Kapitel 15

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„Nein Sie ist bei mir mach dir keine Sorgen".
Vom Klang einer mir nur all zu bekannten Stimme werde ich geweckt.
Mein Kopf schmerzt unheimlich und ich muss mich erst einmal orientieren.
Doch auch mit dem schlimmsten Schmerzen meines Lebens weiß ich, wo ich bin.
Die Wände sind komplett weiß. Nur ein Bild hängt an der Wand.
Ich bin bei Leon.
Nach dieser Erkenntnis überkommt mich Panik.
Ich möchte aufstehen und mich unbemerkt aus dem Staub machen. Allerdings habe ich da nicht mit meinen Kopfschmerzen gerechnet. Es ist kaum auszuhalten.
Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen sinken.
Auf einmal öffnet sich die Tür einen Spalt und Leon sieht zu mir herüber.
Er sieht ziemlich besorgt aus.
Seine Harre sind total verwuschelt und unter seinen Augen bilden sich tiefe, dunkle Ringe. Man sieht ihm an, das er heute Nacht nicht viel geschlafen hat.
Als er sieht das ich wach bin, huscht ein erleichtertes Lächeln über seine Lippen.
„Gottseidank" flüstert er und stellt mir ein Glas Wasser, gemeinsam mit einer Aspirin hin.
„wie viel Uhr haben wir?" fragend sehe ich ihn an.
Er wirft einen kurzen Blick auf sein Handy. „16 Uhr".
Ich nicke und will mich hinsetzen. Allerdings entfährt mir ein schmerzerfüllter Seufzer, als ich meinen Knie anziehen möchte und mein Knöchel anfängt höllisch weh zu tun.
Leons besorgter Blick wandert zu meinem Fuß.
„Der ist verstaucht. Du bist umgeknickt" bemerkt er.

Langsam kommt meine Errinerung wieder. Ich wollte zu Serge laufen, bin dann aber umgeknickt und wurde aufgefangen. Ab da hören meine Errinerungen auf.
„Du hast mich aufgefangen oder?" fragend sehe ich Leon, der auf der anderen Seite des Bettes sitzt an. Er nickt. „Danach bist du bewusstlos geworden.".
„Danke" flüstere ich und sehe ihm seit Wochen wieder in die Augen.
Ich meine es ernst. Wäre er nicht hier gewesen, wäre ich hilflos in einem Club, in dem ich mich nicht auskenne auf dem Boden gelegen.
Er nickt sanft und sieht mir ebenfalls in die Augen.
Er gibt mir das Gefühl, das er mich nie alleine lassen würde. Auch wenn wir schon lange nichts mehr mit einander zu tun hatten, würde er mich immernoch mit seinem Leben beschützen.
Gerade will ich etwas erwidern, als mir übel wird. Schnell versuche ich aufzustehen um Richtung Bad zu rennen, allerdings ist diese Aktion angesichts meines verstauchten Knöchels auch nicht sonderlich erfolgreich.
Gedankenschnell wie er ist, springtLeon direkt auf, um mich zu stützen.
Mit seiner Hilfe schaffe ich es noch rechtzeitig bis ins Bad, bevor alles aus mir herausbricht.
Es ging mir nach dem Club noch nie so beschissen. Ich habe es wirklich übertrieben.
Ich bemerke, wie er hinter mir kniet und meine Harre zurück hält, während er mir sanft über den Rücken streicht.
„Ich hab mich noch nie so beschissen gefühlt " murmele ich und sinke auf dem Boden zusammen, als alles raus ist.
„Das wird wieder" beruhigend legt mir Leon einen Arm um die Schulter.
So sitzen wir eine Weile da.
Arm in Arm, zusammengekauert, auf seinem Badezimmerboden. Ich weiß nicht warum, aber in diesem Moment fühlt es sich so verdammt gut an, ihn bei mir zu haben.

Als ich mich wieder mit seiner Unterstützung auf den Weg zurück ins Schlafzimmer mache, fällt sein Blick auf meinen Fuß.
„Das sieht gar nicht gut aus." meint er besorgt und hilft mir, mich aufs Bett zu setzen.
Als ich ebenfalls an mir herunter sehe, fällt mir auf, daß ich immer noch die Klamotten aus dem Club trage.
Als könnte er Gedanken lesen, geht Leon zu seinem Schrank und hält mir eine Jogginghose und einen Pulli hin.
„Hier zieh das an. Ich hole Eis für deinen Fuß, der muss gekühlt werden! " murmelt er und drückt mir die Klamotten in die Hand, bevor er aus dem Raum geht.
Seufzend ziehe ich mein Oberteil aus und ziehe den frischen Pulli an. Mein Kopfweh ist dank der Aspirin zum Glück etwas besser geworden. Schlapp fühle ich mich allerdings immer noch. Und die Schmerzen in meinem Fuß werden auch nicht besser.
Aber alles halb so schlimm, so lang Leon da ist.
Er kümmert sich so verdammt gut um mich. Es tut gut zu wissen, das er mich nicht alleine lässt, wenn es mir schlecht geht.

Ein paar Minuten später kommt Leon mit einem Kühlpack und einer Bandage für meinen Fuß herein. „Die habe ich mal von unserem Physio bekommen, aber sie hat nicht gepasst. Vielleicht passt sie dir ja." er zuckt die Schultern und betrachtet dabei meinen angeschwollenen Fuß.
„Ich hoffe das kühlen hilft" meint er und hält einen Kühlakku gegen meinen Knöchel.
Eine ganze Weile bleiben wir so sitzen. Irgendwann, als mein Fuß nicht mehr so rot und angeschwollen ist, setzt er sich wieder auf die andere Seite des Bettes.
Ein paar mal müssen wir uns noch gemeinsam auf den Weg ins Bad machen, aber das macht ihm nichts aus.
Er weicht mir nicht von der Seite und das ist auch okay für mich. Mehr als okay.
Schon lustig, was für Wendungen das Leben parat hat. Gestern konnte ich ihm noch nicht einmal in die Augen schauen und heute sitze ich hier und bin froh, meinen Kater nicht ohne ihn aushalten zu müssen.

„Ich werd mich noch etwas hinlegen" meine ich erschöpft, nach einem weiteren Ausflug ins Bad.
Leon nickt. Er dreht sich um und geht zur Tür, als ich ihn aufhalte.
„Warte. " Er bleibt stehen und sieht mich verwirrt an. „Bitte bleib hier" ich mache eine kurze Pause. „Falls es mir wieder schlechter gehen sollte." füge ich leise hinzu und sehe ihn bittend an.
Er nickt verständnisvoll und setzt sich wieder auf seinen Platz auf der anderen Seite des Bettes. Ein paar Meter entfernt von mir.
Ich bekomme noch mit, wie er ein paar Seiten in einem Buch blättert, bevor ich in einen tiefen Schlaf falle.

Irgendwann, mitten in der Nacht wache ich auf und sehe mich um. Mein erster Blick wandert zu Leon. Er ist tatsächlich noch da.
Anscheinend muss er mit seinem Buch in der Hand eingeschlafen sein, denn er hält es noch fest umklammert, gibt aber ein ganz leichtes Schnarchen von sich.
Eine Weile liege ich nur da und beobachte, wie sich sein Bauch im Schlaf auf und ab senkt.

Er würde wirklich alles für mich tun. Alles dafür, das es mir gut geht.

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