf den Weg nach Hause sind.
Ich schüttele den Kopf und lehne mich gegen das Fenster.
„Nein, ich denke nicht".
Zumindest nicht jetzt.
Ich weiß selbst noch nicht, wie ich das ganze einordnen soll.
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second chance
FanfictionDurch einen Zufall trifft Linnea ihren Ex Freund Leon in München wieder. Die beiden verstehen sich noch gut und Sie entscheidet sich, Ihm eine zweite Chance zu geben. Ob das gut geht?