Kapitel 18

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Kyle's POV

Mit den vollen Einkaufstüten und einer schlafenden Anna auf dem Arm, schloss ich die Tür auf. Vorsichtig stellte ich die Tüten ab und lief in Annas Zimmer. Vorsichtig setzte ich sie auf dem Bett ab und deckte sie zu. Die kleine hatte heute einen anstrengenden Tag gehabt. Außerdem war sie die ganze zeit wie so ein aufgescheuchtes Huhn um mich beim Einkaufen rumgelaufen. Es war also kein wunder das sie so müde ist.

Ich gab ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn, lief dann raus und schloss leise die Tür. Ich hatte mich schon den ganzen Tag darauf gefreut nach Hause zu kommen. Mitch.... Ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Immer wenn ich ihn sah waren alle meine Probleme vergessen. Den ganzen Tag hatte ich ihn vermisst, da ich heute morgen schon früh allein mit Anna los musste, da meine Mutter heute noch einmal zur Arbeit musste um zu kündigen. Ich schüttelte den Gedanken los und lief voller Vorfreude in mein Zimmer.
Blieb aber sofort stehen als ich sah das dort niemand war. Hmmm vielleicht war er ja im Wohnzimmer. Das war eigentlich dumm, weil er konnte eigentlich nur noch dort sein.

Also lief ich schnell dorthin und machte die Wohnzimmer tür auf. "Hey Scha..." Ruckartig blieb ich stehen und sah auf das verlassene Wohnzimmer. Wie...? Also.. Ich meine er musste doch hier sein. Wir hatten ihm doch gesagt das es mit seiner Prellung besser wäre noch nicht rauszugehen. Und ich schäzte ihn eigentlich auch nicht so ein das er sich dem widersetzen würde.

Außer.....

Schnell verdrängte ich den Gedanken und ließ mich aufs Sofa nieder. Vielleicht war er ja wirklich nur mal frische Luft schnappen. Doch so richtig sicher war ich mir nicht. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Die erste Zeit versuchte ich mich mit Fernsehen abzulenken, doch er war selbst eineinhalb Stunden später noch nicht da. Unruhig fing ich an durch die Wohnung zu laufen. Dann lief ich zum Kühlschrank und holte mir ein Wasser raus. Ich lehnte mich an den Türrahmen und trank. Da fiel mein Blick auf etwas weißes in meiner Zimmertür. Was war das? Ich stellte mein Trinken weg und lief darauf zu. Es war ein Zettel und daneben lag eine Visitenkarte. Ich beugte mich runter und hob beides auf.

FÜR KYLE

Stand dort drauf. Mit zittrigen Händen öffnete ich den Brief.

Lieber Kyle,
Ich hab keine wie ich das hier grade formulieren soll, aber ich denke vor der Tür stehen grade die vom Heim. Ich werde wenn du kommst wahrscheinlich nicht mehr da sein. Aber ich habe irgendwo in mir die Hoffnung das ich dich wieder sehen werde. Denk dran ich liebe dich! ❤

Still stand ich da. Ich fühlte nichts. Es war wieder da. Dieses Gefühl das mich aufgeben ließ. Das Gefühl vor dem ich tierische Angst hatte. Es schien mich wieder zu überwältigen. Und auch eben genau dieses Gefühl war es, das mich aus meiner Starre erwachen ließ.

Fest ballte ich die Hände zur Faust, bis ich spüren konnte wie meine Haut durchdrangen. Heiße Tränen liefen mir übers Gesicht und ich machte meinen Mund auf, dich es kam nichts anderes raus als ein stummer Schrei.

Kyle! Nicht hier! Es war die Stimme die ich jahrelang trainiert hatte, um Anna nicht zu verschrecken.

Um Anna nicht zu zeigen was für ein Monster und was für ein Wrack ihr Bruder doch war. Ich konnte ihr nicht zeigen das ich, ihr achso großes Vorbild, verletzlich und kaputt war. Und ich es noch nicht einmal schaffte mit mir selbst klar zu kommen.
Nein... Ich musste raus.

Mit einem erstickten Laut riss ich die Tür auf. Doch wohin?
Ich schluchzte. Es war eigentlich egal wohin. Hauptsache weg.
Aber im inneren wusste ich wohin.
Also stolperte ich drauflos und kam zu meiner altbekannten Holzhütte.

Kurz blieb ich stehen und keuchte auf. Mein Atem verschnellerte sich.
Dann schlug ich zu.
Hart prallte meine Hand gegen das morsche Holz.

Doch ich schlug weiter.
Tränen verschleierten mir die Sicht.
Doch ich schlug blindlings weiter zu.
Ich konnte spüren wie sich die morschen Splitter in meine Haut bohrten und abbrachen.
Aber ich schlug weiter.

Und schlug

Schlug

Schlug

"KYLE!!!!" schrie jemand, doch ich achtete gar nicht drauf. Ich zog schluchzend die Luft ein und haute weiter auf die Wand ein. Zwei schlanke aber starke Arme schlangen sich um mich und zogen mich sanft aber bestimmt zurück. Ich hatte allen widerstand aufgegeben. Ich wusste das es meine Mutter war. Sie drehte mich zu ihr um und ich fiel ihr weinend im die Arme. Beruhigend strich sie mir über den Rücken und sagte nichts. Sie wusste das dies das beste in dieser Situation war. Mit der Zeit hörte ich auf zu weinend und sie drückte mich leicht von sich.

Ihre klugen Augen musterten mich eine Weile traurig, dann seufzte sie und strich mir über die Wange. "Sein Vater ist ein Arsch Schatz.... Wir werden ihn finden! " Das konnte sie schon immer. Sie sah mich an und wusste sofort alles was passiert war.Ich nickte nur und presste meine Lippen fest aufeinander. Ich wollte nicht nochmal los weinen. Kurz nahm sie meine Hände und betrachtete sie. Ich sah wie sie versuchte so zu lächeln als ob es ihr nicht nahe ging. Doch ich merkte das sie Angst hatte das ich wieder zurück fiel.
Beschützend legte sie einen Arm um mich und stützte mich zum Haus. Auf wackligen Beinen folgte ich ihr.

Drinnen angekommen schloss sie erstmal die Tür und drückte mich auf die Treppe.

Anna's POV

Von lauten Geräuschen wachte ich auf. War Mama wieder da? Ich rollte mich aus dem Bett und tapste zur Tür hin. Leise machte ich sie auf und luckte raus. "Mama? " fragte ich leise. Sie war grad bei Kyle und sagte was zu ihm. Doch als sie mich hörte wandte sie sofort ihren Kopf zu mir. Kyle saß einfach nur da und starrte auf einen Punkt auf dem Boden. Schnell lief ich zu ihm und umarmte ihn fest. Er "Anna.... " murmelte sie Kopfschüttelnd. Doch ich sah sie mit großen bittenden Augen an. Sie seufzte, nickte und verschwand dann. Eng kuschelte ich mich an meinen großen Bruder. Ich wusste zwar nicht was mit ihm los war doch würde ich für ihn da sein. Außerdem hatte er mich noch nie weggeschickt. Und auch jetzt tat er es nicht. Nachdem er sich eine zeit lang gar nicht bewegte hatte, lehnte er jetzt seinen Kopf an meinen. Aus den Augenwinkel konnte ich erkennen wie ihm Tränen über die Wange liefen. Ich drückte mich noch enger an ihn. So saßen wir eng aneinander gekuschelt da während Mama ihm seine Hände verarztete.

Bis ans Ende (Scömiché Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt