Kapitel 39

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Mitch's POV

Heute war Montag. Ein grauenvoller Tag. Nicht das die anderen Tage im Heim nicht grauenvoll wären, doch der Montag war immer am schlimmsten. Jeden Montag kamen fremde Menschen und sahen sich unser Heim an oder eher gesagt uns. Wir hatten an diesem Tag die Chance an Adoptiveltern zu kommen. Eigentlich war das ja was gutes, doch zum einem war die Chance, das grade dich jemand auswählte sehr gering und zum anderen konnte ich mich nicht auf mein Zimmer zurück ziehen. Ich hasste diesen Tag. Seufzend strich ich noch einmal Princess über den Rücken, die sich mir wohlig entgegen streckte, dann stand ich auf und lief zum Bad rüber. Eher zögerlich klopfte ich an die Tür. "Braden? Bist du gleich fertig? " Keine Antwort, nur das rauschen der Dusche und das leise Summen Bradens war zu hören. Ich blickte kurz auf mein Handy. Erschrocken zischte ich auf. Wir hatten nur noch eine halbe Stunde!
Panisch bollerte ich stärker gegen die Tür. "Bradeeen! Mach schnell! "
Wieder bekam ich keine Antwort, aber wenig später ging die Tür auf.
Mit einer Boxershorts an und einem weißen Handtuch über der Schulter kam Braden raus. Mit ausdruckslosen Gesichtsausdruck lief er an mir vorbei zu seinem Schrank. Verletzt verzog ich das Gesicht. Er war immernoch sauer und ich wusste nicht einmal warum.
Mit gesenkten Kopf nahm ich mein Handtuch und neue Anziehsachen und lief rein.

"(…)  Und ich möchte keine Beschwerden hören! Also benehmt euch! Schönen Tag euch noch " beendete unsere immer mies gelaunte Heimleiterin ihre Ansprache und verschwand in ihr Büro. Wir verließen den Veranstaltungsraum, die meisten würden jetzt auf den Hof gehen und ihre Zeit bis zum Mittag dort absitzen, doch ich ging zu "Meinem" Platz. Da hieß, zu meinem großen Fenster vor meinem Zimmer.
So verstieß ich wenigstens nicht gegen eine der vielen Regeln. 
Doch bevor ich mich dort niederließ, lief ich zuvor in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, strich mir eine schnurrende Princess um die Beine. Ich hatte sie vorhin nicht angebunden, da ich wusste, das mit großer Wahrscheinlichkeit hier keiner beim Frühstücken hochkommen würde.

Sanft strich ich ihr einmal über den Kopf und lief dann zu meinem Schrank hin. Ich kletterte auf das Kopfende meines Bettes, das hinter meinem Schrank lag und streckte mich um auf den Schrank zu gucken. Dort oben lag nämlich mein Handy. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und streckte mich so weit es ging. Mit meinen Fingerspitzen konnte ich es schließlich hervorangeln.
Jedesmal verzweifelte ich fast daran, dennoch musste es dort oben sein, da es der einzige Platz war, wo sie bei der Zimmerkontrolle nicht nachsahen.

Erleichtert stieg ich mit meinem Handy wieder vom Bett. Dann nahm ich Princess auf den Arm, machte die Tür auf und blickte nach rechts um zu gucken ob irgendwer auf dem Gang war. Als ich mir sicher war, das dort niemand war, lief ich zur gegenüber liegenden Wand und ließ mich dort nah am großem Fenster nieder. Ich liebte dieses rießige Fenster, das praktisch die ganze Wand einnahm, sodass es einem vorkam das man vor einer offenen Wand sitzen würde. Ich setzte meine Katze neben mir ab und lehnte meinen Kopf gegen dad kühle Glas. Von unten hörte man die Stimmen der anderen, die sich wahrscheinlich auf dem Hof tummelten. Ein anderes Geräusch ließ nach einer Weile meinen Blick auf den Parkplatz richten. Ein Auto war drauf gefahren und es hörte sich so an als würden Leute aussteigen. Leider konnte ich von hier nicht erkennen wer. Nach ein paar weiteren Minuten sah ich eine braunhaarige Person zum Eingang laufen. Ein leichtes lächeln legte sich auf meine Lippen. Esther! Jeden Montag kam sie her um möglichen Adoptiveltern das Heim und die Kinder zu zeigen. Doch mein lächeln legte sich sofort als meine Gedanken fast automatisch zu dem Tag zurück wanderten, an dem ich Esther kennenlernte. Ich senkte meinen Blick wieder in meinen Schoß und schluckte.
Es waren grade die Tage gewesen an denen ich mich langsam von den Strapazen erholte, die wenige Tage zuvor in meinem Elternhaus passiert waren. Kyle, Hannah und ihre kleine Tochter waren grade außer Haus, als Esther und die Heimleute mich dort wegholten. Ich kniff die Augen zusammen und biss mir auf die Lippe.
Kyle... Mein Kyle... Da war er noch am Leben. Dort war er noch bei mir und konnte mich beschützen. Ohne es zu wollen zog ich mein Handy aus der Tasche und ging auf die Galerie. Sofort kamen Bilder von Kyle.
Mit zittrigen Fingern scrollte ich mich durch die Bilder. Plötzlich blieb ich bei einem Bild stehen. Für einen Moment verschwamm meine Sicht, doch ich konnte die Tränen grafe noch aufhalten. Ich blinzelte ein paar mal um wieder sehen zu können, dabn blickte ich wieder auf das Bild. Es zeigte mich und Kyle an dem letzten Abend an dem wir zusammen waren. Es war der Moment kurz bevor das große Unglück passierte. Ich war an den Fahrradständer gelehnt, Kyle stand direkt bei mir und sah auf mich runter. Unsere Gesichter waren nah beieinander, dennoch küssten wir uns nicht.
Selbst auf dem Bild sah man wie sehr Kyles blaue Augen dort leuchteten.
Ich zitterte am ganzen Körper, als ich mit dem Finger über das Bild fuhr. Ich vermisste ihn so verdammt.
Ich wollte ihn wieder anfassen, seinen Körper an meinem spüren, seinen Geruch riechen, unsere unbedeutenden Gespräche führen, in seinen schützenden Armen liegen, einfach bei ihm sein. Inzwischen zitterte ich so stark, das ich mein Handy kaum noch halten konnte. Ich ließ es einfach neben mich fallen und zog Princess auf meinen Schoß, die es zuvor neben mir gemütlich gemacht hatte. Zuerst mautzte sie total verärgert, aber als ich meinen zitternden Körper an sie presste, beruhigte sie sich und fing sanft an zu schnurren. Langsam sickerte eine einzelne Träne hinab in ihr Fell.
Zitternd hielt ich sie im Arm und versuchte mich aus meinen Gedanken rauszuziehen, nicht in diese leere zu fallen und mich nicht diesem schlechtigkeitsgefühl hinzugeben.
Doch es war schwierig. Denn irgendwie wollte ich nicht mehr kämpfen. Ich konnte das alles nicht mehr.

