Donghyuck hatte sein Zeitgefühl verloren, als er seine Augen gegen grelles Sonnenlicht öffnete. Ihm war nicht bewusst, wie hoch die Sonne schon am Himmel stand, dass um ihn herum schon leise gesprochen wurde, doch es war ihm herzlichst egal. Er schloss seine Augen und spürte, wie er sich selbst wieder in den Schlaf zurück trug, doch dann piekste ihn jemand in die Seite.
Donghyuck wollte »lass das« grummeln, doch sein Mund bekam die Aussprache nicht hin, so brabbelte er etwas Unverständliches.
Jemand mit einer Stimme, die Donghyuck sehr bekannt vorkam sagte etwas zu ihm, was er nicht verstand und guten Gewissens ignorierte er es, während er versuchte, wieder einzuschlafen und darauf hoffte, dass die Worte doch nicht an ihn gerichtet waren und er noch einige Minuten schlafen konnte.
Jemand piekste ihn erneut.
»Was ist denn...«, murmelte Donghyuck und er verstand sich selbst kaum, so undeutlich sprach er.
»...weiter.«
»...was...?«, murmelte Donghyuck.
»Wir müssen weiter. Wir haben lange genug geschlafen.«
Diese Worte ließen Donghyuck seine Augen erneut öffnen und zu seiner Überraschung sah er Jeno vor sich, der sich über ihn gelehnt hatte, leider gerade so, dass die Sonne ihm noch in die Augen schien.
»Ich dachte, ich wäre dich nach deinem Streifschuss länger los«, sagte Donghyuck und tat so, als seufze er genervt.
»Ich hab dich auch ganz schrecklich vermisst.« Jeno lächelte auf ihn herab und auch Donghyuck grinste, bevor er sich endlich auf den Rücken drehte, sich streckte und lange gähnte.
»Sag das am besten nicht mir, wenn Rennie und Jaemin um dich herum sind. Die haben dich wahrscheinlich am meisten vermisst.« Donghyuck schenkte Jeno ein neckendes Grinsen und Jeno fuhr sich mit seinen Fingern gestresst durch seine dunklen Haare, während er die Augen peinlich berührt zusammenkniff.
»Stell dich nicht unschuldig, Jeno. Du weißt es genauso gut wie ich.«
»Was wisst ihr?« Chenle hatte seine Aufmerksamkeit Donghyuck und Jeno geschenkt, die mit ihrer Konversation nicht vorankamen.
»Dass Jeno-« Jeno brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen, aber Chenle konnte sich genug selbst dazu denken, als auf seinen Lippen ein wissendes Lächeln erschien.
»Ich verstehe, ich verstehe.« Er sah Jeno einen Moment lang amüsiert an, dann wich sein verspielter Blick in einen ernsten. »Ich muss mich bei euch entschuldigen.«
Donghyuck zog die Augenbrauen zusammen. »Warum denn?«, fragten Jeno und er gleichzeitig.
»Vor einigen Tagen, als wir ihm Wald waren und Renjun noch weg war, um Jaemin zu suchen, hattet ihr zwei ein Gespräch miteinander, richtig?«
Donghyuck nickte zustimmend. Er sah keinen Grund ein zweites Mal zu lügen, nachdem er Chenle und Jisung sowieso schon damals, als sie aus dem Wald zurückgekommen waren, belogen hatten, sie hätten nur noch weiter nach Jaemin gesucht. Jetzt, da Chenle es zu wissen schien, konnten sie nichts anderes machen, als die Wahrheit zu sagen, wenn sie wissen wollten, was Chenle ihnen sagen wollte.
»Jisung und ich haben euch belauscht. Beziehungsweise, ich habe Jisung überredet, euch mit mir belauschen zu gehen. So haben wir herausgefunden, dass ihr mehr wisst, als ihr zugegeben habt und hat uns aufmerksamer gemacht, was euer Verhalten uns gegenüber ist. So habe ich auch herausgefunden, dass ihr Renjuns Namen in gewisser Weise benutzen wollt und ich habe ihm bescheid gegeben, bevor wir gestern die Wachen vor dem Haupttor ausgeschaltet haben und so wusste Renjun, was in gewisser Weise alles passieren würde.«
Donghyuck schwieg einen Moment, er wusste nicht, was er mit diesen neuen Informationen anfangen sollte und bevor seine langen Überlegungen in die Peinlichkeit wichen, sprach Jeno zuerst.
»Es ist alles in Ordnung.«
Chenle blinzelte verwirrt. »Ich dachte...« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
»Dass wir wütend sein würden?«, übernahm Donghyuck nun und lächelte hinauf in Chenles Gesicht, so gut es eben ging, trotz der Müdigkeit, die nicht aus seinen Knochen zu weichen scheinen wollte, als würde sie es regelrecht genießen, Donghyuck am Boden festzuhalten.
Chenle zögerte. »Nun... eigentlich schon«, gab er letztendlich zu und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf.
»Mach dir keinen Kopf deswegen. Ich glaube, dass es richtig war, dass Renjun schlussendlich davon wusste. Mir kam es im Moment selbst ein wenig seltsam vor, dass Renjun damit zu rechnen schien, was passieren würde, als wäre das alles ein Plan gewesen. Es war vermutlich eine gute Entscheidung, uns zu belauschen und es Renjun zu erzählen, schlussendlich hat es ihn betroffen. Und wir hätten euch direkt alle in unsere Pläne und in unser Wissen über die Situation einweihen sollen.«
Donghyuck fiel in diesem Moment nichts ein, was er noch zu Jenos Worten hinzufügen sollte, also nickte er nur so bestimmt wie er gerade konnte und versuchte, überzeugend zu wirken, selbst wenn Jenos Worte bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinaus gingen.
»Also... ist alles geklärt?«, fragte Chenle, seine noch leicht wackelnde Stimme verriet Donghyuck, dass er sich noch nicht mit ihrer Antwort sicher war, also nickte Donghyuck zusätzlich zu seinen Worten.
»Ja. Alles ist gut.«
Chenle sah ihn kurz unsicher an, dann nickte er langsam. »Okay.«
Neben Jeno erschien plötzlich Mark, der noch nicht ganz wach und gesund aus der Wäsche schaute und Jeno vorsichtig antippte, was ihn dazu brachte, sich umzudrehen.
»Dieser Renjun hat gesagt, dass ich dich hier finden würde. Ich möchte dir danken, dass du-« er brach kurz ab, »dass ihr mich gestern gerettet habt. Ich weiß, Yuta hätte alles gemacht, dass ich da rauskomme, aber das ihr euer Leben dafür riskiert habt ist keine Selbstverständlichkeit und ich werde euch das ewig dankbar sein.« Marks Stimme war angenehm zuzuhören, seine Stimme erinnerte Donghyuck an die eines Geschichtenerzählers, wenn er nicht so fröhlich klingen würde.
Jeno richtete sich auf, dass er auf Augenhöhe mit Mark sprechen konnte. »Keine Ursache. Yuta ist mir in den letzten Monaten ein treuer Freund geworden, genau wie du. Und auch wenn er uns bezahlt, dass wir dich heil zurückbringen, ist das Teil des Grundes, warum ich es trotz der Gefahr getan habe.«
Donghyuk hielt sich zurück, zu lachen, als er Jenos Worte hörte, als er nur den Teil der Wahrheit sagte. Jeno hätte es so oder so getan, egal wer Yuta war, solange er Geld dafür bekäme. Der Teil mit der Freundschaft zwischen ihnen war keinesfalls gelogen, nein, aber sie war im Moment ausgedacht, das sah Donghyuck in seinem Gesicht, was er über die Jahre gelernt hatte, zu lesen.
Mark schien es nicht aufzufallen und sein strahlendes Lächeln färbte beinahe auf Donghyuck ab, zu dem die ganzen Gespräche nur langsam durchsickern und das Lächeln wirkte wie ein Sonnenstrahl durch Nebel und war wohl das freundlichste Lächeln, was Donghyuck in seinen letzten fünf Jahren seines Lebens gesehen hatte. Wie ein solch glückseliger Mensch mit Yuta, von dem Jeno ihm einiges erzählt hatte, eine Beziehung führen konnte, war ihm ein Rätsel, aber er würde es nicht hinterfragen, dazu war er zu müde.
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Ein Kapitel, wo sich ein paar Sachen aufklären 🫶🏻
Ich hab, wo ich angefangen hab zu schreiben oft Sachen im Laufe der Story vergessen und nicht mehr aufgegriffen. Es ist definitiv besser geworden, aber es gehen immer ein paar Sachen verloren. Dass Chenle und Jisung sie belauscht haben schien mir irgendwie wichtig.
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sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenmin
FanfictionEin geheimer Auftrag. Geld. Ein alter Bekannter und Verbindungen. Jeno wurde auf Todesstrafe aus der Stadt verbannt, doch für ein Geschäft kehrt er zurück, wo er Verbündete trifft. Der Auftrag: einen entführten Geliebten zurückzuholen. Eine Aufgabe...