19. Wölfe und Kronen

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Die Welt war eine andere, seit dem Bucky existiert. Schwerer aber gleichzeitig auch leichter. Molly konnte es schwer erklären. Sie hockte an der Wiege des kleinen und musterte ihn, nur zu gerne. Er war so winzig. So zerbrechlich, selbst Biest schien mit dem kleinen in Einklang zu sein. Sie sprang, in Mollys Kopf, aufgeregt durch die Gegend und schwor Molly, ihren Welpen, wie sie ihn nur zu gerne nannte, zu beschützen.

Molly hielt den kleinen schützend in ihren Armen während sie die Treppe hinunter lief, Bucky war in extra dicke Felle gewickelt, die Rickon aus einer Decke ausgeschnitten hatte, damit Molly sie für den kleinen eine Decke nähen konnte.

Damit ihr kleiner auch während der Kälte rauskonnte, damit er bei der Beerdigung seiner eigenen Mutter dabei sein konnte. Es brach Molly fast das Herz, den kleinen mit zu bringen, doch es war wichtig, den Toten Respekt zu zollen. Vor allem war es wichtig für Lenores Geist zu wissen das es ihrem Kind gut ging, damit sie friedlich weiter zu Kundra reisen konnte. Um in seinem Land endlich den Frieden zu finden, der ihr in dieser Welt verwehrt geblieben war. 

Zu ihrem Erstaunen waren Robin und Jonathan es gewesen die das Loch in die gefrorene Erde gebuddelt hatten, in ihrer Wolfsform. Sie hätte ihre Brüder am liebsten begleitet, doch sie sprach immer noch nicht mit ihnen und schien auch nicht wirklich mit ihnen reden zu können. Es war als wäre eine Wand aus Eis zwischen ihnen, die Molly wann immer sie versuchte sie zu überwinden, nur noch höher sprießen ließ und sie somit unüberwindbar zu machen schien.

Molly trat durch den kleinen Torbogen den das kleine Anwesen von der Außenwelt abschirmte, Schnee so weit man nur blicken konnte. Molly fühlte die Kälte nicht, etwas was ihr grade in diesen Momenten auffiel, der kalten dunklen Zeiten, schienen ihr nichts anhaben zu können. Vielleicht ein weiteres Geschenk ihrer Gabe. Nicht das sie wirklich wusste sie zu nutzen, und es auch nie wissen würde. Nein sie würde es wahrlich nie wissen, zumindest wenn es nach Robin ging. Einen Vilaeng trainiert man nicht. Man tut das richtige und bringt ihn um! Hatte ihr Bruder gesagt. Während er sie so angestarrt hatte als würde es ihm weh tun so etwas zu sagen. Aber gleichzeitig hatte er auch so geguckt als hätte es ihm weh getan das zu sagen.

Molly wusste inzwischen das es, besser gewesen wäre zu ihrer Familie Abstand zu halten. Sie nach all den Jahren nicht immer noch suchen zu wollen. Sie war ein dummes Kind gewesen, zu denken das ihr Bruder, ein Prinzgemahl, sie mit offenen Armen empfangen würde. Nein die beiden Männer, die sie einst Brüder genannt hatte waren fremde die nichts lieber täten als sie um zu bringen. Für das was sie war.

Molly sah das nun. Sie hatte lange gebraucht um das zu sehen, um zu sehen das ihr Bruder sie als missgeburt sah. Als etwas das man aus Gnade heraus töten sollte. Sie wusste es, doch hatte sie es noch nicht akzeptiert, das war Robin, ihr Robin der Junge der als sie klein Gewesen war sie in die Luft geschmissen hatte. Sie presste ihre Lippen bei der Erinnerung zusammen und versuchte sich zu beherrschen damit sie nicht in Tränen ausbrechen würde. Wenn nur alles so werden könnte wie damals...

Doch damals war damals und heute war heute, sie könnte die Zeit nicht zurückdrehen egal wie sehr sie es sich wünschte. Molly trat mit Bucky zu dem Grab. Das Rudel hatte sich ebenfalls zu ihnen gesellt so wie Jonathan der sich auf Robin stützen musste um nicht umzukippen. Er war immer noch recht schwach. Dennoch schien er genauso wie ihr anderer Bruder sehr laut zu sein in dem was sie für Molly wollten. Was mal wieder klar wurde als Robin, neben dem sie Stand, um als Trennung zwischen Rudel und den beiden Beschenkten zu fungieren, ihr ins Ohr zischte. »Du solltest das Kind der Toten überlassen, so ist es der Brauch, wenn das Weib nicht Stark genug ist um die Geburt zu überleben sollte es das Kind auch nicht. Auch das du dem Kind einen Namen gegeben hast. Schwester du solltest dich mehr mit deiner Kultur auseinandersetzen! Gib mir das Kind. Ich lege es in die Arme der Mutter!«, er griff nach Bucky.

