41.Kapitel

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00:10 Uhr

A T A K A N

Mein Bauchgefühl hat mich nie betrogen. Seit Jahren folge ich diesem Gefühl. Wenn irgendetwas nicht so läuft, wie ich es will, dann fühle ich es. Das war öfters so in einigen Geschäften. Wenn der Geschäftspartner mir kein gutes Gefühl gegeben hat, dann wurde alles abgebrochen und keine Handlungen vereinbart. So war es auch als ich jünger war. Als ich damals noch mit meinen ganzen Geschwistern und meinen Eltern unter einem Dach gelebt habe. In diesem dreckigen Loch, wo ich älter geworden bin. Dort hatte alles angefangen.

Ich starre auf das schwarze Display von meinem Handy. Wieso konnte sie mir nicht mal eine Minute zuhören? Vermisst sie mich denn gar nicht? Diese drei Wochen haben sich wie noch was angefühlt ... es war unerträglich, genauso wie die acht Monate davor. Wie konnte ich das aushalten? Wie soll ich das jetzt aushalten? Diese drei Wochen sind nur vergangen, weil ich mein Kopf in die ganze Arbeit gesteckt habe. So viel, dass ich keine Sekunde zum Ausatmen verwendet habe. Jedoch hat mich mein Bauchgefühl verfolgt. Er ist der schlussgebende Grund, wieso ich Efsane angerufen habe. Ich wollte nur hören, dass es ihr gut geht. Und was macht sie? Sie legt mitten in meinem Satz auf.

Sie hasst mich so sehr, dass sie nicht mal mehr meine Stimme hören kann.

,,Willst du nicht nochmal anrufen?" höre ich meine jüngere Schwester Elif fragen, die vor meinem Bürotisch auf dem schwarzen Ledersitz sitzt. Ekin, der auf dem anderen sitzt, schnalzt laut mit seiner Zunge. ,,Wieso sollte er? Sie hat ihn nicht mal ausreden lassen. Er hat auch seinen Stolz?" ,,Sie hat es vielleicht getan, weil sie den Schmerz in seiner Stimme nicht ertragen konnte?" ,,Ach, komm. Belüg' dich selber und Abi nicht an. Du hättest sie heute sehen müssen. Sie wurde schon sauer im Gesicht, als ich ihn erwähnt habe." entgegnet Ekin und die beiden diskutieren weiter. Elif konnte Efsane nicht viel kennenlernen. Sie haben sich nur auf unserer Hochzeit sehen können, weil Elif für ihr Auslandsstudium nach Australien gehen musste. Es war ihr größter Wunsch in Australien zu studieren und als ihr großer Bruder habe ich ihr diesen Traum erfüllt.

Wir befinden uns in meinem Haus. Ich bin nur fünfzehn Minuten von Efsanes Wohnung entfernt. Ekin und Elif, meine Zwillingsgeschwister, sind bei mir und haben gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Elif wusste von nichts, jedoch hat Ekin sein Maul nicht halten können und hat ihr alles erzählt. Sie hat mich neben meinem Gefühl angespornt, Efsane anzurufen, um mich zu beruhigen. Hat es was gebracht? Gar nichts.

,,Wir Frauen sind halt so, lieber Ekin. Vielleicht motzt sie halt jetzt etwas rum, aber das macht sie nur, damit Abi zu ihren Füßen kommt." höre ich Elif an Ekin gewandt sagen. ,,Ist er ein Hund?" ,,Verdammt, Ekin! Ein Mann, der liebt, rennt seiner Geliebten hinterher. Eines Tages wirst du es schon verstehen." Tief ausatmend stelle ich mich vor das offene Fenster und sehe die einzelnen Lichter, auf meinem Grundstück leuchten.

Ist sie vielleicht sehr müde gewesen und ich habe sie geweckt? Das kann aber nicht sein. Sie klang nicht müde oder verschlafen. Laut Ekin, war sie mit einer anderen Frau in dem einen Boxclub von Ridvan. Sie kann sich überanstrengt haben. Sie kann Ausversehen aufgelegt haben. Über diese Hoffnungen kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich mache mir unnötige Hoffnungen. Gekränkt fahre ich durch mein Gesicht und spüre das Pochen meiner rechten Schläfe.

,,Weißt du was, Abi? Ich lasse dich nirgendwohin gehen." Elif schnaubt verächtlich. ,,Wer bist du schon? Deine Schlafenszeit ist gekommen, du kleines Kind. Geh und nimm deinen Schönheitsschlaf, der bei dir nichts bringt." ,,Ey! Rede richtig mit mir." ,,Du solltest erstmal richtig reden." Was habe ich mir dabei gedacht, die beiden in mein Haus zu lassen? ,,Abi!" ,,Geht beide raus." zische ich sie nur an und greife nach meiner Lederjacke, die an meinem Stuhl hängt.

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