1. Wölfe und Kronen

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Sie holte mit dem Schwert aus, doch ihr Schlag wurde pariert. Ihr Gegner keuchte inzwischen schon, doch so wie die letzten Male ihres Aufeinandertreffens würde er nicht aufgeben. Das tat er nie, war er doch zu stolz sich vor seinen Freunden geschlagen zu geben.

Später in der Nacht, wenn die beiden sich aus Krevmja schlichen, um gemeinsam in Mondlicht zu jagen, würde er sich für sein dickköpfiges Verhalten entschuldigen.
Später, wenn niemand außer sie da war, um seine Schmach zu sehen oder zu hören.

So war es seit den letzten Tagen immer...
Diesmal jedoch schien ihr Gegner zu wissen, dass sie nicht bei der Sache war und schlug zu. Molly konnte sich gerade so unter der wirklich scharfen Klinge hinweg ducken. Sie kämpften immer mit scharfer Klinge und nicht mit den Trainingsschwertern wie Sigtryggur es gerne-Nein böse, böse Gedanken!

Sie hatte sich geschworen, nicht über ihn nachzudenken, der Verräter hatte nicht einmal einen ihrer Gedanken verdient! Von der erneuten Wut über ihre Situation angetrieben, holte Molly aus und verpasste Rickon einen harten Schlag.

Der Heide strauchelte etwas, fing sich dann jedoch wieder. Und kam erneut auf sie zu. Molly holte erneut wütend aus, doch Sigurd stoppte den Kampf, in dem er einen lauten Pfiff ausstieß.
Seit Siggy ihm vor einigen Tagen gesagt hatte, dass sie sein drittes Kind erwartete, ließ Sigurd es kaum noch zu, dass Molly ihre angestaute Wut an ihm ausließ.

Doch nun sprang er mit Leichtigkeit in den Kampfkreis, der eigentliche nur ein Stück flach getrampelter Dreck im Wald war. Der Rest des Rudels hockte auf einigen Ästen oder Wurzeln von einigen höher stehenden Bäumen und schauten zu ihnen hinab in die Grube, wie Oliver sie gerne nannte.

Sigurd nahm Rickon das Schwert ab und baute sich gegenüber von ihr auf. Hier gab es keine leichte Bewegung oder eine Verbeugung bevor man begann zu Kämpfen, wie Ser Leon es so gerne gemacht hatte. Nein, hier im Kampfkreis umgeben vom Rudel gab es nur das Singen des Stahls, das Rauschen des Bluts in den eigenen Ohren und die Schreie des Verlierers.

Molly griff an ihre Bewegung präzise und voller Zorn, ihr Schwert hielt sie mit beiden Händen gegriffen, während sie links antäuschte, aber dann nach rechts hieb. Sigurd, der ihr Verhalten anscheinend vorausgesehen hatte, tänzelte also nach links und wich ihr aus.

Dann wieder und wieder, egal wie oft Molly auch dachte, sie hätte den Alpha in eine Ecke gedrängt, schien er jede ihrer Schritte vorauszusehen und ihr gleich noch zehn eigene voraus zu sein...

Es war so frustrierend, dass Molly wütend begann zu knurren. Doch der Alpha lachte nur. Als sie sich endlich nach einer halben Stunde des Kampfes frustriert geschlagen gab, trat Sigurd auf sie zu, ja kesselte sie glatt ein und schickte den Rest des Rudels mit einer barschen Kopfbewegung weg. »Wir müssen reden...«, sagte er so ernst, dass es Molly fast zum Zittern brachte.

Aber auch nur fast, sie überkreuzte die Arme vor der Brust und lehnte sich betont entspannt mimend gegen einen Baum.
»Ach ja, müssen wir das?«, fragte sie mit scharfer Stimme.

»Wann hörst du auf, ihn wie einen Schwerverbrecher zu behandeln?« Sie wussten beide, wen Sigurd meinte.
»Das letzte Mal als ich mich mit meiner Ehe beschäftigt habe, warst du kein Teil davon, Sigurd, also halt dich da raus!« knurrte sie bitterböse.
Sigurd hob jedoch nur unbeeindruckt eine Augenbraue, bevor er weiter redete, ihre Warnung komplett in den Wind schlagend.

»Du kannst ihn nicht noch länger so behandeln, du bist seine Frau... was glaubst du, wird passieren, wenn er erfährt, dass du dich Nachts mit Rickon vergnügst?«, fragte er bitter. Molly stoppte mit ihrem leisen Knurren und erstarrte. Woher wusste er davon?
»Es ist nicht so, wie du denkst...«
»Oh, ich weiß genau wie es ist, Molly. Ich weiß, dass du ihn liebst und er dich, aber nur auf geschwisterliche Art. Ehrlich ich hätte nicht gedacht das du ausgerechnet ihn auswählst als deinen engsten vertrauten. Ich hätte auf Oliver oder jeden anderen gesetzt, hätte mich jemand gefragt. Aber das ist nicht der Punkt, Molly.
Sigtryggur würd es nicht so sehen, er würde Rickon als einen Feind sehen als jemanden, der ihm das nehmen will, was ihm gehört. Er könnte Rickon umbringen und ich werde nicht daneben stehen, nur um zuzusehen wie dein Mann meinen Rudelbruder umbringt.« fauchte Sigurd wütend.

Die BastardprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt