Mit Chenle die Pferde über die Handelsstraße zu leiten, war die beste Entscheidung gewesen, die Donghyuck hatte machen können.
»Und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?« Ein anderer Händler, der seinen Wagen von einem Esel ziehen ließ, hatte bei einer Weggabelung auf sie getroffen. Der Weg war nun doppelt so breit, dass man entweder nebeneinander fahren konnte, oder sogar überholen konnte, wenn man das wollte.
Er hatte nicht einen ganz so prunkvollen Wagen, wie Kordinos Matthäus einen hatte, dennoch wirkte er nicht unfähig, ein gutes Geschäft zu betreiben. Er hatte fettige braune Haare in einen Zopf zusammengebunden und die blonden Haare ließen ihn jünger aussehen, als er vermutlich war. Er hatte eine kleine Nase, Mund und Augen, im Verhältnis zu seinem Kinn, seinen Wangen und seiner Stirn. Die Augen wirkten beinahe nur noch wie zwei Punkte in der Ferne in seinem Gesicht.
Donghyuck zog in einer großen Geste seinen Hut. »Ich bin Haechan, der Bruder der Sonne und des Mondes. Und der feine junge Mann hier neben mir-«, er schwenkte seinen Arm zu Chenle, der sich aufrecht hingesetzt hatte, die Brust stolz nach vorne gestreckt, »ist mein Kumpane Chasielle.« Verschwörerisch lehnte Donghyuck sich weit über den Wagenrand hinaus, um mit dem anderen Händler »flüstern« zu können und hielt sich den Hut vor den Mund, als würde das Chenle davon abhalten, ihn zu verstehen.
»Er is ein ganz fleißiger und arbeitsfroher Bursche, ich kann Euch nur empfehlen, euch auch einen solchen Jungen zuzulegen.«
»Also...« Der Mann räusperte sich verlegen. »Was wollen sie mir damit sagen?«
Donghyuck zuckte mit den Schultern.
»Aber wie heißt Ihr, Freund der Sonne und des Mondes?«, fragte Donghyuck.
»Ich bin Maximilian Nailimixam. Ich bin ein geläufiger Händler in dieser Gegend und vorallem in Elescester.« Der Mann reckte sein Kinn ein wenig weiter in die Höhe, als er es sowieso schon tat und Donghyuck nickte daraufhin stark. Dieser Schnösel war wahrscheinlich im Schoß seiner Eltern bis er achtzehn war aufgewachsen und hatte noch nie kein Geld in der Hand gehalten oder in seinem Lederbeutel getragen, der schwer an seinem Gürtel hing.
»Das seid Ihr? Ich bitte um Vergebung euch nicht sofort erkannt zu haben!«, schaltete Chenle sich nun ein und neigte scheinbar ehrfürchtig den Kopf. Dann schlug er gegen Donghyucks Schulter, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. »Das ist der Händler, von dem ich jedes Mal spreche!«
»Oh, ich verstehe! Welch ein Desaster ich gerade bin, es tut mir unendlich leid.« Donghyuck zog den Hut erneut, den er gerade wieder auf seinen Kopf gesetzt hatte.
Maximilian Nailimixam reckte seine Brust noch mehr nach vorne und sein Kinn in Richtung Himmel.
»Ihr müsst eine Berühmtheit in dieser Stadt sein, ist es nicht so?«, fragte Donghyuck und drückte Chenle die Zügel in die Hand. »Halte das einmal, Chasielle, wir müssen ein erwachsenes Männergespräch führen. Habt Ihr denn eine Frau, verehrter Herr, wenn ich solche intimen Fragen denn stellen darf?«
Maximilian Nailimixam brach in schallendes Gelächter aus, was durch die nahestehenden Bäume hallte und Donghyuck beinahe vor Fremdscham das Gesicht verziehen ließ.
»Siehst du denn mein Antlitz, Haechan, der ausgezeichnete Fragesteller?«, fragte Maximilian Nailimixam. Donghyuck wollte sich unter die Achsen des Wagens rollen, um diesem gegebenen Namen entkommen zu können, doch er ließ sich nichts anmerken. »Was ich damit sagen möchte, mein Freund: Na klar. Ich bin so unwiderstehlich, niemand könnte nein zu mir sagen.«
Donghyuck fiel in das Lachen ein. »Das ist voll und ganz klar, Maximilian von Nailimixam!«
Sein Name, der jetzt in einen Adelsnamen verwandelt worden war, ließ ihn seine Schultern noch einmal straffen, etwas, was Donghyuck nicht mehr als möglich eingestuft hatte.
