18. Rosen und Wölfe

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Das Training ging weiter wenn auch nur im Geheimen. Sie hatten vor einigen Tagen die Grenze des umkämpften Gebietes erreicht und in einer Taverne einen Platz zum schlafen bekommen. Und somit auch endlich die Gesellschaft der Krieger Kundras und des Schattens los geworden. Was für ein Segen es doch war.

Ser Leon und sie waren am Abend hinaus geschlichen und übten nun auf einer kleinen Lichtung nur beleuchtet von einer Fackel die Ser Leon in den Boden gesteckt hatte.

Mit Hilfe des flackernden Lichts umkreiste Molly Ser Leon, sie richtet zittrig die Klinge auf ihn. Ser Leon lachte leise. Es war das erste mal das Molly mit einer echten Klinge gegen ihn Kämpfte. Sie hatten sie Ser Hector gestohlen. Inzwischen meinte Molly fast so etwas wie kameradschaft mit der Wache entwickelt zu haben. Schließlich duzten die beiden sich im Privaten. »Was machst du da?«

»Dich belauern«, flüsterte Molly Ser Leon runzelte die Stirn, er senkte sein Schwert so das es auf den Boden gerichtet war. »Hast du überhaupt schon einmal ein Schwert gehalten?«fragte er spöttisch, wobei er doch genau die Antwort kannte.

»Ich hab schon tausend Männer getötet.« Molly grinste ihn kurz an um ihm zu verstehen zu geben das sie einen Witz machte. Ser Leon rollte von ihrer kindlichen schalkhaftigkeit so gar nicht angetan mit den Augen, trat dann jedoch einen Schritt auf Molly zu. »Pass auf« Wuchtig schlug Molly nach ihm, war sie doch nur an das Gefühl eines schweren Stockes in ihrer Hand gewöhnt und nicht echten Stahl der noch einmal schwerer war, doch Ser Leon kam geduckt näher.

»Ach ja, mich auch?« fragte Ser Leon grinsend nun hob auch er wieder sein Schwert. »Wenn du nicht aufpasst« grinste Molly zurück, sie hielt das Schwert mit beiden Händen. Ser Leon täuschte links an. Sie hieb erneut zu, traf aber nur Luft. »Du kämpfst nur mit der Klinge«, sagte er zu ihr als er um sie herum tänzelte. »Nicht mit dem ganzen Schwert« Molly stürzte vor, Ser Leon wich gerade so noch aus ansonsten hätte sie ihn aufgespießt.

»Du redest zu viel.« Ser Leon drehte sich gerade so in ihrer reichweite. »Ein Schwert« er kam wieder näher, »ist mehr als eine Klinge« Er trat zwischen ihre Füße, als Molly nach ihm schlug, aber er fing ihren Schlag mit seiner eigenen Klinge ab.

»Das ist die Parierstange«, er strich leicht über die Klinge, da die beiden Schwerter nun zu Boden zeigten tat Ser Leon so als würde er sein Schwert hoch ziehen und stieß leicht mit dem Knauf gegen ihr Kinn. »Das ist der Schwertknauf« erklärte er ihr. Molly war nun daran mit den Augen zu rollen, erklärte er ihr doch schon wieder woraus ein Schwert bestand, das hatte er ihr erst gestern erzählt.

»Ich weiß was ein Schwertknauf ist!« doch da beugte Ser Leon schon sein Knie hinter ihrem, so das sie ins straucheln kam.

»Bein« Molly kicherte los als sein Ellbogen ihr Kinn berührte. »Körpergewicht« Molly verzog leicht das Gesicht als sie merkte wie ihr Gewicht sich nach hinten verlagerte. Ser Leon grinste. Dann stieß sie mit ihrem Kopf hart gegen seine Nase »Kundra« fluchte Ser Leon als er rücklings nach hinten stolperte und über einen Baumstamm stolperte.

»Willst du mir das ganze wirklich noch einmal beibringen?« feixend schaute sie zu ihm hinunter. »Das hast du mir alles schon erzählt also bringst du mir jetzt ein paar gute Techniken bei oder nicht?« Ser Leon rappelte sich auf, er hielt sich immer noch die Nase.
»Danke, dass du dich so um meine Gesundheit, scherst.« murrte er. Molly lachte darauf hin nur leise.

»Wir sollten zurück gehen.«
»Was aber ich hab noch gar nichts Neues gelernt.« Protestierte Molly lauthals.

»Aber ich, und zwar, das du einen starken Kopf hast« er rieb sich die Nase. »Das ist nicht fair«, maulte Molly.

»Tja, das Leben ist nun mal nicht fair, Prinzessin, solltet ihr aber eigentlich am besten wissen.« Sie fühlte sich, als hätte Ser Leon ihr einen harten Stoß verpasst zurück ins hier und jetzt. Und sie daran erinnert das er nicht mehr war als ihre Wache, egal wie freundlich und galant er sich verhielt.

Sie könnte entkommen jetzt es wäre so einfach sie hätte sogar ein Schwert. Aber war es gerecht, wäre es das richtige und außerdem, wo sollte sie hin? Sie kannte sich hier nicht aus, hatte keine Freunde oder Bekannte die sie um Hilfe hätte bitten können.

»Nun komm schon, Wilhelmine oder hast du hier etwa Wurzeln geschlagen?« Fragte Ser Leon sie verwundert. Molly schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, wo sie hin sollte. Sie wusste nicht, wo ihr Onkel war oder ihre ganze Familie. Molly wusste weder, wo er sich aufhielt, noch wie sie dorthin kommen sollte, denn sie würde es ganz bestimmt nicht schaffen Ser Leon zu überwältigen, zurück zu der Taverne zu laufen, sich dann auch noch ein Pferd zu stehlen und davon zu reiten, ohne dass Ser Leon Sie einholte nie im Leben, würde sie das schaffen.

Mal davon abgesehen das Molly sich erneut schwor Sigtyggur zu töten, doch desto näher sie Krevmja kamen desto schwieriger schien es für Molly zu werden sich an ihren eigenen Schwur zu halten. Das verlangen zu fliehen und das alles hinter sich zu lassen schien immer verlockender zu werden.

Molly folgte ihm mit einem schweren Seufzer. Es schien ihr wirklich immer schwere zu fallen doch sie schwor sich im stillen das sie bei Kundra ihre Familie wieder sehen würde, egal ob sie vorher noch Sigtryggur tötete oder nicht.

Es war Ser Leon, der das Schwert unbemerkt zurück in Ser Hectors Sachen schmuggelte. Während Molly sich fertig fürs Bett machte und mit einem dankbaren seufzer auf die Matratze fallen ließ. Auch wenn sie nichts Neues gelernt hatte, hatte sie doch ein echtes Schwert, diesmal in der Hand gehabt, und ihr ganzer Körper tat ihr weh.

Molly erwachte mit dem ersten Sonnenlicht das sich durch das Fenster in dem Raum ergoss und seufzte leise auf. Sie konnte mehrere Stimmen unten aus dem Tavernen Raum hören und auch das schnarchen der Männer in dem Raum. Sie spürte zudem die Wärme von Ser Quinn neben sich. Ein lautes Lachen schalte durch die Taverne und Molly streckte sich, gähnte einmal und stand langsam auf. Sie waren nur noch einige Tage von Cysbay entfernt. Und desto näher sie der Stadt kamen desto ängstlicher wurde sie.

Es fühlte sich an, als würde sie sich einen unsichtbaren grenze nähren und sollte sie diese überschreiten, gäbe es kein zurück mehr. Dann war da noch das flüstern. Sie hatte es über Jahre nicht mehr gehört. Und jetzt schien sie es immer wieder zu hören, nur für einige Sekunden, nur für einen Moment. Doch es war da. Genauso wie das prickeln auf ihrer Haut dann immer da war und das Gefühl sich zu groß für ihren eigenen Körper zu fühlen. Es war nicht schmerzlich, aber anders komisch. Und das Flüstern, schien von Tag zu Tag lauter zu werden desto näher sie der Stadt kamen.

Auch heute würden Sie wieder aufbrechen und mit etwas Pech würden sie noch heute in Cysbay ankommen. Molly schlurfte, nachdem sie sich angezogen hatte, hinunter wo einige ihrer Begleiter schon fröhlich miteinander schwatzend um einen Tisch herum saßen und ihr Frühstück genossen.

Sie gesellte sich zu ihnen. Sofort schien sich eine Decke aus schweigen über den Tisch zulegen. Als sie bemerkten wurden alle etwas leiser und Ser Alfred der bis eben noch wild mit seinen Händen gewedelt hatte, ließ diese sinken. »Prinzessin« grüßten Sie einige doch die meisten Schenkten ihr nur ein einfaches nicken, bevor sie sich wieder voll und ganz auf ihr Essen konzentrierten.

Der Besitzer der Taverne, ein kleiner, rundlicher Mann mit einer blau rot gestreiften, Pudelmütze. Kam eilig herbei gewuselt. Sein Gesicht war platt und seine Wangen immer rot, ein Zeichen dafür, dass er sehr viel Trank. Genauso wie das leichte Lallen in seiner Stimme und der beißende Geruch, der ihr jetzt schon entgegen Schlug. Er lehnte sich etwas über den Tisch und lallte:

»Kann ich M'Lady was zu trinken bringen? Oder etwas zu essen wir haben gerade«, er überlegte kurz, kratzte sich an seiner breiten Knollennase und sagte dann, »wir haben neue Fleischpastete gerade frisch gemacht« Molly lächelte dankend, schüttelte dann jedoch den Kopf und verneinte ihm.

Ihr Magen zog sich bei dem Gedanken auch noch etwas zu essen zusammen. Nein, sie würde jetzt nichts essen können.

Die BastardprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt