TURKISH REVENGE

45.Kapitel

A T A K A N

Wann habe ich mich das letzte Mal so verzweifelt gefühlt? So grausam und grässlich. So scheußlich und trübsinnig. Ich bin sauer auf Yankar, aber eigentlich bin ich doch der Hauptverantwortliche. Wäre ich nicht so dumm gewesen und wäre ich zu ihr gegangen, dann wäre sie jetzt nicht bei Yankar. So viele Wochen. So viele Minuten. Alles zu viel. Viel zu viele Tage, viel zu viele Sekunden. Während ich zuhause Wände geschlagen und mich von meiner Wut zerfressen lassen habe, war Efsane in Yankars Hände gefangen. Ich bin der Schuldige. Und das werde ich mir selber niemals verzeihen.

Sollte mich Sergio verarschen, um irgendwas zu erreichen, dann bringe ich ihn zusätzlich um. Aber irgendwas in mir sagt, dass es nicht so ist. Und so verzweifelt und aufgewühlt wie ich bin, will ich ihm einfach glauben. Jede weitere Minute in diesem Privatjet vergeht viel zu langsam und macht es mir unerträglicher. Sergio konnte den Standort von Yankar orten. Wir sind auf dem Weg. Nicht mehr lange, Efsane. Bald. Bald bin ich bei dir und befreie dich aus seinen Händen. Ich vergrabe mein Gesicht in meine Hände und atme leise aus. Die Schuldgefühle wollen mein ganzes Denkvermögen übernehmen, was ich unkontrolliert zulasse.

Verdiene ich Efsane überhaupt noch? Nach der ganzen Scheiße, die wir erlebt haben. Nach der ganzen Scheiße, die ich getan habe. Verdiene ich überhaupt noch die Frau, die ich ... liebe. Mag sein, dass es für andere viel zu früh wäre, jetzt schon zu realisieren, dass man jemanden liebt, obwohl man nicht viel Zeit gemeinsam verbracht hat. Aber was interessiert mich die Meinung von Anderen? Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, habe ich etwas gespürt, was ich noch nie gespürt habe. Dieser Drang eine Frau näher kennenzulernen ... dieses Bedürfnis mich ihr zu nähern, nur um ihre faszinierenden Augen genauer zu betrachten. Diese Augen, in die ich mich zum ersten Mal verloren habe. Wie schön kann ein Grün sein? Wie kann man so schöne Augen besitzen? Als ich das allererste Mal in ihre Augen geschaut habe, habe ich im ersten Moment nur kalte und verschlossene Augen gesehen. Nur eine Schwester, die ihren Bruder finden wollte.

Wie kann man beim ersten Treffen einer Frau schon einen Antrag machen wollen?

In meinen ganzen 28 Jahren habe ich noch nie sowas gefühlt. Noch nie wollte ich eine Frau so sehr, wie Efsane. Ist das ... Liebe auf den ersten Blick? War es schon beim ersten Tag Liebe? In der ersten Sekunde waren es kalte, verschlossene Augen. Mir haben paar Sekunden gereicht, um zu erkennen, dass es nicht so ist. Und danach kam der Wille, mehr herauszufinden. Wie heißt sie? Wie alt sie? Was versteckt sie hinter den kalten Augen? Was versucht sie zu verbergen? Was mag sie? Was mag sie nicht? Was sind ihre Hobbys? Wer sind ihre Eltern? Hat sie eine große Familie? Will sie meine Frau werden?

Als ich dann auch noch ihren Namen herausgefunden habe, konnte ich nicht mehr aufhören an sie zu denken. Efsane. Efsane. Efsane. Eine Grünäugige Schönheit mit einem seltenen Namen. Noch nie habe ich diesen Namen gehört. Genau wie ihre Augen hat mich ihr Name auch fasziniert. Tag und Nacht habe ich an sie gedacht. Während dem Auto fahren, während dem Arbeiten, während dem Essen, während dem Trainieren. Immer. Und jetzt soll jemanden aus der Ecke kommen und mir sagen, diese Frau in Ruhe zu lassen. Es ging nicht. Verdammt, es ging wirklich nicht. Mein Herz hatte schon angefangen für sie zu schlagen. Wie sollte ich aufhören an sie zu denken?

Ich habe mir schon gedacht, dass sie mich niemals aus freien Willen wollen oder heiraten würde. Vor ihren Augen habe ich ihren Bruder geschlagen. Ich habe ihn wie Dreck behandelt. Sie würde niemals einen Mann heiraten, der ihren Bruder so behandelt. Ich weiß nicht was mit mir los war. Dieser Wille sie endlich bei mir zu haben war zu stark. Sie sollte bei mir wohnen. Sie sollte meinen Ring um ihren Finger tragen. Sie wollte in meinem Bett schlafen und aufstehen. Sie sollte um mich herum sein. Der Wille war so stark, dass ich alles dafür getan habe. Wie zum Beispiel ihr Haus in Brand zu legen. Ich war das Arschloch. Es ist, wie es ist. Das Bolat in dem brennenden Haus sein würde, war aber nie geplant gewesen. Das war niemals meine Absicht. Wäre ich genau in diesem Zeitpunkt dort gewesen, hätte ich ihn auch aus dem brennenden Haus rausgeholt. Aber nicht ich war dort, sondern Efsane. Sie hat ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um das Leben ihres Bruders zu retten.