8.Kapitel

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Ich kann nichts dagegen tun, dass meine Augen sich weiten. Und wie sie sich weiten. Das kann nicht sein! Nein! ,,Du-du hast einen Sohn?" Meine Überraschung auf seine Antwort kann er deutlich sehen und hören. Beruhigend schaut er mich an und nickt einmal belustigt. Er läuft auf mich zu und legt eine Hand auf meinen Oberarm. Mit seinem Daumen streichelt er mich einmal. ,,Ich bin Vater, Efsane. Überrascht dich das wirklich sehr?" Er...er findet es lustig, wie ich reagiere! Meine Reaktion ist berechtigt! Ich habe jede verdammte Information über diesen Mann herausgefunden. Jede einzelne. Ich weiß sogar welche Farbe seine verdammte Boxershorts hat, weil sein Hemd es nicht verdeckt hat, als er vorhin aufgestanden ist. Und jetzt haut er diese Information raus. Natürlich schockt mich das. ,,Aber wie?" Andere Wörter kann ich gerade nicht bilden. Ich muss erstmal diese sprachlose Information sacken lassen. Und er lacht wirklich! ,,Yasin!" knurre ich schon fast. ,,Hey, hey. Ganz ruhig." sagt er und ich entferne meinen Oberarm von ihm. ,,Es war ein One Night Stand. Die Dame hat mir eigentlich versichert, dass sie die Pille nimmt, aber es hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass sie es doch nicht tut." ,,Und weiter?" ,,Es war für eine Abtreibung zu spät, also musste sie das Kind auf die Welt bringen. Sie hat es ohne Komplikationen auf die Welt gebracht. Während der Schwangerschaft und der Geburt habe ich so gut es geht an ihrer Seite verbracht." So als ob er es vor seinen Augen hat, redet er nicht weiter und starrt einen Punkt an. ,,Ich habe ihre Schulden abbezahlt. Ich habe ihr Geld gegeben und auch viel für sie ausgegeben. Die ganzen Sachen für das Baby habe ich gekauft und mich auch um sie gekümmert." Seine Stimme wechselt langsam zu Verachtung. Ich kann mir vorstellen was danach passiert ist. Er schaut von seinem Punkt weg und schauen mich an. ,,Du darfst dreimal raten, wer nach der Geburt abgehauen ist als wir erfahren haben, dass das Kind eine Behinderung hat." Oh Nein. Was ein Scheiß. ,,Beschissene Frau." murmele ich wütend und schüttele mit dem Kopf. Gibt es auch eine gute Mutter auf dieser verdammten Welt? Eine, die weiß, wie man Liebe gibt? Eine, die nicht abhaut, weil das eigene Kind eine Behinderung hat?

Langsam lege ich diesmal meine Hand auf seine Schulter. ,,Hast du sie jemals wieder gesehen?" frage ich und er nimmt seine Augen von meiner Hand. Kopfschütteln. ,,Ich könnte sie sofort finden lassen, aber ich will es nicht. Wer einmal abgehauen ist, würde es auch zweites Mal. Sie will ihren Sohn nicht und das ist Grund genug, sie von ihm fernzuhalten." antwortet er und schnaubt einmal verärgert. Nicke verstehend. ,,Wie alt ist dein Sohn?" Er lächelt plötzlich. ,,Sechs Jahre und sieben Monate." ,,Lebt er mit dir?" Kopfschütteln. ,,Er lebt in Italien. Mit meinen Eltern und Geschwistern. Ich besuche ihn aber jede Woche. Deutschland wäre zu riskant für ihn und ich bin sowieso nicht jeden Tag da. Er würde sich bei mir nur langweilen." So viele neue Informationen. Sehr gut. Er ist gesprächig und ich bin es auch. Perfekt. ,,Was für eine Behinderung hat er denn?" frage ich einfach weiter und will meine Hand wegnehmen, aber er drückt sie mit seiner wieder auf den gleichen Platz zurück. ,,Bitte nicht." Na gut. Solange er mir Antworten gibt, dann kann meine Hand bei ihm bleiben. ,,Gehörlosigkeit. Seit der Geburt hört er nichts, weil die Fotze während der Schwangerschaft Antibiotika zu sich genommen hat." So viel Abscheu in seiner Stimme. Kann wieder nur mit dem Kopf schütteln. ,,Ich wusste nicht, dass Antibiotika einen Effekt auf die Entwicklung des Gehörs vom Kind hat." erzähle ich ihm und er führt mich zum buntfarbigen Sofa, das hier auch steht. Wir setzen uns und er atmet tief aus. ,,Wusste ich auch nicht bis die Ärztin mir es erzählt hat. Krebsmedikamente sowie Drogen und Alkohol können die Entwicklung des Gehörs beeinträchtigen. Wenn eine Schwangere an einer Infektionskrankheit wie Zytomegalie, oder Toxoplasmose erkrankt, kann auch das Gehör eines ungeborenem Kind beschädigt werden." ,,Du hast dich wohl sehr viel mit dem Thema beschäftigt." spreche ich meine Gedanken aus und er nickt mit einem quälendem Lächeln. ,,Leider, aber es hat auch was Gutes. Mehr Wissen schadet nicht."

,,Wie heißt er denn?" Eigentlich die wichtigste Frage von allen. ,,Daryo." ,,Kurdisch?" Er nickt. ,,Meine Mutter ist Kurdin und sie hat den Namen ausgesucht." ,,Schöner Name." murmele ich und er schaut mich lächelnd. ,,Danke. Ich will ihn dir gerne vorstellen." Der Name Daryo erinnert mich an Daran. Er ist auch Kurde. Yasin will wirklich seinen Sohn mir vorstellen. Wenn er von mir jetzt irgendwie erwartet, dass ich irgendwelche mütterliche Seiten von mir zeige, kann er das sofort vergessen. Ich will keine Kinder und werde auch niemanden mütterlich behandeln. Nein. Auf gar keinen Fall. Nicht einmal Yasins Sohn, von dem ich nichts wusste. Nein, nein, nein. ,,Aber noch nicht jetzt. Irgendwann bestimmt." Nicke zustimmend, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin. ,,Komm. Der Reis ist bestimmt fertig." Wir erheben uns und er schaltet die Lampe aus, bevor er die Tür schließt. Stumm laufen wir durch den Gang. Krass. Wirklich krass, dass ich davon nichts wusste. Ich überdenke. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr Sachen gibt von denen ich nichts weiß. Verdammt nochmal. Wie konnte ich übersehen, dass er ein Kind hat und Vater ist? Wie? Und Eda hat es auch nicht herausfinden können, obwohl sie mir dabei geholfen hat. Eine neue Information, die ich auf mein White Board schreiben muss: Yasin hat einen Sohn, namens Daryo.

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