𝐉𝐈𝐒𝐔𝐍𝐆 𝟐𝟗

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»Wir finden ihn, wir finden ihn nicht, wir finden ihn

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»Wir finden ihn, wir finden ihn nicht, wir finden ihn...« Jisung sah betrübt auf das letzte winzige lila Blütenblatt einer Kleeblume. Langsam zupfte er es herunter. »...wir finden ihn nicht.«

Chenle seufzte neben ihm und pflückte eine Kleeblume und hielt sie ihm unter die Nase. »Das kann nicht korrekt sein, probier es noch einmal.«

Jisung nahm das Blümchen an und fing an, daran herumzuzupfen und leise in sich selbst zu murmeln.

»Ihr seht euch nicht oft, du und Jaemin, oder?«, sagte Chenle auf einmal und Jisung war sich sicher, dass das vermutlich die erste Frage war, die er von ihm gestellt bekam.

»Leider. Unser Vater hat seine Mutter verlassen und Tizoth verlassen und in Alosea meine Mutter kennengelernt.«

»Also seid ihr nur Halbbrüder.« Es war als eine Frage gemeint, aber Jisung hörte sofort, dass es mehr als Bestätigung diente.

Jisung stoppte in seinem Blütenzupfen. »Ich mag es nicht, wenn man uns als Halbbrüder bezeichnet. Es fühlt sich nicht nur »halb« an. Seine Mutter betrachte ich als Stiefmutter und er meine ebenso.« Es hörte sich harscher an, als er beabsichtigt hatte, aber er wollte nicht weiter darauf eingehen. Er machte sich wieder daran, die Blüten zu zupfen.

Er sah Chenle im Augenwinkel nicken und ihn mit seinen hellen Augen durchdringend ansehen. So sehr er sich bemühte, Chenles Gesichtszüge und Körpersprache zu erraten, so konnte er bei ihm genauso wenig erkennen, was er dachte und was er als nächstes tun würde, wie bei Jeno.

»Hast du dein ganzes Leben hast du bei deinem Vater am Meer verbracht?«

Verwirrt, mit schiefgelegtem Kopf, sah Jisung zu Chenle auf. »Woher... woher weißt du das?«

Chenle antwortete nicht, er schluckte einmal laut und ein Anflug der Panik huschte über sein Gesicht. Doch so schnell wie der Ausdruck auf seinem Gesicht erschienen war, war er schon wieder weg und Jisung fragte sich, ob das eventuell nur eine Einbildung gewesen war.

Chenle zuckte mit den Schultern und drehte sich weg. Bevor Jisung weiter nachhaken konnte, hatte Chenle mit neuer Energie das Wort ergriffen.

»Renjun ist noch nicht zurück, aber Jeno und Donghyuck sind vor einer Weile dort nach hinten in den Wald gegangen.« Jisung blickte Chenles leuchtenden Augen entgegen und sah sich dann um.

Es war nichts von den beiden anderen zu sehen, wo sie vor nur kurzer Zeit hinter ihnen gesessen waren und Jisung hatte nicht bemerkt, wann sie gegangen waren.

»Suchen wir sie? Sie besprechen sicher irgendetwas.«

Jisung zögerte einen Moment. Er hatte noch nie jemanden belauscht, außer wenn seine Eltern sich stritten, oder die Seeleute sich über den Fisch unterhielten oder über andere Seeleute lästerten. Er nickte entschlossen.

Chenle stand auf und ging in Richtung der Bäume, in die Jeno und Donghyuck anscheinend verschwunden waren. Je weiter Jisung ihm in den Wald leise folgte, desto lauter hörte er die Stimmen von Jeno und Donghyuck, die immer verständlicher wurden. Hinter einem Busch hockte sich Chenle nieder und Jisung setzte sich dicht neben ihn und lugte durch die grünen Blätter des Unterholzes.

Jeno und Donghyuck saßen auf den Nadeln sich gegenüber, über ein Blatt Papier geneigt, was Jisung noch nie gesehen hatte. Die Ecken waren in rotes Wachs getaucht worden und das Papier war gelblich.

