,,Guten Abend." begrüßt mich Yankar mit seiner tiefen Stimme, als ich ihm die Tür öffne und ihm Platz mache, damit er hineintreten kann. Er zieht seine Schuhe aus und anhand seiner Kleidung, erkenne ich, dass er wohl von einem Geschäftsessen wieder kommen muss. Sein maßgeschneiderter Anzug schmiegt sich an seinen Körper und seine Haare hat er wohl etwas am Ansatz geschnitten, denn sie sind kürzer. Auch seine Seiten sehen so aus, als ob sie frisch rasiert worden sind. ,,Hallo." murmele ich nur leise und schließe leise die Tür hinter ihm.
Osman ist schon vor einer halben Stunde mit Lale und Elaya zusammen gegangen. Seitdem habe ich den Schwarztee köcheln lassen, damit ich ihn Yankar servieren kann. Da er schon paar Mal hier gewesen war, weiß er, dass er links abbiegen muss, um ins Wohnzimmer zu gelangen. Mit leisen Schritten folge ich ihm und sehe, dass er seine Anzugsjacke auszieht und sie über die Lehne vom Couch legt. ,,Setz dich doch." bitte ich ihn und er lässt sich breitbeinig auf die beige Couch sinken. ,,Willst du einen Tee? Er köchelt gerade." Ich warte auf eine Antwort, doch Yankar lässt sich Zeit mich anzuschauen. Besser gesagt, abzuchecken.
Seine dunkelblauen Augen wandern von meiner grauen Jogginghose zu meinem schwarzen Oversized Shirt und zu meiner Strickjacke. Ich presse die Lippen aufeinander, als seine Augen auf meinen etwas offenen Ausschnitt huschen, von dort aus meinen Hals betrachten und danach endlich in meine Augen gucken. Habe ich ein falsches Outfit an? Ich habe mir die Mühe gemacht, meine Pyjamas gegen meine Jogginghose umzuziehen. Also bitte. Seine Augen wandern kurz zu meinem beiden Seitenponys, die ich gestern versucht habe zu schneiden. Sie sind nicht all zu kurz geworden. Ich habe paar Strähnchen bis zu meinen Ohren geschnitten. Es ist nicht so schlecht geworden. Im Gegenteil. Ich mag's. Eine schöne Veränderung an meinem Aussehen.
,,Gerne." antwortet er dann endlich und ich drehe mich schnurschnack um, damit ich zur Küche gehen kann und er seine Augen von mir nehmen kann. Er hat immer den gleichen Blick. Immer, wenn wir uns sehen, analysieren seine Augen erst mein Erscheinungsbild. Es lässt mich unwohl fühlen. Ich greife nach zwei Teegläsern und fülle beide mit dem Tee. Trinkt er seinen Tee mit Zucker? Ich habe das ganz vergessen. Ach, egal. Wenn er will, hole ich es einfach.
Ich laufe ins Wohnzimmer und stelle die Gläser auf den Tisch ab. Stumm setze ich mich mit einem gewissen Abstand neben ihm. Lehne mich an die Couch und sehe ihm dabei zu, wie er nach dem Glas greift und vorsichtig draus trinkt. Yankar ... war die letzten Monate hier öfters. Anfangs war mein Plan diesen Weg mit Yasin zu gehen, aber er verbringt zurzeit öfters Zeit mit seinem Sohn, der sich erkältet hat. Deswegen kommt Yankar und ... wir reden immer. Öfters über ... Aslanoglu und über unsere weiteren Pläne. Ja, mein Racheplan ist gerade auf Eis. Trotzdem heißt es nicht, dass es vorbei ist. Ist es nicht. Wird es nicht.
,,Wie geht es dir?" fragt Yankar und dreht seinen Kopf zu mir. ,,Gut. Wie immer." antworte ich nüchtern und stelle meinen Ellbogen auf die Lehne ab, um meinen Kopf seitlich abzustützen. Ich bin etwas müde. Sonst geht es mir gut. ,,Dir?" ,,Ich bin etwas erschöpft. Seit heute morgen muss ich mich mit zu vielen Menschen rumschlagen." erzählt er, aber lässt es sich nicht anmerken. Seine Augen wandern durch den Raum, zum Gang und dann fragend zu mir. ,,Wo ist Elaya? Um diese Uhrzeit schreit sie doch die ganze Wohnung zusammen." Mein Mundwinkel zuckt amüsiert hoch. Das stimmt. Meine kleine Eule. Ich greife langsam nach meinem Tee, während ich ihm antworte. ,,Lale und Ela sind übers Wochenende bei Osman." Verwundert trinkt er einen weiteren Schluck. ,,Ach, echt? Osman hat es wohl geschafft."
Nicke nur daraufhin. Nachdem ich einen kleinen Schluck getrunken habe, schaue ich zu Yankar, der mich schon visiert hat. Fragend schüttele ich den Kopf. ,,Also haben wir die Wohnung für uns alleine?" fragt er amüsiert und erwidere seinen vielsagenden Blick. ,,So wie es aussieht." sage ich und er lacht leise auf. Auch, wenn Yankar immer mal wieder ironische Andeutungen macht, würde ich sowas in die Richtung nicht mit ihm anfangen. Nein.
Ich werde konzentrierter, als Yankar mehr zu mir auf rutscht. Unauffällig schluckend beobachte ich ihn dabei. Dadurch, dass er näher ist, sind mir seine Blicke auch intensiver. ,,Was wird das?" frage ich direkt. ,,Ich hab dich vermisst. Du mich etwa nicht?" Ich trenne meine Augen nicht von seinen und sehe aus dem Augenwinkel, wie seine Hand sich auf mein Knie ablegt.
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TURKISH REVENGE
Teen Fiction[TURKISH MAFIA muss davor gelesen werden, um diesen Band zu verstehen.] 𝙀𝙛𝙨𝙖𝙣𝙚. Blind vor Rache. Blind für die Rache ihres Bruders. Sie will ihn leiden sehen. Sie will das Tränen fließen. Sie will das Blut fließt. Sie will ihm das antun, was...