𝐃𝐎𝐍𝐆𝐇𝐘𝐔𝐂𝐊 𝟑𝟐

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»Wie konnte er es auch nur wagen?« Renjun war außer sich vor Wut

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»Wie konnte er es auch nur wagen?« Renjun war außer sich vor Wut. Sie hatten einige Stunden geschlafen, bis die Morgendämmerung angebrochen war und nun saßen sie im Kreis in ihre dünnen Daunendecken gewickelt um ein kleines Lagerfeuer herum.

Ein Blick in den Himmel verriet Donghyuck, dass der Tag klar werden würde, durch das fahle Geäst konnte er keine Wolken erkennen. Sie hatten sich in der vergangenen Nacht in ein kleines Waldstückchen niedergelassen, welches sie ein wenig vor dem kalten nächtlichen Südwind schützen würde. Frost hatte sie auf den naheliegenden Gräsern und Steinen abgesetzt und Donghyuck war, als wäre auf ihm ebenfalls Frost vorzufinden, so wie er fror.

Renjun hatte den ganzen Ritt in dieses kleine Waldstückchen kein gescheites Wort herausbringen können, zu sauer war er anscheinend auf das Geschehene.

»Renjun.« Renjun richtete seine Aufmerksamkeit auf Donghyuck, der ihn durch müde Augen ansah. »Jeno weiß was er tut. Und wenn ich dir eine Sache versprechen kann, dann dass er niemanden so einfach davonkommen lässt, der ihn in irgendeiner Weise gereizt oder gar gedemütigt hat. Er wird ihn nicht gehen lassen und wenn doch, dann lässt er ihn in eine andere Welt gehen.«

Renjun schwieg und Donghyuck konnte durch seine halb geöffneten Augen sehen, wie sein Gehirn am frühen Morgen versuchte zu arbeiten, bis er verstanden zu haben schien. Seufzend kuschelte Renjun sich noch weiter in seine Decke. »Meinst du wirklich?«

Donghyuck nickte bestätigend. »Ich glaube zu wissen, dass ich ihn gut genug kenne.«

Renjun nickte langsam und zögernd, als wäre er sich noch immer nicht ganz sicher, ob er glauben sollte, was Donghyuck von sich gab. Hinter Renjun ging langsam die Sonne auf und ließ seine gebräunte Haut flimmern und seine dunklen Augen funkeln.

In der Ferne leuchtete ein Schatten aus dem hellen Licht der Sonne heraus, der sich stetig näherte. Ein Reiter in schwarzem Mantel, den Oberkörper über den Hals einen schwarzen Pferdes geneigt.

»Da ist Jeno!«, hörte Donghyuck sich selbst rufen, lauter, als er es ursprünglich vorgehabt hatte. Die anderen drehten sich in seine Blickrichtung um und Donghyuck sah im Augenwinkel, wie sie sich entspannten.

Niemand der anderen hatte Donghyuck geglaubt, dass Jeno zu wissen schien, was er tat, sie hatten nur Renjuns wütenden Ausbrüchen gelauscht, jedes Mal, wenn der Gedanke an ihn aufkam. Chenle war auf Donghyucks Seite, das ließ er mit Blicken wissen, ebenso wie Jaemin, Jisung war der einzige, der weder Donghyucks Blick erwidert hatte noch ein Wort dazu gesagt hatte.

Donghyuck meinte zu wissen, dass er Jisung mittlerweile gut genug einschätzen konnte, dass er glaubte, Jisung wüsste dass Jeno ihn einer gewissen Weise gerettet hatte, auch wenn er nichts gegen Renjuns Meinung einwenden wollte (die damit zusammenhing, Kenvy zu verkloppen und ihm einige Knochen zu brechen, damit er sein Leben lang mit einer krummen Nase herumlaufen würde).

Doch Donghyuck wollte sich genauso wenig wie Jisung gegen Renjuns Meinung stellen, denn Renjuns hatte Recht mit dem, was er sagte. Der einzige Unterschied war, dass Donghyuck es anders ausführen wollte und Jeno vertraute, dass er es gut gemacht hatte.

Bald hörte man das regelmäßige Trappeln der hohlen Hufe auf hartem Untergrund und Jeno ließ sein Pferd wenige Meter entfernt von ihnen in langsamen Schritt fallen und bei ihnen angelangt hielt er es vollständig an.

An seinen Händen klebte Blut und in seinen Augen glühte noch funkelnd das Feuer. Das Blut, trocken und braun geworden, klebte an seinen Händen und an seinen Fingern, mit denen er die Zügel hielt.

Er ließ die Hände locker, die Zügel legte er nieder und mit Schwung stieg er mit einer fließenden Bewegung vom Pferd. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem sich langsam auftauenden Boden.

»Tut mir leid. Ich hatte nicht geglaubt, dass ich erst zum Morgengrauen wieder bei euch sein würde.«

Donghyuck winkte ab. »Kein Ding. Was getan werden musste, wurde aber bestimmt getan.«

Jeno nickte und sogar Renjun wirkte mit der Antwort zufrieden.

»Was werden wir jetzt tun?«, fragte Chenle, der es offenbar nicht als notwendig empfand, nachzufragen, was Jeno getan hatte. Oder, wie Donghyuck sich kurz darauf dachte, er wusste es bereits.

»Am besten reisen wir einfach weiter. Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit. Wir müssen aber aufpassen. Im Wirtshaus waren einige zruginische Männer mit jeweils einer Armbrust unterwegs. Haltet immer ein Auge offen und sagt Bescheid, solltet ihr etwas Ungewöhnliches entdecken. Wenn sie damit umzugehen wissen, sollten wir auf der Hut bleiben. Niemand wird gerne von so einem Bolzen getroffen.«

Jenos Worte kamen bei allen an und einen Herzschlag lang suchte Jeno Donghyucks Blick, der fest erwidert wurde. So machten sie sich im Stillen klar, dass sie beide mit dem Plan einverstanden waren.

Sie hatten sich vor etwa sieben Jahren getroffen. Donghyuck hatte sich einen Spaß daraus gemacht, den reichen kleinen Schnösel aus seiner Klasse Streiche zu spielen. Zu Beginn, als Donghyuck erst gelernt hatte, sie richtig einzuschätzen, waren es harmlose Streiche gewesen.

Stifte verstecken, Schuhe auf die Dächer zu werfen. Aber diese harmlosen Streiche haben zu Bränden von Tischen und das Brechen der Waschbecken in den Klassen geführt, die, so geschickt wie Donghyuck all dies eingefädelt hatte, alles ihre Eltern bezahlen durften, ohne das jemand Wind davon bekam. Bis auf Jeno.

Donghyuck vermutete, dass Jeno von seinen Spielereien seit dem ersten Mal wusste. Oder dem zweiten. Aber egal wann es gewesen war, Jeno hatte ihn nie darauf angesprochen, ihn nur schweigend beobachtet, wenn er sein Schauspiel als unschuldigen kleinen Jungen, der unabsichtlich in das Schlamassel der bösen großen Jungs hineingeraten war, abgezogen hatte.

Jahre später, als sie beide etwa fünfzehn waren und Donghyuck sich von seinen streitenden Eltern zu Hause wegschlich und er fertig mit der Schule gewesen war, sah er, wie zwei Männer Jeno aus einem Kasino schleppten in den dunklen Vierteln der Stadt, in denen man nicht gesehen werden wollte.

Donghyuck war ihnen gefolgt und hatte beobachtet, wie Jeno erst den einen, dann den anderen fertig gemacht hatte. Einige Schüsse waren zu hören gewesen, bei denen Donghyuck bei jedem zusammengezuckt war und sich herumgedreht hatte, ob irgendjemandem etwas aufgefallen war, doch die wurden in dem Tumult verschluckt.

Donghyuck hatte sich peinlich ertappt gefühlt, als Jenos kalte Augen auf ihn trafen, als hätte er seit langem bereits gewusst, dass er beobachtet wurde und in dieser Nacht hatte Jeno ihm das Leben der meisten Viertel Tizoths gezeigt, ein Leben, was Donghyuck all die Jahre verborgen gewesen war.

Tizoth war eine große Stadt, wenn auch nicht so groß wie Sag'Dromar. Es gab in nur drei Viertel der Stadt einige Schulen. Diese waren die am prunkvollsten gebauten Viertel, die reichsten und die ehrlichsten. Der Rest war das Gegenteil. Es gab schlimmere und weniger schlimme, Familien, die sich raushielten und die, die mittendrin steckten und natürlich Geschäftsleute, die meist illegale Geschäfte betrieben.

Donghyuck hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass Jenos Hände nicht die saubersten waren und er über Leichen gegangen war, um dort zu sein, wo Donghyuck ihn kennengelernt hatte. Doch niemand nahm dies persönlich, außer seine Rivalen und Feinde. Geschichten, mochten sie wahr oder eine Lüge sein, wurden von Mund zu Mund getragen, in den Gassen wurde gemunkelt.

Es hieß, er habe einen Pakt mit einer Kobra geschlossen und könne einen mit seinem Blick in Brand setzen und dich vergiften. Donghyuck wusste, dass dies nicht wahr war, zu nahe stand er Jeno, als er dies mitbekommen hatte. Doch er selbst war auch nicht unentdeckt geblieben, das war Donghyuck nicht entgangen.

So wie Jeno nun vor ihnen stand, erinnerte er Donghyuck an das erste Mal, als er ihm erzählte, er habe etwas zu erledigen. Als er davon zurückkam, waren seine Finger aneinander geklebt mit dunklem, dickflüssigem Blut und er hatte es an Donghyucks kleinem Waschbecken bei sich zu Hause herunter gewaschen.

Donghyuck erwachte mit einem irritierten Kopfschütteln aus seinen Erinnerungen. »Machen wir uns auf den Weg.«

sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt