Am nächsten Morgen werde ich schon früh wach.
Ich sehe Leon beim schlafen zu und denke dabei nach.
Mir wird immer klarer, was ich in unserer Beziehung für dumme kleine Fehler gemacht habe.
Er war nie der Grund für unsere Trennung. Ich habe es nur immer auf ihn geschoben.
Vielleicht, damit ich mich besser fühle. Nie war ich mir meiner Schuld bewusst.
Eigentlich hat er was besseres verdient.
Vielleicht hat es mit uns beiden nie funktioniert, weil ich ihm einfach nicht das geben kann, was er wirklich braucht.
Er braucht jemanden, der alles für ihn machen würde. Ein komplettes Leben nur für ihn und seine Karriere aufgeben.
Das bin ich nicht. Und werde es niemals sein.Mit jeder Minute, in der ich hier liege und über uns nachdenke, wird es mir klarer.
So schön der gestrige Abend auch noch war, es ist unmöglich die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu starten.
Ein Teil der Geschichte wird immer im Hintergrund dabei sein.
Es ist das beste für Leon, wenn ich mich von ihm distanziere.Er muss in so einer wichtigen Phase im Fußball zu sich selbst finden.
Ich will nicht der Grund dafür sein, das er es irgendwann bereut, das er nicht nach Madrid gegangen ist.
Seine Karriere zerstört. Wegen seiner Freundin. Wie dumm klingt das den.Seufzend stehe ich auf, um in meine Klamotten zu schlüpfen. Ich habe sie gestern über die Heizung gehängt, das sie schneller trocknen.
Bevor ich aus dem Schlafzimmer gehe, streiche ich Leon vorsichtig über die Wange.
Er schläft noch tief und fest. Bekommt von all dem hier nichts mit.
„Ich liebe dich" flüstere ich leise, so das ich ihn nicht aufwecke.
Ein letztes Mal drücke ich ihm noch einen Kuss auf die Lippen, bevor ich aus dem Zimmer schleiche und die Tür hinter mir leise schließe.Bevor ich ganz ohne Worte verschwinde, entscheide ich mich, ihm einen Brief zu schreiben.
In seinem Arbeitszimmer schnappe ich mir Stift und Papier und beginne zu schreiben.Danke Leon.
Danke, das du mir immer wieder eine neue Chance gegeben hast. Immer wieder versucht hast, an uns fest zu halten.
Aber vielleicht ist alles, was wir hier machen falsch.
Ich werde dir niemals geben können, was du brauchst.
Dir liegt die Welt zu Füßen. Es gibt bestimmt jemanden da draußen, der bereit ist, ein Leben für dich aufzugeben.
Es ist das beste für dich, wenn wir ab heute getrennte Wege gehen.
Liebe dich,
Linnea.Während dem schreiben laufen warme Tränen meine Augen hinunter.
Immer wieder muss ich sie mit den Ärmel meines Hoodies abfangen, bevor sie auf das Papier tropfen.
Sobald ich den Brief auf dem Küchentisch gelegt habe, mache ich mich auf den Weg nach Hause.Sobald die Haustür hinter mir ins Schloss fällt, fühlt es sich an, als würde ich eine ganze Welt hinter mir lassen.
Mit schnellen Schritten entferne ich mich von Leons Wohnung, auf dem Weg zur nächsten U Bahn Station.In der Bahn angekommen, lasse ich mich erschöpft auf einen der Plätze fallen.
Stumm sehe ich aus dem Fenster und hänge meinen Gedanken nach.
Immer wieder rede ich mir ein, das es die richtige Entscheidung war.Eine halbe Stunde später bin ich in meiner Wohnung angekommen.
Serge schläft noch, der Tag gestern hat ihn ganz schön mitgenommen.Leise ziehe ich meine Schuhe aus und gehe in mein Zimmer.
Mit Schwung lasse ich mich in mein Bett fallen und atme tief durch.
Es ist vorbei.
Alles.Nach ein paar Minuten höre ich ein leises Klopfen an meiner Tür.
„Komm rein".
Mein Mitbewohner taucht im Türrahmen auf.
„Wo warst du?" fragend sieht er mich an.
„Bei Leon"
„Warum?"
Ich atme tief durch, bevor ich ihm mit zittriger Stimme die Antwort gebe.
„Ich habs beendet!" mühevoll bringe ich die Worte hervor, bevor alles aus mir herausbricht.
Warme Tränen laufen meine Wange herunter und ich schnappe nach Luft.
Serge reagiert sofort und nimmt mich in den Arm.
Beruhigend streicht er mir über den Rücken.
Meine Tränen durchnässen sein T-Shirt, was ihm allerdings relativ egal ist.
„Alles wird wieder gut" flüstert er nach einer Weile. Diese Worte treffen mich wie ein Stich in den Bauch.„Nein." antworte ich schluchzent. Es wird nicht wieder gut. Nie wieder.
„Warum bist du dir so sicher?"
Sanft löst Serge sich aus der Umarmung und sieht in meine angeschwollenen Augen.
„Ich kann Leon nicht das geben, was er braucht. Jemanden, der ihn immer unterstützt. Der bei jedem seiner Spiele da ist um ihn anzufeuern. Der sein ganzes Leben für seine Karriere aufgeben würde. Das bin ich nicht.
Und werde es niemals sein.".
Ohne etwas zu erwähnen nickt Serge verständnisvoll.
Schniefend lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und er legt einen Arm um mich. So bleiben wir schweigend sitzen. Jeder hängt seinen Gedanken hinterher.
„Mein Gott Linnea, was macht ihr beiden nur." unterbricht Serge Irgendwann die Stille und erhebt sich von meinem Bett.
„Ich mach dir erstmal einen Tee und dann kucken wir heute den ganzen Tag gemeinsam Netflix. Okay?".
Sein Vorschlag lässt ein kurzes Lächeln über meine Lippen wandern.
„Okay".
Was besseres als Serge als Mitbewohner zu haben, kann einem nicht passieren.
Auch wenn er oft nervig sein kann. Am Ende ist er immer für mich da.Tatsächlich verbringen Serge und ich den ganzen Tag damit, Filme zu kucken. Gut, das wir beide den selben Geschmack haben. Zumindest was Filme angeht. Seine Outfits sind mir teilweise wirklich zu extravagant.
„Fühlst du dich jetzt besser?".
„Ja. Das tat gut." grinsend sehe ich Serge an, der gerade aufsteht, um unsere Gläser in die Küche zu räumen.
Ich helfe ihm noch die Decken wieder ordentlich zusammen zu legen, bevor ich mich mit einem „Gute Nacht" in mein Zimmer verabschiede.Erst jetzt fällt mir auf, das ich den ganzen Nachmittag nicht an Leon gedacht habe.
Doch schon der erste Gedanke an ihn zieht mich wieder runter.Als würde er wissen, das ich gerade über ihn nachdenke, sehe ich wie mein Handy auf dem Nachttisch aufleuchtet.
Ein Anruf.
Von Leon.
Seufzend drehe Ich das Display zum Tisch um, so das ich die Benachrichtigung nicht sehe.Als ich zu meinem Schrank gehen will, um mir meinen Pijama an zu ziehen, fällt mein Blick auf das Bild von Leon und mir auf dem Weihnachtsmarkt.
Seufzend nehme ich das Bild in die Hand und streiche mit meinem Daumen über den verstaubten Bilderrahmen.
Ich hätte nie gedacht, das ich es jemals übers Herz bringe, das Bild weg zu schmeißen.Aber jetzt, wo wir am Ende unserer gemeinsamen Geschichte angekommen sind, ist es vielleicht der beste Weg.
Ich nehme das Foto aus dem Bilderrahmen.
Ein letztes Mal sehe ich es mir noch einmal genau an.Es fühlt sich so an, als würde unsere komplette Geschichte in meinem Kopf noch einmal durchgespielt werden.
Dann zereise ich das Foto und schmeiße es in den Mülleimer neben meinem Schreibtisch. Es tut ein bisschen weh, aber bringt auch ein befreiendes Gefühl mit sich.Für heute habe ich mit uns beiden abgeschlossen.
So kann ich beruhigt schlafen gehen.
Ich stelle den leeren Bilderrahmen an die gleiche Stelle, wo er vorher gestanden hat.
Dann lege ich mich in mein Bett und schlafe, ohne vorher noch einen Gedanken an Leon zu verschwenden ein.
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second chance
FanfictionDurch einen Zufall trifft Linnea ihren Ex Freund Leon in München wieder. Die beiden verstehen sich noch gut und Sie entscheidet sich, Ihm eine zweite Chance zu geben. Ob das gut geht?