»Jeno, er ist tot. Wie sollte er diesen Brief überbringen können?«

»Wer weiß, finden wir es heraus. Er steckt vermutlich hinter all dem und wollte sich eine goldene Nase damit verdienen.«

»Jeno- da werden wir nicht rauskommen.«

»Wir sind in das unterste Verließ von Tizoth rein und heil wieder rausgekommen.«

»Ich hab mir fast zwei Finger abgeschnitten, Jeno.«

»Aber nur fast.«

»In Ordnung, überredet, aber abgesehen davon, was wirst du mit ihm anstellen, wenn wir ihn haben?«

Jeno schwieg und Jisungs Herz klopfte schmerzhaft gegen seine Brust vor Anspannung.

»Er hat uns betrogen, Donghyuck. Für ihn hast du dir fast zwei Finger abgeschnitten, vergiss das nicht. Er weiß nicht das wir den Deal für Nakamoto erledigen und das können wir zu unserem Vorteil machen.«

»Er wird sich an uns rächen wollen, sobald er uns sieht. An dir. Das ist nicht fair, er hat uns verraten und ist abgehauen, selbst nachdem wir ihn gerettet haben, Jeno, wegen ihm musstest du weg! Wie kann er es-«

»Donghyuck

»'Tschuldige Boss.« Donghyuck atmete tief durch.

»Wir könnten einen weiteren Vorteil haben«, fuhr Jeno unbekümmert fort.

»Er weiß nicht, dass wir es sind, die Mark retten werden. Und auch nicht, mit wem wir kommen.«

Jeno nickte zustimmend. »Wenn wir die richtigen Karten zur passenden Zeit spielen, wird ihn nicht nur Selbstüberschätzung ruinieren.«

Was meinten sie damit?

Chenle tippte ihn von der Seite an und deutete mit dem Kopf nach hinten. Sie sollten zurückgehen. Jeno und Donghyuck würden nicht mehr lange reden, das hörte man heraus und es war wichtig, dass Jisung und Chenle wieder dort waren, wo Jeno und Donghyuck sie zuletzt gesehen hatten.

»Boss, wenn wir schon einmal allein sind, erzählst du mir, was bei dir, Injun und Jaemin läuft?«

Jisung sah nur noch, wie Jeno ihm leicht gegen den Kopf schlug, was Donghyuck nur mit einem Lachen kommentierte, bevor Jisung Chenle flink und leise ins Unterholz auf den Rückweg folgte.

Jisung und Chenle hatten sich kaum hingesetzt, da hörte Jisung schon die näherkommenden Schritte von Jeno und Donghyuck und diesmal hörte er sie. Vermutlich auch, weil sie nicht versuchten sich anzuschleichen.

Sie tauschten eine schnellen Blick aus, dann drehten sie sich zu den Zwein um.

»Wo seid ihr gewesen?«, fragte Chenle, um sich sein Wissen nicht anmerken zu lassen.

»Wir haben zu zweit noch einmal nach Jaemin gesucht«, sagte Donghyuck, ohne darüber nachdenken zu müssen. »Injun ist noch nicht da, ich hoffe er hat ihn gefunden und bringt ihn heil zurück.«

Wenn Jisung nicht gewusst hätte, was sie tatsächlich getan hatten, und nun die Erklärung von Donghyuck hörte, würde er Donghyuck ohne weitere Gedanken Glauben schenken. Aber so konnte er sie nur stumm betrachten und langsam nicken.

Warum sagten sie ihnen nicht die Wahrheit? Früher oder später würde es so oder so rauskommen müssen, wenn sie sich daran machten, Mark zu befreien. Und was hatte Donghyuck damit gemeint, als er fragte, was bei Jeno, Jaemin und Renjun liefe?

Ein Rascheln ertönte und regelmäßige Auftritte der Hufe von Pferden auf dürren Waldboden. Äste und Gebüsch teilten sich und Jaemin und Renjun kamen in Sicht, die Pferde am Zügel führend und Jaemins Arm um Renjuns Schulter gelegt als Stütze.

»Jaemin!« Jisung sprang auf und lief auf Jaemin zu, um ihn in eine feste Umarmung zu ziehen. »Ist alles in Ordnung, bist du verletzt?«

Jaemin lachte leise und seine dunklen Augen leuchteten auf. »Es ist alles bestens, ich habe meinen Fuß ein klein wenig verletzt, das ist alles. Aber ich könnte bisschen Essen vertragen.«

sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt