39.Kapitel

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Montag, 17:30 Uhr

,,Tante Efo! Wir sind wieder da!" kommt plötzlich die hohe, glückliche Stimme von Lale in mein Ohr und lässt mich blinzelnd die Augen öffnen. Müde versuche ich meine Augen offenzuhalten. Gott ... mein Körper fühlt sich wie gelähmt an. Eine Lähmung die meinen ganzen Körper übernommen hat. Meine Beine habe ich mit der Decke umwickelt, während mein Oberkörper nur einen kurzes blaues Top anhat. Die Hitzewellen mitten in der Nacht sind der Grund dafür. Trotz den kühlen Temperaturen ist mir brennend heiß in der Nacht. ,,Wo bist du?" Ich öffne meine geschlossenen Lider, die ich eigentlich offen halten wollte. Lale? Lale ist wieder da? Ich habe mein Zeitgefühl verloren. Meine rechte Gesichtshälfte habe ich in mein Kissen vergraben und ich bin mir sicher, dass es ein Abdruck hinterlassen hat. Ich höre das Öffnen meiner Tür.

,,Nanu? Schläft etwa deine Tante, Ela?" Ich bin wach, aber könnte jede Sekunde einschlafen. Meine Sicht etwas verschwommen. Lale tretet vor meinen Augen zögernd auf und ihre Lippen verzeichnet ein Lächeln. ,,Sie ist doch wach. Efo, hast du uns nicht gehört?" Meine trockenen Lippen wollen ihr antworten, doch mir fällt schon das Befeuchten mit meiner Zunge schwer. Kraftlos setze ich mich auf und lehne mich an mein Bett. Lales Augen werden besorgt und sie setzt sich mit Elaya auf ihrem Schoß auf mein Bett. ,,Was ist los, Maus? Bist du etwa erkältet?" Lales Hand wandert von meiner Wange zu meiner Stirn, um meine Körpertemperatur zu kontrollieren. Leicht nicke ich. ,,Ich ..." breche ab und räuspere erst meine raue Stimme. ,,Ich bin etwas krank." beende ich meinen Satz. ,,Das sehe ich. Du bist ganz blass. Ach, Efsane. Wieso hast du mir nicht Bescheid gegeben? Hätte ich gewusst, dass du krank bist, wäre ich doch viel früher gekommen." seufzt sie und streicht mit ihren Fingern durch meinen verwuschelten Dutt. Ich wollte nicht stören. Lale ist länger als das Wochenende bei Osman geblieben. Eine Woche. Sie war eine Woche mit Elaya bei Osman. Eine Woche.

,,So wie ich dich kenne, hast du bestimmt nur eine Mahlzeit zu dir genommen, nicht wahr?" Ich verrate ihr nicht, dass ich an zwei Tagen keine Nahrung zu mir genommen habe. Ich bleibe stumm und das gibt ihr die Antwort. Sie seufzt und schüttelt nur mit dem Kopf. ,,Das ich noch frage ... du hast auch abgenommen! Mensch, Efo. Na komm, steh auf. Lass uns erstmal dein Gesicht waschen und danach mache ich dir eine heiße Suppe, ja?" Lale streichelt aufmuntert meinen rechten Oberarm und nickt mir auffordernd zu. Ela, in ihren Armen schaut mich mit großen Augen an, bevor sie sich an ihre Mutter anlehnt. Ich hab sie vermisst. Ich habe beide vermisst. Eine Woche war ich alleine in dieser Wohnung, ohne meine Freundin und ohne meine Nichte. Lale zieht die Decke weg, woraufhin ich mich langsam erhebe und mich zum Bad rüberschleppe. ,,Soll ich dir helfen?" fragt Lale, doch ich schüttele mit dem Kopf. ,,Geh du schon mal. Ich komme gleich nach."

Das kalte Wasser tut meiner warmen Haut gut. Diese Erfrischung habe ich nötig, trotz dass ich mich wieder in mein Bett verkriechen möchte. Ich habe mir eine Erkältung eingeschnappt, die mich so kraftlos macht. Seit Tagen bewege ich mich nicht aus dem Bett. Seit Tagen fühle mich schlapp. Seit Tagen fühle ich mich alleingelassen. Lale war nicht da. Hakan arbeitet. Bolat lernt viel. Emirhan und Halil besuchen mich kaum. Mit Azra schreiben wir nur auf WhatsApp. Sieben Tage war ich alleine in meiner Wohnung und habe mit niemand interagiert. Ich habe gar nicht geredet. Kein Ton hat meinen Körper verlassen. Außer, wenn ich meine Nase geputzt oder gehustet habe. Ich bin alleine. Alleine.

Ich laufe ins Wohnzimmer und sehe aus dem Augenwinkel Lale in der Küche vor dem offenen Kühlschrank. ,,Für die Suppe müsste ich einkaufen gehen. Hm. Ich google mal kurz was ich noch so alles brauche." Wende meinen Blick ab und sehe Elaya auf dem Sofa liegen. Eingewickelt in ihrer Plüschdecke, die ich ihr vor paar Wochen gekauft habe. Sie liegt ruhig und hat ihren pinken Schnuller im Mund. Ich habe sie so vermisst. Ich bin sehr an sie gewöhnt. Dieses plötzliche Gehen hat mir nicht gutgetan. Vorsichtig greife ich nach ihr und lege mich auf das Sofa. Elaya liegt auf meiner Brust und ich decke uns mit der grauen Decke, die gefaltet neben uns lag. Mein kleines Mädchen.

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