Erst als ich Stimmen auf dem Gang hörte, schaffte ich es mich meinen Gedanken zu entziehen. Schnell richtete ich mich auf und sah den Gang entlang. Doch dort war noch niemand. Müde von der Traurigkeit fuhr ich mir über mein heißes Gesicht. Zwar konnte ich nicht mehr richtig weinen, dafür wurden meine Augen total trocken, mein Gesicht total heiß und ich fing jedesmal stark an zu zittern. Langsam kamen die Schritte mehrerer Personen näher und ich rührte mich nicht.  Mir wsr bewusst das man das auch Princess sehen konnte, aber ich war wie unter Schock.
Sekunden später betraten vier Personen den Gang.
"(…)  Und das ist einer der Schlafgänge des Heimes. Dort schlafen bis zu drei Jugendliche auf einem Zimmer" hörte ich Esther reden und sie zeigte auf die Zimmer.
"Männlich und Weiblich getrennt versteht sich! Wir wollen sie hier ja schließlich nicht zur Unzucht erziehen! " setzte Mrs.Brightons mit krächzender Stimme hinterran. Hinter ihr nickte die braunhaarige Frau höflich lächelnd und wandte ihren Blick aber sofort wieder Esther zu. Leicht musste ich lächeln. Wer fand Mrs.Brighton schon sympathisch...
Hinter ihr war ein großer blonder Typ,vielleicht 21 Jahre alt, doch er hörte gar nicht dem Gerede der beiden Frauen zu. Stattdessen schweifte sein Blick den Gang entlang, grade als er mich endeckte, schienen die Frauen mich zu endecken. Leider auch meine Heimleiterin. In großen Schritten kam sie auf mich zu gestalkst. Schnell ließ ich mein Handy in meine Hosentasche verschwinden und sah ängstlich zu ihr. Drohend stand sie nun über mir.
"Hast du nicht draußen zu sein! Du verstößt jedes mal gegen die Regeln! Wir sollten dich mal ordentlich bestrafen! " fauchte sie mich laut an.
Princess legte die Ohren an und fauchte und knurrte sie an. Eng drückte ich sie an mich. Erst jetzt schien sie meine Katze zu bemerken.
"Du hast eine Katze?! Du wirst dieses Viech sofort raussetzen! Wir dulden hier keine Viecher du verwöhntes Muttersöhnchen! " schrie sie mich schon fast an. Ich zuckte zusammen und sah hilfesuchend zu Esther die nun auch dort stand.
Doch meine Heimleiterin hatte  anscheinend schon vergessen das wir Besuch hatten und schrie weiter auf mich ein. Immer weiter presste ich mich an die Wand.
Erst als Esther sie an der Schulter fasste und zu ihr was sagte, schien es ihr wieder einzufallen.
"Mrs.Brighton! Was fällt ihnen ein ihn so anzuschreien! Der Junge hat viel durchgemacht, viel zu viel für sein alter! " sagte sie ruhig, aber mit einem verärgerten Unterton. Die abgesprochene nickte. "Es ist mit mir wohl durchgegangen! Aber hier sind Tiere verboten und wir werden das Tier wegbringen! " rechtfertigte sich meine Heimleiterin mit einem wütenden Blick auf mich. Kurz sah ich zu den beiden fremden.
Die Frau betrachtete mich mitleidig und der blonde sah mit verärgerten Blick aus dem Fenster. Seine blauen Augen funkelten förmlich. Ich schluckte. Blaue Augen.... Sofort gingen meine Gedanken wieder zu Kyle. Doch gleich darauf erhob Esther wieder das Wort. "Mrs.Brighton! Dieser Junge wird seine Katze behalten! Und ich würde mich an ihrer Stelle daran halten! "
Die alte Frau schnaubte nur, nickte aber und trat von mir zurück.
Erleichtert atmete ich auf und drückte Princess nochmal an mich, bevor ich dankbar zu Esther sah. Doch sie nickte nur und lächelte mir zu. "Okay Mitch! Ich wollte den Herrschaften hier mal ein Zimmer zeigen. Können wir in deines? " fragte sie. Ich nickte und zeigte auf mein Zimmer. Sprechen konnte ich grade nicht. Ohne ein weiteres Wort lief Esther mit den Leuten zu meinem Zimmer. Der Typ lächelte mir kurz zu dann folgte er ihnen.
Nach ein paar Minuten waren sie auch schon fertig und kamen wieder raus, nur der blonde war noch drinnen. Schnell rappelte ich mich auf. "Esther! Kann ich kurz mit dir sprechen? " fragte ich hoffnungsvoll.  Kurz warf sie einen Blick auf die wütende Heimleiterin, nickte dann aber und kam zu mir. Die beiden Frauen warteten solange in einiger Entfernung auf dem Flur.
Schnell umarmte ich sie und drückte mich eng an sie. "Danke Esther! Oh Danke... " murmelte ich. Sie gab mir einen Kuss auf den Scheitel. "Kein Problem Mitch... Ich tue alles dafür das du glücklich bist!" flüsterte sie. Zum ersten Mal seit Monaten lächelte ich wieder richtig. Doch das ging auch schnell wieder. "Du kannst mich hier auch Rausholen oder? " hauchte ich. Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Nein, wenn ich könnte würde ich sofort! " sie. Dann drückte sie mich nochmal kurz. "Okay Mitch... Ich muss jetzt weiter machen, wir sehen uns nächsten Montag" meinte sie und lief wieder zu den anderen. Ich nahm Princess auf den Arm und wollte wieder in mein Zimmer, doch da kam mir grade der blonde entgegen.
"Scooooooott komm! " rief die braunhaarige. Kurz sah er auf mich runter,dann rief er, "Jaaa Schwesterchen! " Er zwinkerte mir noch zu und lief dann an mir vorbei.
Verwirrt lief ich in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Da fiel mir der Zettel neben mir auf. Ich nahm in meine Hand und las.

Hey...
Uhm ja ich weiß auch nicht wie ich das schreiben soll aber, wenn du meine Hilfe brauchst :

Ich blickte auf die Visitenkarte darunter.

Scott Hoying
Musiker für alle Anlässe
Erreichen unter: 0123****

Ich runzelte die Stirn. Was war mit dem denn los? Ich kannte ihn doch gar nicht!?

Bis ans Ende (Scömiché Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt