Kapitel 16

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Ich werde von dem Tageslicht, das durch das Fenster ins innere gelangt wach.
Sofort bemerke ich etwas schweres auf meiner Taille.
Etwas verwirrt drehe ich mich zur Seite, sehe dann aber, das es nur Leon ist, der seine Arme um mich gelegt hat. Das muss im Schlaf passiert sein. Aber ehrlich gesagt finde ich es gerade gar nicht so schlecht. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe.
Eine Weile liege ich neben ihm und beobachte sein Gesicht beim Schlafen.
Er sieht so friedlich aus. Seinen Schlaf hat er auch mehr als gebraucht, nachdem er letzte Nacht die ganze Zeit wach war und sich Sorgen um mich gemacht hat.
Ich befreie mich geschickt aus seinen Armen und gehe mit leisen Schritten in die Küche.
Mit einem Glas Wasser setzte ich mich auf einen der Bar Hocker und checke zum ersten Mal seit vorgestern meine Nachrichten.
Ein paar sind von Serge. Er hat sich Sorgen um mich gemacht, doch als Leon ihm Bescheid gegeben hat, das ich hier bin und es mir einigermaßen gut geht hat auch er nicht mehr geschrieben.
Seufzend lege ich mein Handy auf die Seite und fange an mich in Leons Küche umzusehen.
Viel gibt es nicht zu entdecken. Er kocht sehr selten und hängt lieber bei Serge und mir rum. Serge kann auch um einiges besser kochen als Leon.
Ich schnappe mir eine Pfanne und schlage zwei Eier auf. Nebenbei mache ich Kaffee und decke den Tisch.
Gerade stelle ich die beiden Teller mit den Spiegeleiern auf den Tisch, als ein verschlafener Leon um die Ecke kommt.
Seine Haare sind durcheinander und er trägt eine Jogginghose und ein enges, weißes T Shirt, durch das sich seine Muskeln stark abzeichnen.
Er hat ganz schön hart trainiert in den letzten zwei Jahren.
„Guten Morgen" murmelt er in einer verschlafenen Stimme.
„Guten Morgen" antworte ich lächelnd und eine Weile stehen wir nur da und sehen uns in die Augen.

„Ich hab Frühstück gemacht" sage ich und deute auf den gedeckten Tisch.
Leon nickt kurz „Das ist sehr lieb von dir! Dankeschön!".
„Ich sollte dir danken. So gut wie du dich gestern um mich gekümmert hast, hast du das wirklich verdient!"
mit einem dankbaren Blick sehe ich ihn an.
„Geht's dir den jetzt wieder besser?"
Er wirft einen prüfenden Blick zu mir, während er sich an den Tisch setzt.
„Ja. Ich fühle mich wieder fit" sage ich und setzte mich gegenüber von ihm.
Über das gesamte Frühstück reden wir kein Wort mit einander. Wir genießen beide einfach nur die Anwesenheit des anderen.

Gegen 12 Uhr fährt Leon mich nach Hause zu Serge und ich verabschiede mich mit einer Umarmung von ihm. Wir beide wissen, daß die letzten beiden Tage uns sehr zusammengeschweißt haben. Allerdings fühle ich mich immer noch nicht wohl dabei, einen Neuanfang zu starten. Ich muss dem ganzen einfach noch etwas Zeit lassen.

„Ich bin wieder da!" rufe ich in die Wohnung, als ich die Haustüre aufsperre.
Sofort taucht Serge im Flur auf.
„Gottseidank geht es dir gut! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!" er zieht mich in eine Umarmung.
„Dein Bester Freund hat sich gut um mich gekümmert!" meine ich grinsend und mein Mitbewohner muss auch schmunzeln.
„Das hoffe ich doch" sagt er leise und wir gehen gemeinsam ins Wohnzimmer.
Im Fernseher läuft gerade Fußball und Serge lässt sich wieder zurück auf die Couch fallen.
„Wenn du Hunger hast, ich habe dir etwas zu essen in den Kühlschrank gestellt.". Ich schüttele den Kopf. „Danke, aber ich habe gerade erst gefrühstückt.“ verneine Ich sein Angebot und gehe in mein Zimmer. Es wird höchste Zeit, das ich ins Bett komme.
Auch wenn ich gestern fast den ganzen Tag mit Schlafen verbracht habe, fühle ich mich noch ziemlich schlapp.
Erschöpft lasse ich mich in mein Bett fallen und keine 10 Minuten später bin ich auch schon eingeschlafen.

Von einem leißen Klopfen an meiner Tür werde ich geweckt. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, das es schon 20 Uhr ist und ich mehr als genug geschlafen habe. So richtig fit fühle ich mich allerdings immer noch nicht.
Seufzend stehe ich aus meinem Bett auf und humpele zur Tür. Der Schmerz in meinem Knöchel ist leider immer noch nicht besser geworden.
Vorsichtig öfnne ich die Tür einen Spalt, mit der Erwartung, das Serge davor steht.
Allerdings taucht im Türrahmen ein brauner Lockenschopf auf.
„Leon! Man hat sich ja lange nicht mehr gesehen!" meine ich sarkastisch und grinse.
„Komm rein" ich gehe noch ein Stück zur Seite, so das er mein Zimmer betreten kann.
„Was willst du hier?" fragend sehe ich ihn an, als ich mich auf mein Bett fallen lasse.
Leon zuckt mit den Schultern. „Serge meinte es gibt Lasagne und er hat auch erzählt, das du schon seit heute Mittag schläfst, deswegen wollte ich nach sehen, ob es dir gut geht.".
Ich muss lachen. Für die Lasagne meines Mitbewohners würde Leon alles tun.
„So richtig fit fühle ich mich noch nicht. Ich glaube ich hab mir da was eingefangen" meine ich und lasse mich in die Kissen sinken.
Besorgt sieht Leon, der an meiner Bettkante sitzt mich an.
„Wie wärs, ich mach dir einen Tee und eine Suppe mache? Du hast den ganzen Tag nichts gegessen!".
„Nein Danke alles gut! Ich schaff das schon alleine!" meine ich und stehe auf.
Allerdings wird mir ziemlich schnell schwindlig und ich taumele nach hinten. Weil ich nur einen Fuß belasten kann, verliere ich das Gleichgewicht und drohe zu fallen. Doch bevor ich ganz umkippe, stützt Leon mich und fängt mich auf.
Sofort legt er mich sanft wieder in mein Bett zurück. „Du bleibst hier" mit strengen Blick sieht er mich an.
„Leon ich will mir doch nur ein Tee machen!" erneut versuche ich mich aufzurichten.
„Nein Linnea. Du bleibst hier!" wiederholt Leon streng und drückt seine Arme leicht gegen mich.
„Hier bleiben" wiederholt er streng.
Gegen ihn habe ich keine Chance, also gebe ich mich geschlagen.
„Ist gut Leon. Am liebsten hätte ich einen Kräuter Tee" meine ich und lehne mich erschöpft in meine Kissen zurück.
Über Leons Lippen huscht ein triumphierendes Lächeln. „Alles klar! Ich bin gleich wieder da!" kurz darauf verschwindet er aus meinem Zimmer.

Er kümmert sich gut um mich.
Und das beunruhigt mich.
Mit jedem mal werde ich glücklicher wenn ich ihn sehe. Ich muss das einsehen, was ich mir vor einem Jahr im Leben nicht vorstellen konnte.

Langsam aber sicher verliebe ich mich wieder in ihn.

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