Regen prasselte auf die verdreckten Straßen und die schmutzigen Fensterläden. Schwere Schritte in festen Stiefeln ließen das Wasser auf den holprigen Gehwegen aufspritzen und man vergrub sein Gesicht versteckt im Mantel, die Kapuze tief über die Stirn gezogen.
Schatten flimmerten auf den nassen Straßen, Fackeln beleuchteten die Gassen, Menschen redeten laut, dennoch unverständlich miteinander. In Seitengassen sah man Menschen Geld tauschen, Erbrechende mit blassen Gesichtern und Schlägereien mit Menschen, die jubelten und wetteten.
Wasser tropfte von seinem Mantel. Aus seinen nassen Haaren rann das Wasser hinunter in seinen Nacken und das schwarze Tattoo einer Kobra hinter seinem Ohr schimmerte im Licht. Gefährlich blitzende Augen huschten über die Gesichter der Menschen, die an ihm vorbeigingen und mit langen und blassen Fingern richtete er seinen schwarzen Rollkragenpullover.
Er vollführte einen Richtungswechsel, durch die Menschen hindurch zur Seite, um auf die andere Straßenseite zu gelangen, und drückte eine breite Türe auf. Quietschend ließ sie sich öffnen. Drinnen war es warm, das Licht verschieden-platzierter Öllampen erleuchtete den Raum.
Runde Tische waren verteilt im Raum aufgestellt, der Geruch frisch gebackenen Brotes und Alkohol erfüllte die Luft und Gelächter und Gespräche drangen zu einem hindurch. An manchen Tischen wurde gegessen, an anderen gespielt. Das Klimpern von Münzen und das Ziehen von hölzernen Schachfiguren über den Brettern konnte man von überall vernehmen und verbissene Gesichter beim Vorbeigehen nicht übersehen.
Menschen gingen umher, und man musste sich bemühen, nicht alle zwei Schritte gegen eine andere Person zu laufen. Nicht viele Menschen schenkten dem Mann, der durch die Türe hereingekommen war, Beachtung, doch die, die ihn sehr wohl bemerkten, wichen zurück oder warfen ihm misstrauische Blicke zu.
Er bahnte sich einen Weg durch die Menschen hindurch, mit eleganten Schritten durchwandelte er sie, welche betrunken torkelten und kopflos umherrannten. An der Bar stoppten seine Schritte.
»Ein Wasser«, bestellte er kühl und schenkte dem Barkeeper nur einen kurzen Blick. Kurz darauf bekam er sein Wasser.
Er ließ den Blick über den nächstgelegenen Tisch gleiten. Einige ältere Männer saßen am Tisch und spielten ein Kartenspiel. Es war nur ein junger Mann dabei. Seine schwarzen Haare lagen perfekt, als wären sie vor wenigen Augenblicken zurechtgemacht worden und seine schmalen, pinken Lippen umspielten ein leichtes Lächeln, was man auf den ersten Blick aber nie hätte bemerken können. Seine Augen huschten über die Karten, die gelegt wurden, wie eine Raubkatze.
»Jeno Lee... Ich habe nicht erwartet, dass Sie sich hier noch einmal blicken lassen würden, nach allem, was vorgefallen ist«, ertönte plötzlich eine Frauenstimme hinter ihm und riss ihn aus seinen Gedanken.
Jeno drehte sich zur Seite und sah, wie sich eine junge Frau neben ihn auf einen der Barhocker setzte. Ihr langes und auffälliges Kleid nahm Platz ein, mit dem langen Rock, welcher in einem Zartrosa gefärbt war, mit silber-schimmernden Glitzerfunken übersät und weiße, wie Wolken erscheinende Rüschen.
Ihr entblößtes Dekolleté war mit dünnen Silberketten belegt und unter ihrem dichten, lockigen Haar konnte man silberne Ohrringe sehen. Ihre Wimpern waren lang und umspielten ihre mandelförmigen Augen, ihre Augenbrauen waren gleichmäßig und genauso dunkel wie ihre Wimpern und Haare.
»Schön Sie wieder zu sehen, Krystal.«
Krystal lachte, als würde sie Jenos Worte nicht ernst nehmen und bestellte sich ebenfalls ein Wasser. »Ich freue mich auch, Sie wiederzusehen. Wir haben uns lange nicht gesehen, wohl wahr. Was haben Sie so getrieben, nachdem Sie fort waren?«
Der Kellner stellte ein Wasser vor Krystal und fing an, vor ihnen Gläser zu putzen. Krystal zischte durch ihre Zähne und bedeutete ihm mit einer kleinen reißenden Kopfbewegung, sich zu entfernen. Mit einem leicht abfälligen Blick sah der Kellner Krystal an, widersprach aber nicht. Erst als der Mann außer Hörweite war, sprach Jeno.
»Ich bin nach Sag'Dromar gegangen. Und nun bin ich auf der Durchreise.«
»Für ein Geschäft?«
Jeno lachte leise. »Was glauben Sie?«
Krystal zuckte mit den Schultern und nahm einen kleinen Schluck aus ihrem Glas. »Sie sind unberechenbar.«
Jenos Augen blitzten und er trank sein Wasserglas in einem Zug aus. Mit einem dumpfen Geräusch stellte er es auf den Tresen ab und ließ klimpernd eine kleine Münze auf den Tisch fallen. Dann stand er auf und verließ das Gasthaus.
Es war, als würde das Wasser gefrieren, als Jeno tief in der Nacht nach draußen trat. Er stellte sich in den Schatten verborgen, wartend. Betrunkene Menschen schwankten direkt neben ihm vorbei, doch niemand schien ihn zu bemerken und leicht bekleidete Männer und Frauen spazierten mondän umher.
Es dauerte nicht lange, bis eine schlanke Gestalt mit langen Beinen und gelassener Körperhaltung aus dem Gebäude trat.
»Du treibst dich also immer noch hier herum, obwohl ich dir oft genug gesagt habe, dass du grottenschlecht darin bist, bei Kartenspielen zu schummeln?«
Der junge Mann, der aussah, als könne er noch als Teenager gehalten werden, erschreckte sich nicht, ja schien er nicht einmal mit einer Wimper zu zucken. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er drehte sich in die Richtung, in der Jeno stand, ohne ihn sehen zu können.
»Das Wort grottenschlecht ist aus deinem Mund als ein Kompliment anzusehen. Was führt dich hier her?«
Jeno trat ins Licht, auf seinem Gesicht ebenfalls ein kleines Lächeln zu sehen. »Ein Geschäft. Und ich dachte, du seist vermutlich bereit dazu, mir zu helfen, Donghyuck.«
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sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenmin
FanfictionEin geheimer Auftrag. Geld. Ein alter Bekannter und Verbindungen. Jeno wurde auf Todesstrafe aus der Stadt verbannt, doch für ein Geschäft kehrt er zurück, wo er Verbündete trifft. Der Auftrag: einen entführten Geliebten zurückzuholen. Eine Aufgabe...