Kapitel 42

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Ich werde von Sonnenstrahlen, die auf mein Gesicht scheinen geweckt.
Mein Kopf pocht und ich setzte mich etwas auf.
Zuerst muss ich realisieren wo ich überhaupt bin.
Auf jeden Fall nicht Zuhause. Neugierig sehe ich mich um.
Dabei merke ich relativ schnell, das mir die Umgebung kein bisschen bekannt vorkommt. Ich war hier definitiv noch nie.
Der Lockenschopf, der neben mir tief und fest schläft und dabei ein leichtes Schnarchen von sich gibt, kommt mir allerdings mehr als bekannt vor.
Leon.
Nun stellt sich nur die Frage, wo wir hier sind. Und warum mit Leon.

Ich kann mir nicht erklären, wie zur Hölle ich hier hin gekommen bin.
Geschweigeden, was gestern Nacht zwischen uns passiert ist.

Fakt ist, das unsere Klamotten im ganzen Raum verteilt sind.
Die Wahrscheinlichkeit, das ich mit Leon geschlafen habe und mich nicht einmal dran errinern kann ist verdammt hoch.

Ich fühle mich so verdammt schlecht.
Klar habe ich darüber nachgedacht, uns noch eine Chance zu geben.
Aber nicht so.
Betrunken. Nach einer Club Nacht. Wahrscheinlich können wir uns beide nicht einmal dran erinnern.

Gerade will ich aufstehen und meine Klamotten vom Boden aufheben, als ich ein leichtes stöhnen neben mir vernehme.
Leon reibt sich mit einem schmerzverzehrten Gesicht den Kopf und sieht sich in dem Zimmer um.
„Fuck" flüstert er.

Als er sich dann zur Seite dreht und mir direkt ins Gesicht sieht, weiten sich seine Augen.
„Fuck!" sagt er nochmal. Diesmal deutlich energischer. Es klingt schon ein bisschen so, als wäre er wütend auf sich selbst.
„Das kannst du laut sagen!" murmele ich und sammele meine Klamotten wieder ein.
„Wo sind wir hier?"
„Bei Manu im Gästezimmer. Hab schon öfters hier gepennt." meint Leon und streift sich sein T-Shirt über.
„Und wie sind wir hier gelandet?"
„Keine Ahnung" er zuckt die Schultern.

Der Typ ist mir echt eine große Hilfe.
„Und-" ich mache eine Pause und sehe Leon eindringlich an.
„Weißt du, was gestern Abend zwischen uns passiert ist?!".
„Nein keinen blassen schimmer. Du?".
Ich schüttele den Kopf „Nein. Aber die Sache ist ziemlich eindeutig!" murmele ich.
„Das tut mir leid Linnea. Ich wollte nicht-"
„Ist schon gut Leon. Wir waren beide Hackedicht. Lass uns die Sache einfach vergessen!".
Leon nickt zustimmend.

„Weißt du, wo ich hier irgendwo ein T Shirt herbekomme? Das Kleid ist echt ungemütlich und stinkt dermaßen nach Alkohol!" verzweifelt halte ich mein Kleid in die Höhe und sehe Leon an.
„Ich frag mal Manu. Annika hat bestimmt was für dich!".
Ich nicke und werfe ihm einen dankbaren Blick zu.
Ich weiß, das ihm die Sache nicht weniger peinlich ist als mir.

Seufzend lasse ich mich aufs Bett fallen, um ein bisschen auf Instagram zu scrollen. Das lenkt mich ab.

Kurze Zeit später kommt Leon auch schon mit einem Top und einer Jeans in der Hand wieder in das Zimmer.

„Hier!" er gibt mir die Klamotten und fährt sich mit der Hand locker durch die Haare.
„Danke!".
Sofort ziehe ich die Sachen an. Ich fühle mich direkt etwas wohler.
„Hat Manu irgendwas gesagt?"
Leon schüttelt den Kopf.
„Die Party gestern muss ganz schön eskaliert sein. Wir sind nicht die einzigen hier. Leroy und Serge pennen gerade noch am Sofa!".
„Oh gott der arme Manu!".
Bei dem Gedanken daran, wie Manu, der als einziger nüchtern geblieben ist, uns alle Hackedicht aus dem Club nach Hause buchsieren musste, muss ich schmunzeln.
Fertig angezogen und im Gästebad frisch gemacht gehen Leon und ich in die Küche, um etwas zu frühstücken.

Dort sitzen auch schon Manuel und Annika und trinken einen Tasse Kaffee.
Mit einem leisen „Guten Morgen" begrüße ich die beiden, als wir den Raum betreten.
„Guten Morgen!" Annika sieht mich breit grinsend an und auch Manuel scheint unseren Anblick lustig zu finden.
„Was ist?" brummt Leon verwirrt.
„Nichts!" bemerkt Manuel grinsend und schüttelt den Kopf.
Wir essen gemeinsam Frühstück.
Währendessen erzählt uns der Torhüter auch, wie wir in sein Haus gekommen sind.

„Ich wollte euch wirklich nach Hause bringen. Aber Leroy und Serge waren dermaßen besoffen, das ich Angst hatte, sie über Nacht alleine zu lassen.".
„Und wir beide? Wir hätten doch auf sie aufpassen können!" verwirrt sehe ich Manu an.
Grinsend schüttelt dieser den Kopf.
„Ihr wart schon verschwunden als wir noch im Club waren. Als ich euch dann endlich gefunden und in mein Auto gebracht habe, wart ihr dermaßen aufeinander, naja wie soll ich es sagen... 'fokussiert' niemals hätte ich euch in getrennte Wohnungen bekommen. Und auf die anderen beiden Penner hättet ihr auch nicht aufgepasst. Dafür wart ihr zu sehr mit knutschen beschäftigt. Also habe ich euch alle hier her gebracht.".

Oh Gott.
Jetzt, wo ich die ganze Geschichte kenne, ist mir das ganze noch peinlicher, als es vorher schon war.
Auch Leon scheint nicht gerade erfreut über diese Geschichte zu sein.

Den Vormittag verbringen wir damit, unseren Rausch noch etwas aus zu schlafen. Noch vor zwei Tagen hätte ich es verweigert, mit Leon in einem Bett zu schlafen. Aber angesichts der Situation und dem, was heute Nacht zwischen uns passiert ist, war mir das mehr als egal.

Gegen Nachmittag sind auch Serge und Leroy aufgewacht.
Manuel hat uns dann nach Hause gefahren.
Leon ist direkt bei mir geblieben.
Jetzt, wo wir wieder einigermaßen fit sind, gilt es, das ganze zu klären.

Serge ist direkt wieder ins Bett gegangen. Er scheint gestern wirklich etwas übertrieben zu haben.
Leon und ich haben uns geduscht und frische Klamotten angezogen.
Jetzt sitzen wir in einer Wolldecke eingewickelt, mit einer Tasse Tee in der Hand auf der Dachterrasse und sehen uns den Sternenhimmel über München an.
Lange bleibt es still zwischen uns beiden.
Wir hängen unseren Gedanken nach.

„Das war falsch" sagt Leon irgendwann leise in die Stille hinein.
„Natürlich war gestern Abend falsch. Wir hätten es beim Reden belassen sollen!" antworte ich und lehne meine Schulter an seine Brust.
„Nein Linnea. Das meine ich nicht.".
Verwirrt sehe ich ihn an.
„Was dann?".
„Alles." Er macht eine Pause.
„Du weißt genau so gut wie ich, das wir uns gegenseitig nur weh tun. Vielleicht lieben wir uns ja wirklich. Aber es funktioniert nicht zwischen uns. Niemals könnten wir eine Beziehung ohne Streit führen. Und das wussten wir schon, bevor wir es noch einmal versucht haben. Es war falsch, uns noch eine zweite Chance zu geben!".
Diese Worte treffen mich hart. Aber sie sind wahr. Nie könnten wir uns gegenseitig die Unterstützung geben, die der andere braucht. Dafür sind wir einfach zu verschieden.

Über meine Wange läuft eine warme Träne. Leon wischt sie vorsichtig mit seinem Daumen weg.
Mit seiner Hand hebt er leicht mein Kinn an. So sehe ich ihm direkt in die Augen. Trotz der Dunkelheit um uns herum, sehe ich den Schmerz, der sich in seinen wunderschönen Augen spiegelt.
Ich spüre seinen warmen Atem auf meinen Lippen und überbrücke die Zentimeter, die zwischen uns liegen.

Als unsere Lippen sich treffen, fühlt es sich an, als würden die vielen Errinerungen, die wir gemeinsam gemacht haben an mir vorbei ziehen.
Unsere ganze Geschichte von vorne.
Mit allen Höhen und Tiefen.
In diesem Kuss liegt so viel Leidenschaft und Liebe.
Und trotzdem spüre ich, das es etwas besonderes ist.
Etwas besonderes im Negativen Sinne.
„Ein Abschiedskuss" spreche ich meine Gedanken aus, als wir uns lösen.
Leon nickt sanft.
„Ich liebe dich Linnea. Und deswegen ist es besser wenn wir nur Freunde sind!".
Ich nicke stumm, während immer mehr Tränen den Weg über meine
Wange finden. Ich weiß, das es die richtige Entscheidung ist. Aber trotzdem tut sie weh.

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There was before you.
And there was during you.
For some reason, I never thought, there would be an after you.
But there it was.
And I was in it.
(Colleen Hoover)
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THE END

Oder vielleicht ist es doch nicht das Ende? Ich habe mich entschieden das Buch weiter zu führen. Wenn ihr sehen wollt, ob die beiden es vielleicht doch noch einmal miteinander Versuchen könnt ihr gerne mein Buch
„One last Time" lesen 🥰
An dieser Stelle noch mal ganz großes Dankeschön an eueren unglaublichen Support 🫶🏻

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