Molly schnappte mit ihren Zähnen warnend nach ihrem Bruder und sie und Biest knurrten einstimmig: »Meins! Du wirst die Finger von meinem Kind lassen!« Robin knurrte nun seiner seits. Molly hatte genug, erst wollte er ihr nicht zu hören das ihr Mann ihr gut tat und jetzt das. Er wollte ein kleines unschuldiges Kind umbringen aufgrund verquerter Weltansichten und glauben. »Du hast den Verstand verloren«, flüsterte sie leise. Doch nicht so leise das er sie nicht gehört hatte. Nein, bei weitem nicht so leise. Er starrte sie an. Seine Hände waren in der Luft wie erstarrt, nach ihrem Kind greifend.

Es hielt nicht lange, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und er musterte sie, fast so wie man eine besonders haarige Spinne musterte. »Was hast du gesagt?«, der Priester, den Oliver vom nächsten Dörfchen geholt hatte, redete zum Glück so laut und lallend, das die paar Leute um sie herum, die beiden nicht hörten. Denn Molly wusste nicht was sie sonst getan hätten. »Robin«, zischte doch nun auch Jonathan, in das Ohr ihres Bruders. »Nicht hier«

»Doch genau hier!«, zischte Robin zurück. »Unsere Schwester scheint, als wertloser, ja monströser Vilaeng ihren Platz zu vergessen«, knurrte er über seine angespannten Schultern hinweg. »Oh ich bin also Monströs?! Sei lieber vorsichtig Bruder, wenn ich ein Monster bin, was bist du dann? Ein Mann der beschließt ein wehrloses Kind umzubringen im Glauben seiner Götter. Du klingst schon so wie die Krieger Kundras und bist selbst keinen deut besser! Würdest du mich auch für deinen Glauben verbrennen Bruder?«, fragte sie. Während sie geredet hatte war das Summen der Vergangenen immer lauter geworden. Am Anfang ihres Gespräch war es nur leise vorhanden gewesen, nun allerdings richtig laut, ja fast schon unerträglich brüllend, in ihren Ohren.

Robin zuckte ebenfalls zusammen, so als hätte er die Vergangenen ebenfalls gehört. Sie schaute ihren Bruder an, während der Priester aus Kundras Buch rezitierte. Molly hatte diese Worte nie gemocht. Die Worte, die auch Mutter Hild genutzt hatte, um die verstorbenen Nonnen zu Kundra hinüber zu geleiten. Lenore hatte etwas besseres verdient. Nicht nur die stupiden Worte eines alten Mannes. »Gute Reise und wir sehen uns im nächsten Leben.«, sprach Molly, so laut sie nur konnte, die Worte, die eben nur für Familienmitglieder vorgesehen waren.

Der Priester geriet ins Stocken und er schaute von seinem schon ziemlich zerfledderten Buch auf. Er hatte Blutunterlaufene Augen, sein Mund stand verwundert leicht offen und zeigte, seine Zähne oder besser gesagt die Lücken, von denen er mehr hatte als Zähne.
Molly wusste das es nach Alkohol stank, seine Wangen waren eingesunken und zeigten ihr das ungesunde Verhalten das er mit dem Gebräu haben musste.

Die Kleidung hing an seinem Körper nur so herab und auch sonst war er nicht sonderlich ansehnlich.
Seine blauen Augen, wirkten fast schon milchig und schienen durch Molly hindurch zu starren. Dennoch schaffte er es irgendwie, sie empört anzuschauen, weil sie seine Ellenlange Rede unterbrochen hatte. Das war dann wohl sein Problem!

Molly konnte es nicht mehr ertragen, alles wurde ihr zu viel, der Blick des Priesters, das Flüstern der Vergangenen, das Loch im Boden in dem ein junges totes Mädchen lag, mit Haaren die weiß wie der Schnee wirkten im vergleich zur fast schwarzen Erde. Ein Mädchen das tot war wegen Männern.  Und dann war da noch ihr Bruder der sie am Ellbogen packte. Sie hatte genug...

Molly wollte sich los reißen und einfach nur gehen. Sie wollte Nachhause... Sie wollte zu Sigtryggur und sich einfach nur in seine Arme fallen lassen um sich bei ihm zu entschuldigen, sie war dumm gewesen nicht das zu sehen was sie schon gehabt hatte. Und das was er ihr noch alles hatte geben wollen. Sie war ein dummes Mädchen gewesen das ihre Familie zurück haben wollte. Nun war sie eine Frau die wusste das sie ihre Familie schon längst gehabt hatte.

So ihr lieben hier habt ihr nun ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch ^^

Die BastardprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt