Kapitel 8

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„Bist du fertig?" ich nicke und folge Serge zu seinem Auto. Er nimmt mich mit zum Training. Nach dem Training werde ich noch mit Max ins Kino gehen, während mein Mitbewohner mit seinen Freunden einen Fifa Abend veranstaltet.
Ich bin etwas aufgeregt, Max endlich wieder zu sehen. Wir haben uns die ganze letzte Woche nicht gesehen, weil wir beide in der Uni waren.
Ich würde nicht sagen, das ich ihn vermisst habe, aber ohne ihn war es schon ziemlich langweilig. Serge unternimmt nach dem Training nie viel. Leon hängt oft bei uns rum, aber meistens sitzen die beiden einfach nur auf der Couch und kucken Fußball. Langweilig.
Mein Ziel, hier in München neue Freunde zu finden ist nicht richtig auf gegangen.
Bis jetzt habe ich es nicht auf die Reihe gebracht, mich mit Joshuas Freundin Lina zu treffen und jemanden anderes hab ich auch nicht gefunden. Max ist der einzige, der etwas Abwechslung in meinen Alltag bringt.
Oft sitze ich den ganzen Tag nur am Schreibtisch und lerne.
Das Studium ist mir sehr wichtig.
Heute habe ich mir vorgenommen, mal an nichts von der Uni zu denken. Freie Tage sind auch mal wichtig.

„Linnea, schön das du auch mal wieder dabei bist!" Manuel Neuer, der Kapitän der Mannschaft kommt grinsend auf mich zu.
Inzwischen kennt mich die ganze Truppe und sie freuen sich jedes mal, wenn ich hier bin.
„Ich bin nur wegen dir gekommen!" grinsend gehe ich dem Torhüter entgegen.
Er begrüßt mich mit einem Handschlag, geht dan aber direkt weiter auf den Platz.
Ich lasse mich auf die Bank sinken und packe ein Buch aus.
Ich habe es aufgegeben, mich nur auf das Training konzentrieren zu wollen. Das Spiel werde ich eh nie verstehen.
Wenn Max nicht gerade dabei ist, mir irgendwelche Begriffe über den Fußball zu erklären, witme ich mich gerne einem Buch und genieße die Zeit, in der ich mich mal nicht auf die Uni und meinen Abschluss konzentrieren muss.

„Hey!" Max setzt sich neben mich auf die Bank.
„Schön dich hier zu sehen!" murmele Ich.
Er grinst. „Ich arbeite hier. Was hast du erwartet Linnea?".
Ebenfalls grinsend zucke ich mit den Schultern und witme mich meinem Buch.
„ich war nur kurz hier um Hallo zu sagen, muss jetzt aber gleich wieder los. Hab noch ein Interview mit Joshua Kimmich.".
Ohne von meinem Buch auf zu schauen nicke ich.
Kurz darauf höre ich, wie sich seine Schritte entfernen.
Ich lehne mich auf der Bank zurück und blättere auf die nächste Seite des Buchs.
„Unglaublich. Darf dem legendären Fc Bayern beim Training zu sehen und ließt lieber einen Buch.".
Diese Stimme kenne ich. Auf meinen Lippen bildet sich ein Lächeln.
„Leon! Schön das du da bist!" ich lege mein Buch zur Seite und sehe ihn an.
Er trägt schon seine Trainingsklamotten und sieht mich interessiert an.
„Können wir kurz reden?".
Ich nicke kurz und sehe ihn an.
„Was ist?" Er seufzt kurz und streicht sich durch die Haare. Das tut er immer wen er nervös ist.
„Leon. Was ist los?" frage ich noch einmal, diesmal in einem strengeren Ton.
Er überlegt noch einmal kurz. Schaut sich noch einmal um, um sich zu versichern, das außer uns niemand hier ist. Fängt dann aber doch an zu reden.
„Ich glaube Max nutzt dich aus".
Erschrocken sehe ich ihn an.
„Bist du verrückt geworden?!"
„Lu, hast du schon mal gemerkt, was für Fragen er dir stellt? Wie gerne er bei euch Zuhause ist? Der Typ versucht etwas über unser Privatleben zu erfahren!".
In mir fängt es an zu brodeln.
„Leon! Bist du verrückt geworden? Ich dachte echt du bist okay damit, das wir uns getrennt haben. Aber anscheinend kommst du immer noch nicht drauf klar. Und dabei warst du der Arsch, der Schluss gemacht hat, weil ich anscheinend nicht gut genug war!" schreie ich ihn an.
Das tut verdammt gut.
Nach einer Weile, traue ich mich wieder, Leon an zu sehen. Man sieht ihm an, das er entsetzt ist. In seinen Augen spiegelt sich Verzweiflung wieder.
„Lucia. Ich.."
„Nein Leon. Sag jetzt einfach nichts."
„Pass auf, was du Max erzählst okay?"
Seufzend steht er auf und geht Richtung Trainingsplatz.
Kopfschüttelnt sehe ich ihm hinterher.
Ich dachte wirklich, er freut sich für mich.
Aber er hat sich in den letzten Jahren kein bisschen verändert. Auch heute versucht er, immer wieder seinen Willen durch zu bringen. Mit allen Mitteln die er hat.
Das war einer der größten Gründe, warum wir uns damals getrennt haben. Ich hasse es, wenn jemand immer seinen Willen bekommt. Und er hasst es, wenn er nicht das bekommt, was er will.

