Chenle richtete den Blick auf Jeno, als er Jaemins alarmierte Stimme hörte und rüttelte Donghyuck aus seiner Trance, nur geradeaus in die Nacht zu schauen. Donghyuck hielt sofort die Pferde an, die Kutsche blieb stehen.
Renjun hatte sein Pferd bereits zum Stehen gebracht, hatte Donghyuck die Zügel in die Hand gedrückt und war über vorne an den Pferden vorbei gelaufen und half Jaemin, den verletzten und halb ohnmächtigen Jeno vom Pferd zu heben. Chenle sprang ab und machte Platz, dass sie Jeno hinauf befördern konnten, dass er neben Donghyuck war.
Sobald Jeno saß, stieg Jaemin neben ihn auf die Kutsche und war bereits daran, aus Taschen verschiedene Dinge herauszuholen, die Chenle noch nie zuvor gesehen hatte. Es waren scharfe Messer und irgendwelche Tücher und Fläschchen, die wie Gift aussahen, aber er wusste, dass das Letzte, was Jaemin tun würde, Jeno zu vergiften war.
Er beobachtete mit schnell klopfendem Herzen, wie Jaemin den Mantel von Jeno ganz öffnete und das Hemd, das darunter lag. Chenles Augen wurden groß, als er die Menge des Blutes sah, das auf Jenos Oberkörper klebte und sich nun auf Jaemins Hände heftete.
»Es ist ein Streifschuss. Ein tiefer. Es ist trotzdem ein Glück, dass die Kugel nicht in seinem Körper gelandet ist, auch wenn das den Blutverlust verringert hätte.«
Chenle war überrascht, wie sachlich Jaemin all das den anderen mitteilen konnte. Er hatte nicht erwartet, dass Jaemin in einer solchen Situation, in der einer seiner Geliebten nur noch halb lebend unter ihm lag, so ruhig, ohne ein leichtes Zittern oder Stress in der Stimme zu haben, sprechen konnte.
»Können wir irgendwie helfen?«, fragte Donghyuck, der nicht ansatzweise so ruhig wirkte wie Jaemin.
»Wisch das Blut von seinem Körper, abgesehen von der Wunde. An die sollte kein Wasser kommen, das wird sie nur davon abhalten, trocknen zu können.«
Donghyuck ließ sich das nicht zweimal sagen und er nahm sich eines der Tücher, die Jaemin herausgelegt hatte, und benetzte diese mit Wasser aus ihren Wasserschläuchen. Vorsichtig wischte er das dunkle Blut von Jenos blasser Haut und Chenle beobachtete still schweigend, wie das Blut von dem nassen Tuch aufgesogen wurde.
Chenle sah zu, wie Jaemin verschiedenste Dinge tat, wovon Chenle nicht viel verstand, außer mit einer Pinzette in seiner Wunde und einige Zentimeter um sie herum kleine Wollstückchen oder Fäden seiner Kleidung zu entfernen, damit kein Dreck in der Wunde sein würde.
»Bitte richtet ihn auf«, wies Jaemin sie an und Donghyuck legte die nassen und roten Tücher beiseite und richtete Jenos Körper mit Renjuns Hilfe auf, sodass er sich in einer sitzenden Position befand.
Neben Chenle ging die Türe der Kutsche auf und Jisung trat aus der Kutsche und schloss schnell die Türe hinter sich, um die sich langsam angesammelte Wärme, die sich minimal in der hölzernen Kutsche gesammelt hatte, drinnen zu behalten. Er trat neben Chenle und beobachtete, wie Jaemin den Oberkörper von Jeno fest mit den Bandagen verband, dass das Blut in Jenos Körper bleiben würde.
»Jeno sollte in die Kutsche. An den wärmsten Ort, den wir zur Verfügung haben und wo keine Gefahr besteht, dass er sich während der Reise verletzen könnte.«
Niemand widersprach Jaemins Urteil und sie nickten nur.
»Ich werde ein Pferd nehmen«, sagte Chenle und lenkte somit Jaemins Aufmerksamkeit auf sich.
»Ich auch«, fügte Jisung hinzu. »Setz du dich zu Jeno hinein. Es ist besser, wenn jemand ein Auge auf ihn hat, wenn sich seine Lage verschlimmert und wenn jemand auf ihn aufpasst, dann du. Du kennst dich mit Medizin aus, es ist sicher am Besten so.«
»Also gut.« Jaemin richtete Jenos Körper auf, der Jaemins Bewegungen mit halb geöffneten Augen verfolgte. Er ließ sich von Renjun helfen, Jeno von der Kutsche zu befördern und dann mit ihm in die Kutsche zu steigen und Chenle beobachtete noch, wie Jaemin und Renjun einanders Hände drückten und sich noch einen kurzen Moment tief in die Augen schauten, dann verschwand Jaemin ebenfalls im Innenraum der Kutsche und Renjun schloss schnell die Türe hinter ihnen.
Chenle ging zu dem Pferd von Jeno und überließ dem Pferd, auf dem Jaemin geritten war, Jisung, da sich ihre Gerüche vermutlich in irgendeiner Weise ähneln mussten, schließlich waren sie Brüder. Er stieg auf und wartete darauf, dass Jisung und Renjun das gleiche tun würden und sie sich wieder auf den Weg machen könnten.
Chenle ritt voraus und ließ sich von dem schemenhaften und dunklen Licht der Öllampe leiten. Es war still und über den Himmel hatten sich tiefe Wolken gezogen, doch die Luft stand ruhig, nur die Schritte und das Atmen der Pferde war in der Stille zu hören. Die Bäume standen dicht um sie herum, während sie dem Pfad folgten, der weg von Karls Anwesen führte.
Sie hatten sich geeinigt, dass sie noch in derselben Nacht so viel Strecke wie möglich hinter sich lassen wollten, damit sie sich in allen Fällen der Fälle weit genug entfernt befinden würden, dass ihnen niemand mehr folgen würde, bevor sie nicht selbst eine Pause eingelegt hatten und bereit waren, sich schnell wieder auf die Flucht zu begeben.
Nun, wenn Chenle so darüber nachdachte, hätten sie die Nacht in Karls Anwesen verbringen können. Aber er sah ein, dass es besser war, dass sie schon auf dem Weg waren, trotz der seltsamen Umstände, von denen er nicht erwartet hatte, dass sie einkehren würden.
Er hörte hinter sich lauter werdende Schritte eines Pferdes. Er drehte sich kurz im Sattel herum und sah Jisung auf ihn zukommen, der erst langsamer wurde, als sie nebeneinander ritten.
»Chenle?«
Viele Meter weiter hinter sich konnte Chenle die Kutsche wahrnehmen. Die waren außerhalb Donghyucks und Renjuns Hörweite, die ein eigenes Gespräch zu führen schienen und ihnen kaum Beachtung schenkten.
»Was ist los?«, fragte Chenle. Er hielt die Stimme gesenkt und ruhig. Er wusste nicht, was Jisung ihm zu sagen hatte, so schaltete er seine Gedanken aus und ließ keine Erwartung in seiner Stimme mitschwingen.
»Dass wir das Gespräch damals von Jeno und Donghyuck mitgehört haben, war gut. Als wir uns gestern auf den Weg zu Karls Anwesen gemacht haben und Jeno sich kurz beim Marktplatz von uns getrennt hat, habe ich ihn beobachtet, wie er einem der Händler einen Brief übergeben hat, in dem wahrscheinlich der Grund dafür stand, dass die vier uns geholfen haben. Ich glaube, ich wäre um einiges ahnungsloser gewesen, hätte ich nichts gewusst.«
Chenle schwieg, nicht wissend, worauf Jisung hinaus wollte.
»Danke, dass du mich dazu gebracht hast, das Gespräch zu belauschen. Alleine hätte ich mir das niemals zugetraut und hätte mich vermutlich nicht getraut, Jeno unerlaubt zu beobachten, als er den Brief einem der Händler gebracht hat.«
»Es ist wichtig, so etwas zu lernen. Man muss alles lernen, manches fällt den einen eben schwerer, als anderen.«
»Und danke für damals.« Chenle erstarrte und ein kalter Schauer erfasste ihn. Konnte es sein, nach all der Zeit, die zusammen verbracht hatten, dass Jisung sich endlich... »Ich erinnere mich nun«, vervollständigten Jisungs nächste Worte Chenles Gedanken. »Danke, dass du mich damals vor dem Ertrinken gerettet hast.«
Etwas kaltes fiel sachte auf Chenles Wangen und Nase. Es schneite.
-
Okayy, Jeno ist außer Gefahr (nachdem er cool sein wollte und niemandem gesagt hat, dass er angeschossen wurde) (bitte seid besser als er und sagt es anderen).
Jisung erinnert sich endlich. Die ganze Beziehung und Vergangenheit zwischen den zwein zu schreiben hat mir von Anfang an richtig Spaß gemacht und in jeder Szene, wo ich es bisschen andeuten konnte, hab ich mich gefreut. Ich bin nicht sicher, wie es ist, wenn man es liest, es kann also sein, dass man es nicht wirklich mitbekommen hat, sorry hahaha
DU LIEST GERADE
sᴛᴀʀᴛ ᴀ ғɪʀᴇ | norenmin
FanfictionEin geheimer Auftrag. Geld. Ein alter Bekannter und Verbindungen. Jeno wurde auf Todesstrafe aus der Stadt verbannt, doch für ein Geschäft kehrt er zurück, wo er Verbündete trifft. Der Auftrag: einen entführten Geliebten zurückzuholen. Eine Aufgabe...