Jaemin wurde von Renjuns Großmutter geweckt, die mit einer heißen Tasse Tee und ein paar unbekannte Kräuterblätter zu ihm ins Zimmer kam, in welchem er schlief.
»Guten Morgen«, begrüßte sie ihn mit einem fröhlichen Lächeln und stellte die Tasse auf sein Nachttischchen ab und drückte ihm direkt die Kräuter in die Hand. »Kau diese Blätter gut und schlucke sie dann erst runter, das wird dir Kraft geben und der Schock wird weniger werden. Trink den Tee, dann wird dir erst einmal schön warm. Der Tag gestern war hoffentlich entspannt genug, aber ich hätte dir gestern, nachdem du aufgewacht bist, schon Medizin geben sollen.«
Jaemin winkte ab. »Kein Problem. Mir geht es schon viel besser, keine Sorge.« Er warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. »Die Sonne kommt schon hinter den Wolken hervor, ich werde mich zu Mittag vor das Haus setzen, um mich aufzuwärmen, so gut es geht.«
»Tu das. Ich lass dich dann mal wieder allein. Sobald du Hunger bekommst oder du sonstiges brauchst, komm einfach hinunter.«
Jaemin nickte dankbar und sie ging wieder aus dem Raum heraus und ließ ihn alleine zurück.
Als Jaemin die Tasse ausgetrunken und die Blätter gegessen hatte, stand er aus seinem Bett auf und wollte hinausgehen, wenn die Tür nicht ruckartig vor ihm aufgestoßen wurde und ihn um nur wenige Zentimeter verfehlte.
»Guten Morgen.« Renjuns Stimme klang enthusiastisch und motiviert, für was, wusste Jaemin nicht und irritiert wegen Renjuns plötzlich neuen Einstellung, die anders war als üblicher Weise, sah Jaemin ihn nur schweigend an, unfähig eine Begrüßung zurückzugeben.
»Ich werde dir Selbstverteidigung zeigen. Auch wenn ich weiß, dass du Pfeile und Akupunkturnadeln mit dir herumträgst, etwas anderes auch zu erlernen wird dir nicht schaden und in einer Situation, wie in der wir uns gemeinsam gefunden haben, wird dir das gelegen kommen.«
Jaemin hatte nicht die Zeit zu widersprechen, als Renjun ihn schon am Handgelenk gepackt hatte und ihn durch die Flure und die Treppe nach unten führte, in die Küche, in welcher sie ein kleines Brot aßen, bevor Renjun ihn schon aus dem Haus zog auf die kurz geschnittene Wiese vor dem Haus.
»Was soll das werden?«, fragte Jaemin und sah Renjun zu, wie er sich den Mantel abstreifte.
»Ich will erst persönlich erfahren, welche Fähigkeiten du besitzt.«
Jaemin zog spielerisch eine Augenbraue nach oben, bevor er sich den Mantel ebenfalls auszog und die kühle Morgenluft seine Haut berührte.
Er war oft nur in Hemd und Hose in der Nacht draußen gewesen, doch da war die Luft noch wärmer vom Tag gewesen (sofern das bei dem beständigen Wetter der Kälte möglich war) und aufgeheizt wurde durch die Fackeln und die Menschenmengen in den Gasthäusern, in welchen Jaemin seine Zeit verbracht hatte und eine lange Zeit der Nacht hatte er in Privatgrund seine Abende verbracht.
Die Morgenluft war frisch und feucht und Jaemin war sich in dem Moment nicht sicher, ob ein Schauer wegen der Kälte, oder Renjuns großen Augen wie sie neugierig Jaemins entblößten Hals und Brust betrachteten, seinen Rücken hinunter lief.
Jaemin fasste sich wieder und schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, diesen Gedanken abschütteln zu können und führte seine Fäuste, nur sanft geschlossen vor sein Gesicht. Renjun tat es ihm gleich. Seine Bewegungen sahen so naturell aus, als würde er jeden Tag üben und üben, um solch eine entspannte und dennoch eingriffsbreite Haltung einnehmen zu können.
»Üben wir etwas Bestimmtes, oder kämpfen wir einmal gegeneinander und sehen, was herauskommt?«, fragte Jaemin, während er langsam einen Schritt auf Renjun zumachte.
»Kämpfen wir. Üben können wir danach.«
Sobald Renjun zu Ende gesprochen hatte, griff er ohne Vorwarnung an.
Jaemin riss die Augen auf, als er in der ersten Bewegung Renjuns bereits Geschick und die Übung von jahrelangem Training erkannte und nur seine ausgezeichneten Reflexe ihn retten konnten, nicht schon von seinem ersten Schlag von den Füßen gefegt zu werden.
Renjun wollte ihm mit seinem Knie in die Seite einen Schlag verpassen, doch Jaemin hatte dies schon kommen sehen und machte einen kleinen Satz zurück, sodass der Tritt ins Leere ging und Renjun einen Moment brauchte, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Doch diese Chance nutzte Jaemin.
Er sprang wieder nach vorne und griff Renjun abwechselnd mit Tritten oder einzelnen Schlägen an, doch ohne Erfolg. Entweder wurde er geblockt oder Renjun wich geschickt aus.
In dem Moment der Verzweiflung, was Jaemin tun sollte, wechselte Renjun zum Angriff über und machte Anstalten ihn in Brusthöhe zu schlagen, gleichzeitig machte er einen großen Schritt nach vorne und Jaemin verlor beinahe das Gleichgewicht.
Gekonnt, bevor er die Kontrolle verlor, vollführte Jaemin eine Rolle zur Seite und blockte direkt einen weiteren Schlag ab, sobald er wieder auf den Beinen war.
Renjun ließ einen Kick von oben an Jaemin vorbeisausen und packte Jaemins Handgelenk mit seiner Kniekehle, klemmte seine Hand zwischen seinem Unter- und Oberschenkel ein und zog ihn nach vorne und hätte ihn genau im richtigen Moment losgelassen, wenn Jaemin nicht seinen Oberschenkel, der an seiner eingeklemmten Handfläche lag nicht gefasst hätte und ihn mit sich zu Boden zog, sodass Renjun breitbeinig auf Jaemins Hüfte landete, seine Arme auf beiden Seiten seines Kopfes und sich schnell an die Situation anpassend, packte Renjun Jaemins Handgelenke und hielt sie über seinem Kopf fest.
Sie kamen zu einem abrupten Halt und Jaemin sah auf in Renjuns Gesicht.
Renjuns Wangen waren leicht gerötet vor Anstrengung, seine Augen glitzerten und sein Atem ging schnell und seine Lippen waren geöffnet, kleine Haarsträhnen fielen ihm vor die Augen.
Peinlich berührt wegen des Starrens, räusperte Jaemin sich.
»Kämpfen wir, oder flirtest du gerade mit mir? Deine Andeutungen verwirren mich ein wenig«, sagte Jaemin, sein Atem war nicht weniger schnell wie Renjuns, während er beobachtete, wie Renjuns Wangen noch röter wurden.
»Du liegst gerade unter mir am Boden.«
Jaemin kniff die Augen zusammen und biss sich in die Innenseite seiner Wange, als er langsam das Gefühl Renjuns Hüfte auf seiner und wie sein Gewicht ihn angenehm zu Boden drückte, wahrzunehmen begann.
»Das beantwortet nicht meine Frage.«
Renjun sah hinab auf Jaemins Körper, auf welchem er saß und Jaemin spürte, wie sein Blick ein wenig zu lange auf seiner Brust hängen blieb, die durch den Knopf, der sich zusätzlich gelöst hatte noch entblößter, bis zu seinen oberen Bauchmuskeln, unter ihm lag. Nach einigen Sekunden schien auch er langsam zu bemerken, wie er auf Jaemin saß und langsam drückte er sich von ihm weg und stieg von ihm herunter und räusperte sich nun auch, den Augenkontakt mit Jaemin nicht halten könnend.
»Entschuldige«, murmelte Renjun.
Jaemin schenkte ihm ein breites Lächeln, während er sich aufrichtete. »Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen.«
Renjun konnte Jaemins Blick noch immer nicht standhalten, während dieser nicht wegsah, als Renjun sich durch die leicht verschwitzten Haare strich und sich erneut räusperte, als er Jaemins Blick zu spüren schien.
»Deine Verteidigung ist nicht aktiv genug und dein Angriff ist zu schonend. Du musst dich bei mir nicht zurückhalten«, sagte Renjun schließlich und zauberte Jaemin ein Grinsen auf die Lippen, was Renjun erneut verunsichert wegsehen ließ, als er kurz zu ihm sah.
Bevor Jaemin jedoch noch eine Anspielung auf Renjuns Wortwahl des zweiten Satzes von sich geben konnte, war er schon aufgestanden und entfernte sich in Richtung des Hauses von Jaemin.
»Üben wir später, ich muss noch nachdenken, was am Besten helfen würde.«
Jaemin kicherte wegen der schwachen Ausrede, als er mit schnell klopfendem Herzen, was unmöglich noch vom Kampf stammen konnte, aufstand und Renjuns ins Haus folgte. Er brauchte dringend etwas zu essen.
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sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenmin
FanfictionEin geheimer Auftrag. Geld. Ein alter Bekannter und Verbindungen. Jeno wurde auf Todesstrafe aus der Stadt verbannt, doch für ein Geschäft kehrt er zurück, wo er Verbündete trifft. Der Auftrag: einen entführten Geliebten zurückzuholen. Eine Aufgabe...