»Und woher kommt Ihr werte Herren?«
»Wir reisen seit Wochen umher. Von Alosea sind wir gekommen. Über den Fluss und durch die Berge durch, denn Ihr wisst, zu nahe an der zruginischen Grenze ist es gefährlich für den Kampfe unfähige Handelsleute, so wie Chasielle und ich es sind, Ihr wisst es gewiss.« Angespannt senkte Donghyuck seine Stimme. »Ich habe wilde Geschichten gehört, ja, die habe ich. Man soll wie von einem Rudel Wölfe überfallen werden und die, die es überleben und nicht mit ihrem Wagen in Schutt und Asche gelegt werden, sollen mit abgerissenen Gliedern zurückkommen.«
Der Händler war blass geworden und er schluckte hart, doch er nickte energisch, als wüsste er nur allzu gut, von was Donghyuck sprach. »Es heißt, sie beanspruchen bereits den ganzen Wald für sich und besetzen den Fluss bis hinauf, wo die Gebirgskette beginnt. Sagt, ist das wahr?«
Donghyuck nickte mit aufgerissenen Augen. »Wir haben es selbst gesehen, das ist der Grund für die gewaltigen Umwege. Sie reiten auf Pferden so groß und stark wie Stiere. Selbst aus der Ferne sehen sie gigantisch aus.«
Donghyuck hatte keine Ahnung, worüber er sprach, aber es schien zu funktionieren. Wer mit sie gemeint waren, war die Gruppe, aus der Renjun kam und oft gefürchtet wurde und deren Angst und Einfluss Donghyuck in diesem Moment schamlos ausnutzte.
Sie kamen der Stadt schnell näher. Dieser Maximilian, der anscheinend eine Berühmtheit war, war in Schweigen verfallen und war ein wenig grün im Gesicht, während er offenbar noch immer an die zruginische Grenzgegend denken musste.
Der Wald lichtete sich und sie traten auf eine kurze trockene Graslandschaft, die sich weit zog, bis zu der Stadtmauer und um sie herum verlief, wie eine Art Schutz, da sie Angriffe schnell entdecken und zunichte machen konnten. Gleichzeitig machte es die Stadt verheerend verwundbar, da es genug Platz in der Ferne gab, jeden einzelnen Ablauf der Stadt zu beobachten. Und irgendeine Regelmäßigkeit gab es überall, vorallem wenn es um Wachen ging. Niemand konnte hunderten Wachen, die an verschiedenen Tagen an anderen Stellen platziert waren, jeden Tag einen neuen Plan vorschreiben.
Abgesehen davon war Donghyuck davon überzeugt, dass es den meisten obersten Offizieren an Zeit fehlte, jeden Tag einen neuen Plan zu erstellen, aber das musste niemand wissen.
Die Stadt war schöner, als Donghyuck sie sich vorgestellt hatte. Die Häuser waren alt, aber gut erhalten, so viel er eben über die Stadtmauer sehen konnte und in der Ferne sah er einen anderen Zug aus Wägen, die hintereinander gereiht in das Nordtor der Stadt eintrafen.
»Wie lange habt Ihr vor, in der Stadt zu bleiben?«, fragte Donghyuck diesen Maximilian, der sich erholt zu haben schien von dem vergangenen Gespräch und bereits von der näherkommenden Stadtmauer abgelenkt wirkte.
»Ich weiß es noch nicht. Wenn es gut läuft, bleibe ich ein wenig länger in der Stadt und verbrauche mein Geld noch, bevor ich nach Hause komme. Ihr wisst, vielleicht mache ich es wie Ihr und suche mir einen arbeitsfrohen jungen Burschen.« Dieser Maximilian wackelte viel-sagen-wollend mit den Augenbrauen. Wäre Donghyuck allein auf dem Wagen gesessen und hätte keinen kurzen, verstörten Blick mit Chenle tauschen können, hätte er sich vermutlich über den Wagenrand in die Wiese übergeben müssen.
»Das klingt nach einem Plan«, sagte Donghyuck, auch wenn er es nur schwer über die Lippen brachte.
Sie kamen den Kontrollmännern der Namen am Toreingang immer näher. Dort angelangt, ließ Donghyuck diesen Maximilian vorangehen, der seinen Wagen absuchen lassen musste und seinen Namen angab. Er wurde durchgelassen und ritt einige Schritte weiter, bevor er langsamer wurde, um offenbar auf sie zu warten.
Einer der zwei Männer in Rüstung winkte Donghyuck und Chenle zu sich.
»Name?« Seine Stimme klang schroff und genervt.
»Kordinos Matthäus«, sagte Donghyuck laut, so laut, dass Maximilian Nailimixam es hören konnte und sie über die Schulter hinweg mit großen Augen ansah. Donghyuck zwinkerte ihm zu.
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Ich hab einen unglaublichen Spaß dabei gehabt, den Namen Maximilian Nailimixam hundert mal zu schreiben und ich bin sicher, dass ist der Name, den ich am öftersten falsch geschrieben habe, trotz des kurzen Auftretens des Charakters lol
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sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenmin
FanfictionEin geheimer Auftrag. Geld. Ein alter Bekannter und Verbindungen. Jeno wurde auf Todesstrafe aus der Stadt verbannt, doch für ein Geschäft kehrt er zurück, wo er Verbündete trifft. Der Auftrag: einen entführten Geliebten zurückzuholen. Eine Aufgabe...