Ich hebe meinen Blick noch einmal und sehe ihm seufzend dabei zu, wie er ein paar Runden locker über den Platz joggt, um sich warm zu laufen.
Ich möchte es nicht, kann meine Augen aber nicht von ihm ab lassen.
Erst als Max sich wieder neben mich auf die Bank fallen lässt, löse ich meinen Blick von dem Lockenkopf.

„Ist was?" verwirrt sieht Max mich an.
„Nein. Sorry" Ich schüttele schnell den Kopf und versuche Leons Worte aus meinen Gedanken zu bekommen.
Ich mag Max wirklich sehr und kann mir nicht vorstellen, das er so etwas tun sollte. Er ist einer der ehrlichsten Menschen die ich kenne und würde niemals jemanden ausnutzen.
'Leon ist nur eifersüchtig!' sage ich immer wieder zu mir selbst. Es wird höchste Zeit, das ich mit ihm abschließe.

„Der Film war wirklich gut" ich stecke meine Hand in meine Jackentasche und schlendere neben Max durch die Dunkelheit Münchens, auf dem Weg nach Hause.
Grinsend sieht der blonde Junge mich an.
„Schön das dir meine Auswahl gefallen hat.".
Ich lächele. Er hat wirklich einen guten Geschmack, was Filme angeht.
„Darf ich?" er nimmt vorsichtig meine Hand in seine.
„Natürlich" murmele ich und verschrenke meine Finger in seinen.
So gehen wir Hand in Hand zu mir nach Hause.
Weil das Kino nicht weit weg von meiner WG ist, sind wir nach 10 Minuten auch schon da.
„Soll ich noch mit hochkommen?" verlegen kratzt sich Max am Hinterkopf.
Zuerst überlege ich kurz. Als mir einfällt, das die Jungs gerade ihren Fifa Abend veranstalten.
Leon muss auch da sein. Es wird ihm sicherlich nicht groß gefallen, wenn Max da ist.
„Im Wohnzimmer sind zwar die Jungs aber wir können gerne in meinen Zimmer noch einen Film kucken wenn du möchtest.".
Nickend stimmt Max zu und wir gehen nach oben.

„Hallo!" rufe ich in die Wohnung, als ich die Haustür öffne.
Sofort kommt einer der Jungs in den Flur um mich zu begrüßen. Und wie es der Zufall so will, ist es Leon.
Triumphierend grinsend gehe ich ihm entgegen.
Als sein Blick auf Max fällt, verdunkelt sich sein Gesichtsausdruck. Allerdings ändert sich dieser schneller als gedacht wieder zu einem sanften Lächeln.
„Schön das du da bist Max!" bringt Leon über die Lippen. Allerdings kenne ich ihn und weiß, dass ihm diese Worte nicht leicht gefallen sind.

Gemeinsam mit Max liege ich in meinem Bett, während wir einen Film ansehen. Meinen Kopf habe ich auf seiner Brust abgelegt und mit seinen Händen streicht er mir immer wieder vorsichtig durch die Haare.
Die Zeit und meine Ansteigende Müdigkeit lassen meine Sorgen um Leons Worte von heute Vormittag schnell verschwinden.
Max will nichts böses.
Das würde ich ihm niemals zu trauen.

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