14.Kapitel

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Ich brauche mehr als fünfzehn Minuten, um meine Hände von meinem Gesicht zu entfernen. Besser gesagt von meinen Augen. Ich musste mir sicher sein, dass man nicht mehr erkennen konnte, dass meine Augen bisschen getränt haben. Vor Wut natürlich. Etwas anderes kann es sowieso nicht sein. Das war das erste Mal nach langem, aber das kann man sowieso nicht als richtiges Weinen beschreiben. Ich weine nicht mehr. Efsane weint nicht mehr. Sie vergießt keine Tränen mehr. Wie kann er es wagen? Wie kann er es wagen hier aufzutauchen? Mich ausziehen. Mich anzuziehen. Meine Wunden zu versorgen. Wieder einen Zettel zu hinterlassen. Der Zettel.

Langsam drehe ich meinen Kopf nach links und sehe es. Der Zettel liegt auf dem Boden. So wie ich es fallen gelassen habe. Ich will es nicht aufheben. Seine Hand hat den Zettel berührt, mit seinen Fingern hat er den Stift an das Blatt gesetzt und geschrieben. Er...er hat mich angefasst. Ich gehe gleich nochmal duschen. Nein, nicht gleich. Jetzt! Ich gehe jetzt duschen! Erhebe mich sofort und renne fast schon ins Bad. Knalle die Tür zu und schließe ab. Zweimal. Ziehe mich ganz aus und bevor ich in die Dusche steige, schaue ich meinen nackten Körper im Spiegel an. Ich...ich sehe keine Auffälligkeiten. Nur meine Wunden, die sauber mit einem großen Pflaster verdeckt wurden. Drehe mich um, nach rechts, nach links. Keine Flecken oder sonst etwas. Gar nichts. Schlucke laut. Sicherheitshalber beuge ich mich noch zum Spiegel und inspiriere genauestens meine Schultern, meinen Halsbereich, mein Dekolleté und mein Gesicht. Gar nichts. Atme laut aus.

Das kalte Wasser fließt vom Duschkopf und trifft meine Haut. Gelegentlich würde ich jetzt meine Augen erleichtert schließen und erstmal die Erfrischung genießen, aber heute nicht. Jetzt nicht. In der nächsten Sekunde greife ich nach dem weißen Duschschwamm und klatsche eine Menge von meinem Duschgel. -Aber meine Augen bleiben an der Schrift hängen. Honey Aroma. Honigduft. Honigduft. Honigduft. Es hätte mir nichts ausgemacht immer noch das gleiche Duschgel zu benutzen, aber...

Aslanoğlu steht hinter mir.

Er ist derjenige, der versucht mich ohnmächtig zu machen. Er ist derjenige, der ohne Scham mich an ihn presst. Er ist derjenige, der seine Nase in meine Haare vergräbt und nur wartet bis ich mein Bewusstsein verliere.

Das Duschgel fällt mir aus der Hand und ich hebe es nicht hoch. Er. Er. Er ist derjenige gewesen, der seine Nase in meine Haare vergraben hat. Er. Er. Er ist derjenige gewesen. Er. Er. Er hat meinen Duft eingeatmet. Er. Er. Er. Führe meine Hände zu meinem Kopfansatz und ich schrubbe. Ich kratze, schrubbe und ritze mir fast die Kopfhaut auf. Egal. Egal. Egal. Hauptsache ich kriege das Bild von ihm aus meinem Kopf. Reibe, reibe, reibe. Reibe ihn aus meinem Kopf. Schrubbe, schrubbe, schrubbe. Schrubbe ihn aus meinem Kopf. Ritze, ritze, ritze. Ritze ihn aus meinem Kopf. Erst als ich meine Kopfhaut pochen fühle, nehme ich meine Hände an mich. Presse sie gegen meine Brust und meine rechte Hand lege ich auf mein Herz. Wild pocht mein kaltes Herz gegen meine kalte Brust und ich lehne mich an die Wand. Mit einem Mal tauchen seine Augen vor meinen auf und ich schließe sofort die Augen, um seine nicht zu sehen. Ich will sie nicht sehen. Ich will ihn nicht sehen.

Mit geschlossenen Augen lege ich meine Hand auf den Duschhahn und drehe ihn langsam in die warme Richtung. Es wird warm. Von warm zu heiß. Und von heiß zu brennend. Meine Atmung beschleunigt sich als die Wassertropfen meine Haut berühren. So ist es gut. Heißes Wasser putzt dreckige Sachen am besten weg. Auch die Bilder in meinem Kopf. Auch seine Hände an meinem Körper. Auch seine Nase von meinen Haaren. Dreckig. Alles dreckig. Fünf minutenlang stehe ich unter dem kochenden Wasser, bevor ich das Wasser zuschalte. Der Dampf, der durch das heiße Wasser entstanden ist, versperrt mir die Sicht durch die Duschkabine. Ich presse das Wasser aus meinen Haaren und steige aus der Dusche. Werfe einen Blick in den Spiegel und schaue mir sofort meine Haut an. Sie hat eine leichte rötliche Farbe eingenommen. Wäre ich noch länger unter der Dusche geblieben, würde ich jetzt eine rötlichere Haut haben. Mit dem Handtuch trockne ich mich nur lustlos, ziehe mich an und laufe in mein Zimmer, aber stoppe sofort wieder, als ich den Zettel sehe, der auf dem Boden noch liegt. Ich werde wütend. Er macht mich wütend. Verfickt nochmal!

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